Saudi-Arabien investiert in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in den Tourismus. Aus diesem Grund plant das Land die Gründung einer neuen Fluggesellschaft, die mit internationalen Fluggesellschaften konkurrieren soll. Auch ein gigantischer neuer Flughafen ist geplant. Am Roten Meer entsteht ein Luxus-Resort mit Wasserlandebahn.
Der Tourismus wird als ein wesentlicher Teil des wirtschaftlichen Diversifizierungsplans des Königreiches angesehen. Die nationale Tourismusstrategie zielt darauf ab, das Land in ein Reiseziel von Weltrang zu verwandeln. Die saudische Regierung tätigt erhebliche Investitionen, um rasch eine florierende Tourismusindustrie aufzubauen. Bis zum Jahr 2030 sollen jährlich 100 Millionen Besucher das Land besuchen – ein hochgestecktes Ziel.
Bereits kurz vor Ausbruch der Pandemie hatte das Land begonnen, die Pläne in die Tat umzusetzen. So fing die Regierung damit an, leicht erhältliche Touristenvisa auszustellen. Das Coronavirus war auch in dieser Hinsicht ein Rückschlag für die rasche Umsetzung der umfassenden Neuorientierung des Königreiches. Doch aufhalten konnte das Virus die ehrgeizige Planung nicht.
Reiches Kulturerbe
Saudi-Arabien verfügt über ein reiches kulturelles Erbe, eine uralte Geschichte auch in vorislamischer Zeit und atemberaubende Naturschönheiten, die selbst den reislustigsten Urlaubern bisher unbekannt waren. Die Regierung setzt darauf, dass Saudi-Arabien wegen seiner „herzlichen Gastfreundschaft, Authentizität, Kultur und Natur“ ein erstklassiges Reiseziel ist. „Wir sitzen auf einem jahrtausendealten Erbe. Saudi-Arabien war früher Teil der Weihrauchstraße und wir haben eine Zivilisation, die 4 oder 5.000 Jahre vor Christus zurückreicht“, sagt ein Tourismus-Manager in Riad.
Um dieses Ziel zu erreichen, will das Land seine Infrastruktur für den Tourismus verbessern. Es investiert in den Bau neuer Hotels und Resorts, in die Modernisierung und den Ausbau der Flughäfen und in die Erschließung neuer touristischer Ziele wie ein Mega- Projekt am Roten Meer. Darüber hinaus arbeitet das Land an der Verbesserung seiner Verkehrsnetze, einschließlich des Ausbaus von Autobahnen und der Entwicklung von Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetzen, um den Touristen das Reisen durch das Land zu erleichtern. Die Regierung fördert auch das dem Ausland noch weitgehend unbekannte kulturelle Erbe des Landes. So werden historische Stätten wie die Altstadt von Jeddah und Diriyah restauriert und erhalten.
Seit einiger Zeit arbeitet der Public Investitionsfonds (PIF) Saudi-Arabiens an der Gründung einer neuen Fluggesellschaft, um so den Tourismus zu fördern. Die neue Fluggesellschaft soll ihren Sitz in Riad haben. Sie soll sowohl Touristen als auch Geschäftsreisende und Pilger bedienen. Der Name der Fluggesellschaft wird voraussichtlich „Riyadh Air“ lauten, ist aber, soweit bekannt, noch nicht endgültig festgelegt.
Die neue Airline soll internationale Konnektivität schaffen, also Anschlussmöglichkeiten und Verbindungsfähigkeiten im internationalen Luftverkehr. Da geeignete neue Verkehrsflugzeuge wegen der großen internationalen Nachfrage Mangelware sind, erwarten die Branchenkenner einen harten Bieterwettkampf, auch mit den großen internationalen Carriern in den Nachbarländern am Golf. Offenbar strebt die neue Riyadh Air vorzugsweise den Einsatz von Langstreckenjets des Typs Airbus A350 an. Doch auch der amerikanische Konkurrent Boeing ist noch im Rennen.
Milliarden für die Luftfahrt
Die Offensive im Aviation-Sektor entspricht den ehrgeizigen Zielen Saudi-Arabien in anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Die saudische Regierung plant, bis 2030 100 Milliarden US-Dollar in die Luftfahrt zu investieren. Rund 30 Milliarden Dollar sollen in die neue Fluggesellschaft fließen. Saudi-Arabien strebt bis 2030 jährlich 30 Millionen internationale Transitpassagiere an – derzeit sind es weniger als vier Millionen. Beobachter schätzen, dass Riyadh Air dafür mehr als 150 Strecken bedienen muss.
Saudi-Arabien verfügt bereits über die SAUDIA, eine in Jeddah ansässige Fluggesellschaft. SAUDIA hat seine Flotte inzwischen modernisiert und war zuletzt deutlich gewachsen. Die Airline, die sich zunehmend hochwertigen internationalen Standards angenähert hat, fliegt sowohl Jeddah als auch Riad an und unterhält einen regen Shuttle-Verkehr zwischen beiden Städten.
Saudi-Arabien hat neben dem Flaggschiff Saudia derzeit zwei weitere Fluggesellschaften, die beide Billigfluglinien sind: Flyadeal, die sich im Besitz von Saudia befindet und Flynas, im Besitz eines saudischen Prinzen.
Auch ein neuer Flughafen von atemberaubender Größenordnung ist geplant. Auf einer Fläche von 57 Quadratkilometern soll eine Stadt rund um den neuen Airport entstehen, mit Lagerkapazitäten, Gewerbegebieten, Wohnkomplexen und Freizeiteinrichtungen. Schon 2030 sollen auf sechs parallel verlaufenden Runways, in die die jetzigen Anlagen des bestehenden King Khalid Flughafens integriert sind, 120 Millionen Passagiere ein- und ausfliegen. Im Endausbau ist er für 185 Millionen Reisende konzipiert. Nach Vorstellung der Regierung soll sich der neue King Salman International Airport Riad zu einem globalen Logistik-Drehkreuz entwickeln und sowohl den Transport als auch den Handel und den Tourismus im Königreich stimulieren. In der Endausbaustufe wird eine Wertschöpfung von 27 Milliarden US-Dollar jährlich erwartet. 103 000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen – jenseits des Öl-Sektors. Die Energie für den neuen Flughafen soll ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammen.
Das renommierte britische Architektenbüro Foster und Partners, das den Masterplan für den Mega-Flughafen entwickelt, konzipierte auch den neuen Red Sea International Airport in Hanak / Tabuk. Der Flughafen soll schon Ende dieses Jahres seinen Betrieb aufnehmen und im Jahr 2030 eine Million Passagiere pro Jahr abfertigen können. Der Flughafen ist Bestandteil eines luxuriösen und nachhaltigen Tourismus-Megaprojekts mit dem Namen The Red Sea Project, das derzeit entwickelt wird. Hier entstehen 50 neue Luxus-Hotels.
Der Red Sea Airport liegt bewusst 20 km von den schützenswerten Küstenlagunen und Inseln entfernt, die ebenfalls im Rahmen des Projekts „Rotes Meer“ erschlossen werden, darunter die Inseln Shurayrah und Amaala. Der Flughafen wird eine spezielle Wasserlandebahn für amphibische Wasserflugzeuge bekommen.
Luxusyacht mit Garten
Cruise Saudi, ein Unternehmen im Besitz des Public Investment Fund (PIF) mit Sitz in Jeddah, will bis 2027 mit einer neuen Luxusyacht für vermögende Privatpersonen an den Start gehen.
In Zusammenarbeit mit der hochwertigen Hotelkette Aman wird Cruise Saudi die „Aman at Sea“ vorstellen, eine 183 Meter lange Superyacht mit 47 Suiten und einer Reihe außergewöhnlicher Annehmlichkeiten, darunter ein Spa im Aman-Stil mit einem japanischen Garten, Restaurants mit Sterne-Qualität und ein Beach Club an Bord.
Die Yacht wartet mit einem bisher nicht gesehenen Platzangebot für Gäste und mit den größten Suiten der Branche auf, mit einem Verhältnis von 2:1 zwischen Crew und Gästen. Die beeindruckende Luxus-Yacht wurde auf einer internationalen Fachmesse in Florida vorgestellt.
„Aman at Sea“ will ein unvergleichliches Serviceniveau bieten, das für zahlungskräftige Gäste „wie ein Zuhause fern von zu Hause“ ist.