Außerordentlich optimistisch schätzt Samer Lezzaiq, Geschäftsführer der BAYER AG in Saudi-Arabien und der Golf-Region, die Marktentwicklung des Pharma-Marktes im Königreich ein. „Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass der saudische Markt zu den größten in der arabischen Welt gehört“, so Lezzaiq. Gegenwärtig sieht er den Markt bei etwa 8 Milliarden, bis Ende 2026 werde er voraussichtlich an einen Wert von 11 Milliarden US-Dollar heranreichen. Damit würde der Medikamentenmarkt in Saudi-Arabien so viel Umsatz machen wie Ägypten und die VAE zusammen.

Auch andere Experten sehen das Wachstum bei knapp 10 Prozent pro Jahr. Die Prognosen stellen in Rechnung, dass die Bevölkerung von jetzt rund 35 Millionen Menschen schnell wächst. Darüber hinaus treiben das steigende Pro-Kopf-Einkommen, der Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur, eine Reform des Gesundheitswesens und die zunehmende Verbreitung von Krankenversicherungen im Königreich die Entwicklung der Pharmabranche voran. Die Nachfrage nach Arzneimitteln steigt in Saudi-Arabien auch wegen der zunehmenden Häufigkeit nicht übertragbarer Krankheiten.

Auch die rund zehn Millionen ausländischen Arbeitskräfte, die obligatorisch versichert sein müssen, tragen zu einer hohen Entwicklungsdynamik bei. Nach dem Ende der Pandemie dürfen außerdem nun auch wieder religiöse Besucher in das Königreich einreisen. Vor der Pandemie gingen bis zu drei Millionen Menschen auf Pilgerfahrt zu den Heiligen Stätten des Islam nach Mekka und Medina, rund ein Viertel davon aus dem Ausland.

Saudi-Arabien importiert gegenwärtig noch 80 Prozent seiner Medikamente aus anderen Ländern. Das Pharmageschäft wird von Markenarzneimitteln dominiert, die von zahlreichen globalen Konzernen hergestellt und oft unter einem zweiten Markennamen in Zusammenarbeit mit lokalen Firmen und Händlern verkauft werden. Die Bayer AG, die seinerzeit den Welt-Bestseller Aspirin erfunden hat, hat gegenwärtig in Saudi-Arabien einen Marktanteil von 1,4 Prozent, weltweit liegt er bei 2,4 Prozent.

Es wird erwartet, dass die zunehmenden Zivilisationskrankheiten und die hohe Markentreue für multinationale Medikamente in Saudi-Arabien die Nachfrage nach Arzneimitteln in naher Zukunft steigern wird. Das Segment der Markenmedikamente wird nach allgemeiner Einschätzung am stärksten expandieren. Auch für das Teilsegment der Generika wird eine stetige Entwicklung vorhergesagt. Dies ist vor allem auf den stärker werdenden Einfluss von Krankenversicherungen zurückzuführen, die erfahrungsgemäß niedrigere Behandlungskosten anstreben, indem sie die Ärzte dazu veranlassen, Generika zu verschreiben.

Da die wirtschaftlichen Reformen nun auch ausländische Direktinvestitionen in der pharmazeutischen Industrie von 100 Prozent ermöglichen, wird erwartet, dass der Markt auch aus diesem Grunde wächst.

Derzeit haben die Einzelhandelsapotheken den größten Umsatzanteil im saudi-arabischen Pharmasektor, gefolgt von den Krankenhausapotheken. Die zunehmende Modernisierung der Einzelhandelsapotheken sowie die Verfügbarkeit einer breiten Produktpalette treiben das Wachstum der Einzelhandelsapotheken im saudi-arabischen Pharmasektor stürmisch voran.