Unter der Führung von Sultan Haitham bin Tarik gab Oman im Oktober 2022 seine Verpflichtung bekannt, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Mit dieser Verpflichtung reiht sich Oman in eine Gruppe von über 70 Ländern ein, die sich das Ziel gestellt haben, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erzielen. Im November 2022 wurde vom Ministerium für Energie und Bodenschätze der entsprechende Bericht veröffentlicht.
Der Bericht weist darauf hin, dass sich 2021 die Nettoemissionen Omans auf etwa 90 Mio. Tonnen CO2 beliefen, wobei fünf Sektoren etwa 95 Prozent der Nettoemissionen ausmachten: Industrie, Öl und Gas, Energie, Verkehr und Gebäude. Wenn Oman jetzt nicht handelt, werden seine Emissionen bis 2050 um 16 Prozent auf 104 Mio. Tonnen CO2 steigen. Für die Gestaltung eines reibungslosen und nachhaltigen Übergangs hat Oman fünf Schwerpunktbereiche definiert: ökologische Nachhaltigkeit, Kosten des Energiesystems, wirtschaftliche Auswirkungen, soziale Auswirkungen und Versorgungssicherheit. Sechs Haupttechnologien zur Dekarbonisierung würden einen geordneten Übergang unterstützen: Energie- und Ressourceneffizienz, Elektrifizierung und erneuerbare Energien, batterieelektrische Technologie, nachhaltiger Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie Lösungen für negative Emissionen. Insgesamt würden diese Technologien etwa 90 % der Emissionsminderung bis 2050 abdecken. Die Dekarbonisierungsziele würden jedoch ausgereifte Technologien (z.B. Energiespeicherung mit langer Laufzeit), den Aufbau neuer Infrastrukturen (z.B. Ladestationen für Elektrofahrzeuge), die Erhöhung der Akzeptanz (z.B. die breite Nutzung von Elektrofahrzeugen) und die Einführung von politischen Maßnahmen und Rechtsvorschriften (z. B. Anreize zur Erzielung von Verhaltensänderungen) sowie von Marktmechanismen (z. B. Kohlenstoff-Bepreisung) erfordern.
Der Bericht schätzt ein, dass der Netto-Null-Weg im Vergleich zu Omans „Business-as-usual“-Szenario zusätzliche Kapitalinvestitionen in Höhe von 190 Mrd. US-Dollar (nach Abzug von etwa 15 Prozent der Betriebskosteneinsparungen) erfordern würden. Diese Ausgaben würden die Strom- und Wasserstoffinfrastruktur betreffen (z.B. die Modernisierung und den Ausbau des omanischen Stromnetzes, der Wasserstoffpipelines und -speicher, der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie die Einführung von Langzeit-Energiespeichern in großem Maßstab). Bei Einbeziehung der für die Erschließung einer Wasserstoff-Exportwirtschaft erforderlichen Investitionen, würden die erforderlichen Kapitalinvestitionen um weitere 230 Mrd. US-Dollar steigen. Öffentliche Schätzungen gehen davon aus, dass sich der Privatsektor mit 70-80 Prozent der Kosten an der Finanzierung der globalen Energiewende bis 2050 beteiligen könnte.
Grüner Wasserstoff erfordert enorme Mengen erneuerbarer Energie, um gereinigtes Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Dies bedeutet, den Aufbau von Kapazitäten für erneuerbare Energien, die derzeit nur 700 MW betragen, d. h. etwa sechs Prozent seiner installierten Stromerzeugungskapazität, verstärkt voranzutreiben. Nach einer einjährigen Unterbrechung hat der staatliche Versorger Oman Power & Water Procurement Company (OPWP) im April 2022 das Ausschreibungsverfahren für Omans zweites und drittes Photovoltaik-(PV)-Projekt wieder aufgenommen. Im September 2022 erhielt die OWPW Angebote für die Verträge zur Entwicklung der IPP-Projekte Manah 1 und 2, die jeweils über eine Kapazität von 500-600 MW verfügen werden. Ende letzten Jahres suchte die OPWP auch Berater für Omans nächstes Solar-PV-Projekt Ibri 3. In ähnlicher Weise hat die OPWP auch die technischen und wirtschaftlichen Beratungspakete für geplante Wind-IPP-Projekte im ganzen Land ausgeschrieben.
Diese Investitionen würden Oman helfen, seine umfassenderen Ziele der Energiewende zu erreichen und Kosten zu senken. Im Verkehrssektor könnten mit der erforderlichen Ladeinfrastruktur die Gesamtkosten bis 2050 um ca. 20-25 Prozent gesenkt werden. Im Energiesektor könnte der Übergang zu Solar- und Onshore-Windkraft die Erzeugungskosten pro kWh halbieren. Ein geordneter Übergang könnte bis 2050 einen zusätzlichen Beitrag von 50 Prozent zum BIP gegenüber 2021 leisten, wobei zwei Drittel davon aus inländischen Investitionen in Wasserstoff, einschließlich in die Exportinfrastruktur, und der Rest aus dem Ausbau der Ökostromkapazitäten resultieren würden. Ein geordneter Übergang könnte die Gesamtbeschäftigung in Oman um 20-30% erhöhen, hauptsächlich im Energiesektor (ca. 43 Prozent der gesamten neuen direkten Arbeitsplätze) und in der aufstrebenden Wasserstoffwirtschaft (ca. 55 Prozent der gesamten neuen direkten Arbeitsplätze). Abschließend stellt der Strategiebericht fest, dass bis 2050 Oman sich selbst mit Strom und Wasserstoff versorgen könnte, wobei in der Übergangsphase noch Kohlenwasserstoffe verwendet werden.