Mit vielen Milliarden Euro unterstützt die Europäische Investitionsbank (EIB) das wirtschaftliche Wachstum in Ländern der MENA-Region. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) und die Islamische Entwicklungsbank (IsDB) sind dabei als lokale Partner unerlässlich. Deutsche Unternehmen können von dieser gut funktionierenden Kooperation profitieren.

Bei der Benennung der Ziele sind sich die Bankenpartner südlich und nördlich des Mittelmeeres einig. Das wirtschaftliche Wachstum soll befördert, die Wirtschaft in ihren Wertschöpfungsketten breiter aufgestellt werden. Die Infrastrukturen in den arabischen Ländern sollen auf den Stand der Zeit gebracht und zukunftsfähig ausgebaut werden. Logistik, Klima und Umweltschutz, Digitalisierung – die Förderschwerpunkte zeigen die Richtung an: Bei der Transformation der arabischen Länder sollen die Grundlagen für widerstandsfähige Volkswirtschaften gestärkt werden. Denn auch Europa hat ein vehementes Interesse an stabilen, entwickelten Ökonomien, die noch mehr als bisher zu Partnern in einer globalen Wirtschaft werden, die sich neu ausrichtet.

In diesem Jahr haben zwei bedeutende internationale Zusammenkünfte belastbare Vereinbarungen für die verstärkte Kooperation geschaffen.

Ende Januar haben die Europäische Kommission und die Afrikanische Entwicklungsbank auf dem Italien-Afrika-Gipfeltreffen in Rom ein Finanz-Rahmenabkommen (Financial Framework Partnership Agreement) unterzeichnet. Damit sollen vor allem Investitionen in Infrastrukturprojekte ermöglicht werden. Von 2021 – 2027 wird die EU im Rahmen ihres „Africa-EU Global Gateway Investment Package“ Infrastrukturinvestitionen im Umfang von 150 Milliarden Euro zur wirtschaftlichen Entwicklung fördern, darunter auch solche in den arabischen Ländern des Kontinents.

Und am 17. März haben die EU und Ägypten eine neue strategische Partnerschaft vereinbart. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Förderung von Handel und Investitionen auf zahlreichen Gebieten, vor allem bei erneuerbaren Energien, Infrastrukturprojekten und bei der Entwicklung des Privatsektors. Die Zusammenarbeit soll insbesondere durch Zuschüsse, Darlehen und weitere Finanzierungsmöglichkeiten erfolgreich gestaltet werden. Die EU will zudem die ägyptische Entwicklungsagenda 2030 zur Erreichung der Reformziele weiter unterstützen.

Die Partner-Region im Süden des Mittelmeeres ist durchaus auf einem guten Weg. In seinem aktuellen Wirtschaftsbericht (Regional Economic Outlook 2024) ging der IWF Anfang des Jahres von einem korrigierten BIP-Wachstum für die MENA-Region von 2,9 Prozent in diesem Jahr aus. Damit die Wirtschaft wachsen kann und die Widerstandsfähigkeit auch gegen externe Schocks gestärkt werden, sind eine strikte Umsetzung von Strukturreformen und gezielte Investitionen unerlässlich. Eine verbesserte Regierungsführung soll zur weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Regulierung beitragen und so private und öffentliche Investitionen begünstigen. Effiziente Institutionen und verlässliches Regierungshandeln verstärken das Vertrauen der Investoren.

Einen signifikanten Beitrag für die Investitionstätigkeit leisten die multilateralen Entwicklungsbanken, die in der MENA-Region aktiv sind: die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) und die Islamische Entwicklungsbank (IsDB). Beide Institute sind mit einem ausgezeichneten AAA-Rating ausgestattet.

Sie kooperieren bereits seit vielen Jahren mit der Europäischen Investitionsbank (EIB), der „Hausbank“ der Europäischen Union. Auch andere internationale und regionale Entwicklungsagenturen, Förderbanken, EU-Fonds und weiteren Finanzinstituten wie die Weltbankgruppe und UN-Agenturen gehören zu den mittlerweile angestammten Finanzpartnern. Eine Kooperation mit den regionalen Instituten ist eine essentielle Voraussetzung für die EU-Förderung. Zudem sehen multilaterale Entwicklungsbanken keine Projektförderung zu hundert Prozent vorsehen, sondern in aller Regel nur eine finanziell anteilige Beteiligung.

Die Europäische Investitionsbank fördert durch ihren spezifischen Geschäftsbereich „EIB Global“ vor allem im Rahmen der Südlichen Nachbarschaft Investitionsvorhaben im öffentlichen und privaten Sektor in den MENA – Volkswirtschaften. Mit der „Resilienz-Initiative“ der Bank werden der Ausbau wichtiger Infrastrukturvorhaben, die Stärkung des Privatsektors, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Eindämmung der Migration angegangen. Im Vordergrund stehen Vorhaben in Algerien, Ägypten, Jordanien, Libanon, Marokko, Tunesien. Dabei geht es beispielsweise um die Entwicklung von Industriezonen im Libanon zur Ansiedlung von KMU oder die Vergabe von Mikrokrediten für die Tätigkeit von Frauen in Jordanien. Das EIB-Produktangebot wird durch Beratungsleistungen und technische Hilfe ergänzt.

Nach dem Erdbeben in Marokko unterstützt die EIB den Bau von 150 Gemeindeschulen , inklusive der Ausstattung, Unterkünfte und der Verkehrsmittel. Den am stärksten betroffenen Regionen wird ein Finanzkredit von 102,50 Millionen Euro gewährt. Und im Oktober 2023 hatte die Bank bereits eine Milliarde Euro für Marokkos Wiederaufbauprogramm in den kommenden drei Jahren bereitgestellt. Als Hilfe für die Planungen der Investitionen erhält das Land einen Zuschuss von 650.000 Euro aus der Resilienz-Initiative.

Seit 1979 hat die EIB Projekte in Ägypten mit mehr als 15 Milliarden Euro gefördert, meist ergänzt durch EU-Zuschüsse oder Garantien. Ägypten ist damit der größte EIB-Kreditempfänger in der MENA-Region. Die Investitionen dienen dem Ausbau von großen Wassernetzen, der Verkehrsinfrastruktur und der Möglichkeit zur Vergabe von Darlehen an ägyptische Banken, die die Kredite an KMU ausreichen. EIB-Partnerbank für die Mikrofinanzierungen an KMU, auf die nahezu 75 Prozent der Arbeitsplätze in Ägypten entfallen, ist insbesondere die Banque du Caire.

Als Beitrag für den Klima- und Umweltschutz sowie gegen die Luftverschmutzung in Städten unterstützt die EIB mit einem 600 Millionen Euro Kredit den Bau der neuen U-Bahnlinie 3 in Kairo. Die Bank hat zudem mit einem Kredit von 750 Millionen Euro die Sanierung des 22 km langen Schienennetzes in Alexandria gefördert: Renovierung von Bahnhöfen, Anschaffung neuer Wagen, Verlegung von Gleisen, sowie die Umrüstung von Diesel- auf Elektrobetrieb.

Mit mehr als einer Milliarde Euro hat die EIB Wasserprojekte in Ägypten unterlegt. Und mit 214 Millionen Euro unterstützt die Bank die Reduktion der Umweltverschmutzung im Nil-Delta sowie die Verbesserung der Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Abfallbehandlung. Das Vorhaben betrifft vor allem das Kitchener-Drain-Sanierungsprojekt, einer der stark verschmutzten Abwasserkanäle verbunden mit Kläranlangen auf 70 km Länge in Orten unweit des Mittelmeeres.

Das Gesamtvolumen der EIB-Finanzierungen für die MENA-Volkswirtschaften beträgt im Einzelnen für Ägypten: 15,2 Milliarden, Tunesien 7,2 Milliarden, Marokko 9,9 Milliarden, Algerien 2,7 Milliarden, Jordanien 3 Milliarden, Libanon: 2,7 Milliarden, Syrien 1,7 Milliarden und für Dschibuti 89,5 Millionen Euro.

Bank für Afrika

Die Afrikanische Entwicklungsbank-Gruppe fördert mit spezifischen Finanzinstrumenten wie Krediten, Garantien, Zuschüssen und Beteiligungskapital die wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Fortschritt im Rahmen der fünf strategischen Prioritäten: Energieversorgung, Industrialisierung, Integration, Landwirtschaft und Nahrungsmittelsicherheit, sowie Verbesserung der Lebensqualität. Auf die arabischen Länder in der nördlichen Region des Kontinents entfielen etwa 14 Prozent des Bank-Portfolios. Die Zusagen 2022 beliefen sich auf gut eine Milliarde Euro. Etwa 80 Prozent der Kreditzusagen der Bank für die nördliche Region betrafen Projekte in Ägypten und Marokko. Wichtige Sektoren sind die Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Energieerzeugung, Industrie und der Finanzsektor.

Im Rahmen der strategischen Prioritäten bis 2025 fördert die Islamische Entwicklungsbank Vorhaben in den sechs wichtigen Sektoren: erneuerbare Energien, multimodaler Transport, ländliche Entwicklung und Wasserversorgung, Industrie, IKT sowie Digitalisierung und Entwicklung der sozialen Infrastruktur. Ferner legt die Bank einen Schwerpunkt auf die Bereiche Gesundheit und Bildung sowie auf die Ernährungssicherheit und unterstützt die UN-Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals / SDG).

Für die Realisierungen der durch Finanzinstituten begleiteten Projekte werden Güter, Dienstleistungen, fachspezifische Beratung und Consultingleistungen benötigt. Deutsche Unternehmen können bei von der EIB und AfDB geförderten Projekten im Rahmen der betreffenden Ausschreibungen (procurement notices) mit Lieferungen und Leistungen teilnehmen und die Kooperation mit der Bank und den Partner in den MENA-Volkswirtschaften vertiefen.

Die Ausschreibungen werden auf den entsprechenden Homepages der Finanzinstitute veröffentlicht. Auch die GTAI (Germany Trade&Invest) veröffentlicht auf ihrer Homepage Ausschreibungsmeldungen für Projekte in der MENA-Region. Projektbeteiligungen bei den von der IsDB geförderten Vorhaben werden nach den Bankregularien grundsätzlich Bietern aus den Mitgliedsländern der Organisation für islamische Zusammenarbeit gewährt.