Das Sultanat Oman hat, seit Sultan Haitham bin Tariq im Januar 2020 die Führung des Landes übernommen hat, enorme Reformen auf den Weg gebracht. Im Rahmen ihrer Botschafter-Webinar-Reihe hat die Ghorfa am 26. April 2021 eine interessante Gesprächsrunde über Oman zusammengeführt. Thomas Schneider, deutscher Botschafter in Oman, hat in seinem Vortrag die potentiellen wirtschaftlichen Möglichkeiten sowie die wesentlichen Herausforderungen herausgearbeitet, denen Sultan bin Tariq bei Amtseintritt gegenüberstand. Die sinkenden Öleinnahmen, ein großes Defizit im Staatshaushalt sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren herausfordernde Ausgangspunkte, denen der Sultan mit Hilfe einer Reform des gesamten Regierungsapparates, einer Straffung des öffentlichen Sektors sowie einer Bündelung der Staatsfonds in die Oman Investment Authority entgegengewirkte.
Im Rahmen des „Economics Stimulus Plan“, der in der Oman-Vision 2040 eingebettet ist, werden Anreize für die Privatwirtschaft und ausländische Investoren geschaffen. Der Plan zielt insbesondere darauf ab, die Dominanz der Öl- und Gaswirtschaft zu verringern und nachhaltige Wirtschaftszeige voranzutreiben: Landwirtschaft und Fischerei, Produktion, Logistik und Transport, Energie sowie Bergbau und Tourismus. Konkrete Maßnahmen sind beispielweise Steuerbefreiungen für Unternehmen von bis zu 5 Jahren, Mietsenkungen, insbesondere in den Sonderwirtschaftszonen (wie zum Beispiel am Tiefseehafen Doqom), vereinfachte Gründungsverfahren für ausländische Unternehmen, Aufenthaltserleichterungen und Erleichterungen bei Eigentumserwerb sowie Steuersenkungen für KMUs von 15 auf 12 Prozent. Des weiteren sind ehrgeizige Infrastrukturprojekte wie Stromerzeugungs- (im Bereich Wasserstoff und grüner Energie) und Entsalzungskomplexe außerhalb von Maskat und Salalah sowie Investitionen in das Gesundheits- und Bildungssystem vorgesehen. Wegen seiner geostrategischen Lage am Golf – mit einem Zugang zum Indischen Ozean und mit seinen State of the Art- Seehäfen, die bereits zum Teil von europäischen Firmen betrieben werden- positioniert sich das Sultanat als ein Hub für den indo- asiatischen Raum. „Es besteht ein großes Potenzial für deutsche Unternehmen, das es auszuschöpfen gilt“, so der deutsche Botschafter Schneider. Auch die Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds für Oman im Jahr 2022 mit 7,4 Prozent, die deutlich über denen seiner Nachbarstaaten wie Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait oder den Vereinigten Arabischen Emiraten liegen, spiegeln diese positiven Entwicklungen, die das Sultanat erlebt, wider.