Mehr als 250 hochrangige Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik aus Deutschland, der Republik Sudan und der Republik Südsudan nahmen an dem „Germany-Sudan and South Sudan Business Day“ in Berlin teil.
Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle hielt die Eröffnungsrede auf dem Wirtschaftstag, der am 29. Januar im Auswärtigen Amt stattfand und gemeinsam von der Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry und dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft veranstaltet wurde.
„Wir gehen mit dieser Konferenz hier in Berlin neue Wege“, sagte Westerwelle. „Dieses Treffen ist eine Gelegenheit, den Nutzen partnerschaftlicher Zusammenarbeit für eine gute wirtschaftliche Entwicklung in Sudan und Südsudan zu verdeutlichen. Ohne wirtschaftliche Entwicklung gibt es keine Sicherheit und ohne Sicherheit gibt es keine wirtschaftliche Entwicklung“. Die feste Überzeugung, dass das Ergebnis der Kooperation dem der Konfrontation in jedem Fall überlegen sei, bilde den Grundgedanken der Konferenz, so der deutsche Außenminister.
Vor der Eröffnung der Konferenz traf Westerwelle mit Ali Ahmed Karti, dem Außenminister der Republik Sudan, zusammen. Minister Westerwelle sprach die Menschenrechtslage an und mahnte zur Öffnung gegenüber der Zivilgesellschaft.
Minister Karti sagte in seiner Eröffnungsrede, die Wirtschaftskonferenz solle Investitionsmöglichkeiten offen legen. Die wirtschaftliche Entwicklung sei für Sudan und Südsudan wichtig. Trotz der positiven Entwicklung sei die Kooperation noch ausbaufähig. Das Investitionsklima im Sudan habe sich aufgrund neuer Regelungen und Bestimmungen verbessert.
Das Treffen sei wichtig, um gemeinsam Herausforderungen zu lösen und den wirtschaftlichen Dialog zu eröffnen. „Das was uns eint, ist viel größer als das, was uns trennt“, sagte der sudanesische Außenminister. Er erwarte, dass die deutsche Wirtschaft mehr Engagement im Sudan zeige und hob die Chancen hervor, die im Interesse beider Seiten ergriffen werden könnten. Einige deutsche Unternehmen hätten hierbei schon positive Erfahrungen gemacht.
Sitona Abdalla Osman, Botschafterin in Berlin, vertrat die Republik Südsudan in der Eröffnungsveranstaltung. Sie wolle Investitionsmöglichkeiten erörtern, aber auch Herausforderungen ansprechen. Zugleich lud Frau Osman deutsche Firmen dazu ein, sich im Südsudan zu engagieren. Das Investitionsklima sei dort gut und es eröffneten sich vor allem in den Bereichen Mineralien, Rohstoffe und Landwirtschaft geschäftliche Chancen.
Ghorfa-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi dankte dem Auswärtigen Amt für die Möglichkeit einer trilateralen Wirtschaftskonferenz. Die Entscheidung für diesen neuen Weg zeuge von politischer Weitsicht. Er betonte das Interesse der deutschen Wirtschaft, mit beiden Ländern zu kooperieren und die sich bietenden Geschäftschancen zu nutzen. Mit dem Wirtschaftstag finde ein erster konkreter und wichtiger Schritt im Austausch mit deutschen Unternehmen statt. Es bleibe nicht bei Worten. Die hochkarätigen Delegationen aus Sudan und Südsudan seien der beste Beweis für die positive Entwicklung der zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland.
Die beiden sudanesischen Staaten hätten in vielen Bereichen große Potenziale: im Energiesektor, in der Wasserwirtschaft, im Bergbau, in der Landwirtschaft und in weiteren Sektoren. Der „Business Day“ in Berlin sei ein erster konkreter Schritt für Kooperationen zwischen Deutschland, Sudan und Südsudan, wobei den deutschen Unternehmen an einer langfristigen Zusammenarbeit gelegen sei.
Nach Einschätzung von Dr. Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins, ist das Interesse der deutschen Wirtschaft an einem Engagement im Sudan groß. Ebenso wie Abdulaziz Al-Mikhlafi betonte er den Aspekt der Nachhaltigkeit: „Unsere Unternehmen kommen, um langfristig zu bleiben.“ Die beiden sudanesischen Staaten seien in der Pflicht, für Stabilität und Sicherheit zu sorgen. Deutsche Unternehmen bräuchten einen stabilen Rahmen, um die Risiken überschauen zu können. Allerdings müssten die Firmen gewisse Risiken in Kauf nehmen. Hilfreich könnten laut Liebing Erfolgsgeschichten sein, um damit in den Medien für einen Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Sudan zu werben.
An der eintägigen Konferenz fanden insgesamt fünf Sitzungen statt, in denen Vertreter der beiden sudanesischen Staaten die wirtschaftlichen Strukturen, Entwicklungen und Potenziale in ihren Ländern skizzierten und deutsche Unternehmer über ihre Erfahrungen in den beiden Ländern berichteten. In Session 1 ging es um das Thema „Economic, Financial and Legal Framework“. Vertreterin aus der Republik Südsudan war Elizabeth M. Majok (Ministry of Commerce and Investment), die Republik Sudan vertrat Badr El-Din Abbas, stellvertretender Chef der Zentralbank.
Laut Frau Majok sind im Südsudan ausländische Investoren willkommen. Sie hätten die gleichen Rechte wie einheimische Unternehmen und könnten Land erwerben. Der private Sektor und Investitionen würden gefördert. Für Investoren gebe es einen One-Stop-Shop. Geistiges Eigentum sei geschützt, eine Streitschlichtung institutionalisiert. Abbas hob hervor, dass die Republik Sudan eine marktwirtschaftliche Politik verfolge und im Land ein investitionsfreundliches Klima herrsche. Wie im Südsudan können Ausländer Land erwerben. Der Bankensektor sei einer der ältesten in der Region und werde durch eine Aufsichtsbehörde, die sehr hohe Standards anlege, kontrolliert. In der von Dr. Volker Berresheim, Leiter des Referats für Außenwirtschaftsförderung, Auswärtiges Amt, moderierten Session 1 stellte als weiterer Experte Knut Brünjes, Leiter der Unterabteilung Außenwirtschaft, Handelspolitik, Amerika und Afrika im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, die Mechanismen der Außenwirtschaftsförderung vor.
In Session 2 („Infrastructure and IT“) referierten Alikaya Aligo aus der Republik Südsudan (Ministry of Housing and Physical Infrastructure) und Dr. Abderahman Elkhidir (Gouverneur des Bundesstaates Khartoum). Es wurde deutlich, dass in beiden sudanesischen Staaten und in allen Bereichen der Infrastruktur erhebliche Investitionen erforderlich sind: Straßen, Brücken, Flughäfen, Wasser und Abwasser, Stromerzeugung, Telekommunikation und vieles mehr. Besonders groß ist der Investitionsbedarf im stark unterentwickelten Südsudan. Für ausländische Firmen ergeben sich zahlreiche geschäftliche Möglichkeiten. Moderator Klaus Rollenhagen, beratender Ingenieur, betonte die hohe Bedeutung einer funktionstüchtigen Infrastruktur. Mit dem nötigen Know-how und qualifizierten Fachkräften könne ihre Nachhaltigkeit gesteigert werden. Arnulf Christa, Mitglied der Geschäftsführung bei Bauer Spezialtiefbau GmbH, begrüßte die angenehmen Arbeitskontakte, die er bereits mit dem Sudan gehabt habe.
In Session 3 („Agriculture and Food Industry“), moderiert von Wolfgang J. Wibbelt, Managing Director bei Menz&Gasser, war Paul Modi (Director of Investment Central Equatorial State) Vertreter der Republik Südsudan. Dr. Tagelsir Mustafa (Chairman, Gum Arabic Board) vertrat die Republik Sudan. Es wurde deutlich, dass die Landwirtschaft und die Agroindustrie in beiden sudanesischen Staaten enormes Potenzial haben. Es gibt riesige Flächen mit fruchtbarem Boden und der Nil und andere Flüsse liefern ausreichend Wasser. Nahezu alle Feldfrüchte können angebaut werden und Viehzucht ist ebenfalls im großen Stil möglich. Für ausländische Agrarinvestoren ist der Sudan daher höchst interessant, zumal sie Land erwerben dürfen. Dr. Mustafa wies darauf hin, dass es in der Republik Sudan bereits eine Zuckerindustrie gibt; drei weitere Fabriken seien geplant. Er wünsche sich hierfür deutsche Technologie. Wibbelt sagte, Deutschland könne für beide Länder als Türöffner fungieren zur Erschließung weiterer europäischer Märkte.
In Session 4 („Health Sector“), moderiert von Christian Nakonz (Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft), Botschafter a.D., referierte für die Republik Südsudan Simon Akuei Deng Garang (Secretary General, Chamber of Commerce and Industry) und für die Republik Sudan Dr. Abdela Sid Ahmed (Medical Consultant). Laut Garang ist der südsudanesische Gesundheitssektor mit lediglich drei Krankenhäusern stark unterentwickelt. Garang plädierte für Partnerschaften zwischen deutschen und sudanesischen Kliniken. Auch Dr. Abdela Sid Ahmed sprach sich für eine stärkere Zusammenarbeit mit deutschen Anbietern im Medizinsektor aus, etwa bei der medizinischen Ausbildung oder in der Medizintechnik. Prof. Dr. Wolfgang Göhde, Chief Scientific Officer bei Partec GmbH sagte, der Gesundheitssektor biete enorme geschäftliche Chancen und betonte die Bedeutung einer guten Ausbildung regionaler Fachkräfte.
In Session 5 („Energy, Water and Mining Sector“), moderiert von Thomas Kraneis, Präsidiumsmitglied der Ghorfa und Vize-Präsident des Afrika-Vereins, vertrat Suliman Abdelrahman (Ministry of Minerals) die Republik Sudan. Vertreter der Republik Südsudan war Arkangelo Okwang Oler (Ministry of Petroleum und Mining). Oler wünschte sich deutsches Know-how für saubere und umweltschonende Bohr- und Fördermethoden im Ölsektor. Derzeit verfügen die beiden sudanesischen Staaten über Ölreserven in Höhe von rund fünf Mrd. Barrel. Davon entfallen etwa 75 Prozent auf den Südsudan. Suliman Abdelrahman wies auf die reichen Vorkommen an Mineralien in der Republik Sudan hin, der bereits zahlreiche ausländische Unternehmen angelockt hat.
In den Abschlussbemerkungen wies Dr. Clemens von Goetze, Leiter der Politischen Abteilung (Asien/Pazifik, Afrika, Lateinamerika und Naher und Mittlerer Osten) des Auswärtigen Amts auf die Chancen und Möglichkeiten hin, die sich aus einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit für ein verbessertes gegenseitiges Verständnis und eine engere Kooperation zwischen Sudan und Südsudan ergeben. Viktor Elbling, Leiter der Wirtschaftsabteilung des Auswärtigen Amts betonte, sowohl Großunternehmen als auch kleine und mittlere Unternehmen suchten langfristige Wirtschaftskooperationen. Deutsche Unternehmen seien nicht nur an kurzfristigen Investitionen interessiert, sondern strebten nachhaltige und lange andauernde Partnerschaften an. Juma Lugga (Ministry of Telecommunications & Postal Services) sagte, die Republik Südsudan sei bereit, alle Gruppen der Geschäftswelt aus allen Branchen willkommen zu heißen. Dr. Mohammed Tahir Aila, Gouverneur des Red Sea States, zeigte sich zuversichtlich, dass die Hürden überwindbar seien. Die trilaterale Veranstaltung zeige den starken Willen, die Zusammenarbeit gemeinsam voranzutreiben.
Im Rahmen der Konferenz unterzeichneten Dr. Tajeldin Osman Abdelrahman, Director General des sudanesischen Ministeriums für Landwirtschaft von Khartoum State und Wilfried Ten Elsen von der Firma Sprecht Teelsen aus Sonsbeck eine Absichtserklärung als Teil des Ernährungssicherungsplans von Khartoum State.
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