Mit seiner „Vision 2030“ hat das Königreich Saudi-Arabien einen ehrgeizigen Diversfizierungsplan für die saudische Wirtschaft vorgelegt: Saudi-Arabien, bisher das Land mit den weltgrößten Ölreserven der Welt, soll künftig auch der weltweit größte Exporteur von Wasserstoff werden.
Hierbei arbeitet das Königreich eng mit europäischen Unternehmen und Staaten zusammen. So wurde im März 2021 auch mit dem BmWi eine Wasserstoffallianz vereinbart, die unter anderem vorsieht, „grünen“ Wasserstoff über eine Pipeline nach Deutschland zu exportieren. Der Aufbau des Elektrolyseurs in der Megacity im Nordwesten Saudi-Arabiens, Neom, ist zudem als Forschungsprojekt mit Thyssen-Krupp in Höhe von zunächst einmal 1,5 Millionen Euro vorgesehen. Damit wird ein Prototyp für ein Alkali-Elektrolysemodul entwickelt, das zu Beginn eine Leistung von 20 Megawatt haben soll. Langfristig soll, in Kooperation mit dem saudischen Energiekonzern ACWA Power, dem US-Konzern Air Products und der Thyssen-Krupp-Tochter Uhde, ein fünf Milliarden Dollar teurer, bisher weltgrößter Elektrolyseur mit 2000 Megawatt-Leistung entstehen.
Saudi-Arabien fährt bei seiner Energiestrategie eine zweiglasige. Für die Umsetzung seiner Strategie plant die größte arabische Volkswirtschaft die Hälfte des stark wachsenden Strombedarfs künftig aus Wind und Sonne zu gewinnen, während die andere Hälfte aus Erdgas statt – wie bisher – aus Öl generiert werden soll. Das so verfügbare Erdöl soll dann als „grünes Öl“ exportiert werden.
Auch die bisher mit Erdöl betriebenen Entsalzungsanlagen sollen zukünftig mit Erneuerbaren betrieben werden, um das unter anderem für die Elektrolyse von Wasserstoff und Sauerstoff benötigte Süßwasser zu produzieren.
Bis 2030 allein sind Photovoltaik-Anlagen mit 40 Gigawatt Kapazität, 16 Gigawatt Windkraft und Solarthermie-Kraftwerke mit 2,7 Gigawatt geplant. Der erste 400-MW-Windpark Dumat Al Jandal – der größte im Nahen Osten – ist bereits Anfang August offiziell in Produktion gegangen.
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit dem Staatsfonds Mubadala, dem staatlichen Ölkonzern Adnoc und der privaten ADQ Holding aus Abu Dhabi bereits eine „Hydrogen Alliance“ gegründet. Dubais Wasser- und Stromkonzern Dewa verfügt schon jetzt über den mit 5000 MW weltgrößten Solarpark und baut mit Siemens Energy eine Pilotanlage für Wasserstoff aus Sonnenkraft. Für eine Milliarde Dollar bereitet Abu Dhabi zudem eine Anlage zur Produktion von „grünem“ Ammoniak für den Export vor, für die ein 800 MW großer Solarpark errichtet wird.
Der Oman hat angekündigt, das weltgrößte Wasserstoffwerk aufzubauen und allein dafür 25 Gigawatt Kapazitäten an Erneuerbaren aufzubauen. Ägypten hat kürzlich Investitionen von vier Milliarden Dollar für den Aufbau einer Wasserstoffindustrie bekannt gegeben.
Laut Roland Berger, einer der weltweit führenden Unternehmensberatungen, stehe die gesamte Region vor einer neuen Ära – ähnlich der Zeit der Entdeckung des ersten Öls.