Die große Zahl von rund 80 Unternehmen, die am 16. Juni am Webinar, „Aktuelle Entwicklungen, Geschäftschancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Saudi-Arabien“, der Ghorfa in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft in Saudi- Arabien teilgenommen haben, war ein klarer Indikator: Das Königreich genießt derzeit große Aufmerksamkeit bei deutschen Unternehmen.
Saudi-Arabien hat sich mit seiner Vision 2030, das eine Diversifizierung der Wirtschaft mit einhergehenden Privatisierungsmaßnahmen vorsieht, ambitionierte Ziele gesetzt. Deutsche Unternehmen haben erkannt, dass sich Saudi-Arabien als attraktiver und zukunftsorientierter Wirtschaftsstandort in der GCC-Region für internationale Unternehmen neu positioniert.
Saudi-Arabien ist Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner im arabischen Raum – mit einem Handelsvolumen von fast 7 Milliarden Euro im Jahr 2020. Ein Ausbau dieser deutsch- saudischen Wirtschaftskooperation ist vielversprechend, nicht zuletzt wegen eines verbesserten außenpolitischen Umfeldes und seiner aktuellen wirtschaftspolitischen Entwicklung. Die sieht unter anderem die Abschaffung des Kafaleh-Systems (Sponsoringsystem für ausländische Unternehmer durch einen saudischen Staatsbürger), die Förderung des Privatsektors im Rahmen von PPP-Projekten (Public Private Partnership) und den Einstieg in die Wasserstoffproduktion vor. Saudi-Arabien möchte Solar- und Windenergie nutzen, um zum weltweit größten Produzenten von grünem Wasserstoff aufzusteigen. Eine gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien, die im März 2021 unterzeichnet wurde, unterstreicht den Willen beider Länder, Projekte in den Bereichen Erzeugung, Weiterverarbeitung, Anwendung und Transport von grünem Wasserstoff gemeinsam umzusetzen. Jörg Ranau, der deutsche Botschafter in Riad, präsentierte lukrative Möglichkeiten für künftige deutsch- saudische Kooperationen, die sich aus den ambitionierten Großprojekten in der Infrastruktur (Eisenbahn, Metro), im Gesundheitswesen und insbesondere im Städtebau und Tourismus ergeben. Ein beispielhaftes Großprojekt ist das rund 500 Milliarden US-Dollar- Projekt Neom, das im Nordwesten des Landes entstehen soll. Es beinhaltet eine futuristische Stadt, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz mit einem automatisierten Verkehrsnetz durchzogen und komplett mit erneuerbarer Energie versorgt werden soll.
Im Jahr 2025 soll die erste Bauphase abgeschlossen sein. Weitere geplante oder schon angelaufene touristische Großprojekte sind zwei Vorhaben am Roten Meer (Red Sea Tourism Project, Amaala-Project), ein Vergnügungspark (Qiddiya Entertainment City) westlich von Riad sowie der King Salman Park in Riad. Da diese Projekte großes Potenzial für eine deutsch-saudische Zusammenarbeit bergen, seien zeitnahe Delegationsreisen mit deutschen Unternehmen nach Saudi-Arabien zu empfehlen. Der Fokus solle hier auf den Themenfeldern ICT, künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien sowie Gesundheit liegen. Bundesminister a.D. und Präsident der Ghorfa, Dr. Peter Ramsauer erwähnte, dass Erfahrungen aus den zahlreichen Delegationsreisen der Ghorfa nach Saudi-Arabien bestätigten, „dass deutsche Technologie und deutsches Know-how sehr geschätzt werden und „Made in Germany“ als Beweis höchster Qualität angesehen wird.“