Im Januar 2020 trat Haitham bin Tarek Al Said die Thronfolge als neuer Sultan von Oman an. Während seiner kurzen Amtszeit ist es ihm gelungen, die politische Stabilität des Landes zu bewahren. Der neue Sultan will die traditionelle Außenpolitik des Dialogs und der Verständigung fortsetzen. Gleichzeitig will er die Modernisierung der Wirtschaft weiter vorantreiben. Die Herausforderungen sind immens, das traditionelle Öl-Land muss sich neu aufstellen.
Am 10. Januar 2020 verstarb Sultan Qaboos, der das Land seit 1970 geführt hat. In nahezu 50 Jahren gelang es ihm, den Oman in einen modernen und fortschrittlichen Staat zu verwandeln, vor allem mit Hilfe der Einnahmen aus der Erdölförderung. Zum Nachfolger wurde einen Tag später sein Cousin, der bisherige Kulturminister Haitham bin Tarik Al Said, ernannt. Im August 2020 erließ Sultan Haitham zügig einige Dekrete, um die Regierungsführung effizienter zu gestalteten. Auch die internationale Wirtschaft begriff dies als Signal zur Modernisierung.
Ein Jahr später kündigte er eine neue Verfassung an, mit der die Position des Kronprinzen geschaffen und Mechanismen zur Gewährleistung stabiler Machtübergaben festgelegt wurden. Demnach wird Sultan Haitham das Amt seinem ältesten Sohn Sayyid Dhi Yazan vererben, dem jetzigen Minister für Kultur, Sport und Jugend. Die Thronfolgeregelung wurde allgemein als eine Stärkung der Berechenbarkeit omanischer Politik gewertet.
Die neue Regierung zeigte von Anfang an eine bemerkenswerte Entschlossenheit in der Bewältigung der Pandemie. Eine Genesungsrate von fast 95 Prozent bei einer Sterblichkeit von gut 1 Prozent war ein klarer Erfolg. Die Regierung ergriff rasch auch Hilfsmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft. Erhöhung der Kreditvergaberate für Geschäftsbanken, eine Aufschiebung der Darlehenszinsen für betroffene Kreditnehmer, Steuererleichterungen in Form einer dreimonatigen Verlängerung der Anmeldefristen und der Verzicht auf Tourismus- und Kommunalsteuern bis Ende August 2020 verfehlten ihre Wirkung nicht.
Seit Anfang 2021 wird die langfristige Entwicklungsstrategie „Vision 2040“ umgesetzt. Sie verfolgt das Ziel, die Attraktivität Omans für ausländische Investitionen zu steigern und den Privatsektor, vor allem in den Schlüsselzweigen Energie, Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Brücken, Häfen) und dem Logistiksektor, zu stärken. Aber auch in der Stadtentwicklung, den IT-Bereichen und dem Tourismus ergeben sich nun vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen.
Der Zufluss von ausländischen Direktinvestitionen weist auch in den letzten Jahren einen steigenden Trend aus. Sie kommen vor allem aus Großbritannien, VAE, Kuwait, Katar und Bahrain und wurden bisher vorrangig im Öl- und Gassektor getätigt.
Ende Mai 2021 hat die Regierung in Maskat einen Aktionsplan für Investitionsmöglichkeiten auch in anderen Bereichen des Industriesektors vorgelegt, darunter Bergbau, Nahrungsmittelproduktion, Papier, chemische Produkte sowie Gummi- und Kunststoff, die auch das Interesse deutscher Investoren wecken sollen.
Kurs auf Stabilisierung durch Diversifizierung
In den vergangenen Jahrzehnten hat das Sultanat Oman eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt, zu der vor allem der Öl- und Gassektor beitrug, der etwa 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, rund 69 Prozent der Exporteinnahmen und 75 Prozent der Budgeteinkünfte ausmacht. Wegen der heiklen Dominanz dieses Sektors will die Regierung die Wirtschaft diversifizieren. Schon jetzt leisten die verarbeitende Industrie und der Bergbau, der Groß- und Einzelhandel, das Gaststätten- und Hotelgewerbe, die Finanzdienstleistungen, das Baugewerbe, der Transport- und Logistiksektor sowie die Kommunikation nennenswerte Beiträge.
In den letzten beiden Jahren hat sich wegen des Rückgangs der Ölpreise, aber auch wegen des nachlassenden Konsums der privaten Haushalte das Wirtschaftswachstum beträchtlich verringert. Durch einen Anstieg der Öl- und Gaspreise erholte sich die Wirtschaft jeweils für den entsprechenden Zeitraum. Die Nichtölwirtschaft dagegen schrumpfte in den Jahren 2018 bis 2020 erheblich. Der Verfall der Ölpreise und die Covid-19-Pandemie belasten Omans Wirtschaft in noch nie dagewesener Weise.
Trotz all der wirksamen Hilfsmaßnahmen forderten die Schocks im Jahr 2020 einen hohen Tribut. Auch die außenwirtschaftliche und fiskalische Position schwächte sich deutlich ab.
Der IWF aber stellte im Juni 2021 fest, dass sich vor allem durch die allmählich steigenden Ölpreise und die angestrebte mittelfristige Haushaltskonsolidierung die Konjunkturlage verbessern würde. Insgesamt prognostizierte der IWF eine Erholung des BIP-Wachstums um 2,5 Prozent für 2021. Anfang März 2021 kündigte Sultan Haitham ein Konjunkturprogramm (Economic Stimulus Plan – ESP) an, um die von der „Vision 2040“ geplante hohe Wachstumsrate zu gewährleisten.
Mit der leicht verbesserten Konjunktur geht eine Stabilisierung der Finanzsituation einher. Insgesamt scheint das Defizit unter Kontrolle zu sein und zielt auf eine Verbesserung der allgemeinen Haushaltslage. Das Haushaltsdefizit 2021 wird voraussichtlich mit etwa 73 Prozent durch inländische Kreditaufnahme gedeckt werden, während die restlichen 27 Prozent durch Rückgriff auf die Reserven gedeckt werden sollen.
Außenwirtschaftslage bleibt angespannt
Die Außenwirtschaft bleibt für die Ökonomie des Landes zentral. Der Oman verfügt über viele Aktivposten wie seine modernen Hafenanlagen. Die Zölle sind niedrig, und es gibt nicht viele Handelshemmnisse. Die meisten Waren, die in den Mitgliedstaaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) hergestellt werden, sind zollfrei, wenn sie von einem Ursprungszeugnis begleitet werden.
Der Außenhandel Omans wird vom Öl und Gas dominiert. In den letzten Jahren sind die Öl- und Gasexporte von 16,0 Milliarden US-Dollar (2016) auf geschätzt 18,2 Milliarden US-Dollar (2020) um 13,7 Prozent gestiegen. Wichtige Ausfuhrgüter jenseits von Öl und Gas sind Eisen und Stahl, organische Chemikalien, Düngemittel, Kunststoffe und Kunststoffartikel, Aluminium, Erze, Schlacken und Aschen, Salz, Schwefel, Steine und Zement. Hauptabnehmer omanischer Erzeugnisse sind China, Indien, Japan, Südkorea VAE und Saudi-Arabien.
Durch die konsequent angestrebte Modernisierung und Diversifizierung der Wirtschaft besteht auf der Importseite vor allem ein Bedarf an Maschinen, Transportausrüstungen, Erzeugnissen der verarbeitenden Industrie, Nahrungsmitteln und chemischen Produkten. Die Importe sind von 21,3 Milliarden US-Dollar (2016) auf 18,9 Milliarden US-Dollar (2020) um 11,3 Prozent gesunken. Trotz eines Rückgangs beträgt ihr Anteil am BIP immerhin noch etwa 30 Prozent, was die hohe Abhängigkeit der Wirtschaft von ausländischen Quellen für Konsum- und Investitionsgüter bestätigt.
Oman ist ein Nettoimporteur von Dienstleistungen. Der chronisch passive Dienstleistungssaldo stellt die Hauptursache für die defizitäre Leistungsbilanz dar. Kurzfristig ist insbesondere durch die negativen Auswirkungen der globalen Covid-19 Pandemie keine grundlegende Verbesserung der angespannten Außenwirtschaftslage zu erwarten.
Erdöl und Erdgas bleiben größter Wirtschaftsfaktor
Noch immer ist der Öl- und Gassektor für einen Großteil des Wirtschaftswachstums und der Staatseinnahmen Omans verantwortlich und zieht in- und ausländische Investitionen an. Insgesamt sind 19 einheimische und internationale Gesellschaften in der Erschließung und Produktion von Öl und Gas im Sultanat tätig.
Die Erdgasindustrie gewinnt im Sultanat an Bedeutung, da die Nachfrage wegen der stetig wachsenden energieintensiven Industrien und im Stromsektor weiter zunehmen wird. Oman verbraucht mehr als 70 Prozent seines produzierten Erdgases im eigenen Land. In den vergangenen Jahren wurden die Exploration und Entwicklung neuer Gasprojekte vorangetrieben.
Auch die Weiterverarbeitung der Rohstoffe gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Ausbau der Raffinerie- und Petrochemie-Kapazitäten des Landes ist Teil der langfristigen wirtschaftlichen Diversifizierungsstrategie der Regierung. Im April 2018 begann mit einem geplanten Kostenaufwand von ca. 13 Milliarden US-Dollar der Bau des integrierten Raffinerie- und Petrochemie-Komplexes in der Sonderwirtschaftszone Duqm, der voraussichtlich 2024 in Betrieb gehen soll. Ein erheblicher Teil der Ölinfrastruktur des Landes bedarf einer Modernisierung. Damit entwickeln sich für ausländische Unternehmen vielfältige Geschäftsmöglichkeiten auf dem Markt für Pipelines, Bohrköpfe, Pumpen und dazu gehörender Ausrüstung.
Diversifizierung hat Priorität
Weil die Ölressourcen schwinden und weltweit Dekarbonisierung verlangt ist, befindet sich das Land heute an einem Scheideweg. Die omanische Regierung setzt deswegen auf eine stärkere Industrialisierung. Der Privatsektor bekommt zunehmende Bedeutung, vor allem bei Infrastrukturprojekten, bei der Erweiterung und Diversifizierung der Energieerzeugung sowie im Tourismus und in der Industrie.
Zum weiteren Ausbau und der Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur wurde die Logistikstrategie 2040 initiiert. Zu ihren wichtigsten Zielen zählen die Erreichung einer Top-10-Position im globalen „Logistics Performance Index“ und die Schaffung von 300.000 Arbeitsplätzen in der Branche. Der Transport- und Logistiksektor soll nach dem Öl- und Gassektor der zweitwichtigste Wirtschaftsfaktor werden. Im Zentrum des Ausbaus der Logistikbranche steht gegenwärtig die Sonderwirtschaftszone Duqm. Die Sonderwirtschaftszone ist ein komplexes Vorhaben mit Hafen, Trockendock, Regionalflughafen, Logistik-Dienstleistungsbereich, Ölraffinerie und petrochemische Anlagen, Industriekomplex, Tourismusgebiet sowie Wohn- und Gewerbegebiet. Sie bietet eine Reihe von Investitionsmöglichkeiten, übrigens auch in der Fischereiwirtschaft.
Auch die anderen Freizonen von Al Mazunah, Salalah und Sohar sind in den zurückliegenden Jahren bemerkenswert gewachsen, wodurch sie sich zu einem attraktiven Standort für Investoren entwickelt haben. Nach aktuellen Angaben wurden Anfang 2021 in der Salalah Freizone zehn neue Projekte gestartet, darunter ein Busmontagewerk und eine Getreidemühle. Andere bedeutungsvolle Projekte sind die „Salalah International Exhibitions City“, die metallurgische Anlage der National Steel Company, die Produktionsstätte der Philex Pharmaceuticals und die „Knowledge Academy“ als Schulungszentrum. In der Sohar Freizone sind bis Ende des letzten Jahres 44 Industrieprojekte aus unterschiedlichen Branchen realisiert worden. Für die kommenden Jahre liegt der Schwerpunkt auf Unternehmen aus der Kunststoff- und Lebensmittelindustrie sowie aus den Bereichen Bergbau, Eisen und Stahl, Fahrzeugersatzteile und erneuerbare Energie.
Beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien
Die Nationale Energiestrategie 2040 sieht vor, dass die erneuerbaren Energien bis 2030 etwa 25 Prozent ausmachen. Bereits seit 2018 werden Pläne zur Entwicklung von sieben neuen Kraftwerken bis 2024 umgesetzt – vier Solaranlagen und drei Windparks.
Der Oman plant ab 2028 den Bau eines der größten grünen Wasserstoffkraftwerke der Welt mit einer Gesamtkapazität von 3,5 GW im Gouvernement Al Wusta am Arabischen Meer. Ein ähnliches Zentrum für grünen Wasserstoff ist auch in der Hafen- und Freizone von Sohar vorgesehen. Das belgische Unternehmen Deme Concessions und OQ Alternative Energy, eine Tochtergesellschaft der staatlichen Energieholding OQ, wollen gemeinsam eine 1-GW-Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in der Sonderwirtschaftszone Duqm entwickeln. Im Juli 2021 hat sich der deutsche Energieversorger Uniper diesem Konsortium angeschlossen. Für die Erreichung seiner Klimaziele wird Deutschland zukünftig stark von Wasserstoffimporten abhängig sein. Der omanische Standort erregt Interesse: Anfang Dezember fand in der Hauptstadt Maskat der Green Hydrogen Summit statt.
Digitalisierung schreitet voran
Das Ministerium für Transport, Kommunikation und Informationstechnologie (MTC) strukturiert den IKT-Sektor im Rahmen der Strategie „Digital Oman (eOman)“ von Grund auf neu. Ziel: das Sultanat Oman in eine nachhaltige Wissensgesellschaft umzuwandeln. Die staatliche Information Technology Authority (ITA) ist für die Umsetzung von IKT-Infrastrukturprojekten zuständig.
Erfolgreich hat die ITA bereits die Entwicklung von E-Government-Diensten vorangetrieben. Das Oman-Regierungsnetzwerk und die Oman-Regierungs-Cloud bündeln 1.200 Websites, die von 84 öffentlichen Einrichtungen betrieben werden. Die Cloud, in der 55 Projekte sowie 27 staatliche Einrichtungen und das nationale Rechenzentrum (National Data Centre) vertreten sind, funktioniert über einzelne Behörden hinweg, wodurch die Effizienz und Verfügbarkeit von Informationen gesteigert werden.
Die omanische Regierung fördert lokale IT-Start-ups und auch etablierte Unternehmen im IT-Sektor. Zur Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen hat die Information Technology Authority (ITA) das „Sas Center for Entrepreneurship“ eingerichtet. Bedeutungsvoll ist hier das IKT-Industriegebiet „Knowledge Oasis Muscat (KOM)“. Der 2003 geschaffene Technologiepark umfasst neben KMU und internationalen IKT-Unternehmen auch Fachhochschulen. KOM hat in den letzten Jahren den „Oman Data Park (ODP)“ entwickelt, der eine Reihe von Dienstleistungen bietet, darunter private und öffentliche Cloud-Produkte und Managed Security Services. Der ODP arbeitet mit Microsoft and Cisco zusammen.
Tourismus – ein Wirtschaftsfaktor mit Zukunftspotenzial
Das Sultanat Oman verfügt über einige der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Arabiens, eine faszinierende alte Kultur und einen weltweiten Ruf für Gastfreundschaft. Geschickt hat sich das Land als ein international bekanntes, attraktives Tourismusziel etabliert. Ein deutliches Beispiel für das Wachstum der Branche sind die gestiegenen Besucherzahlen. Die Anzahl der Touristen stieg 2019 um 8,14 Prozent auf 3,5 Millionen. Der Hauptteil kam mit 1,4 Millionen Besucher aus den GCC-Ländern, weitere 436.000 Touristen kamen aus Indien. Kreuzfahrten brachten 2019 um die 283.000 Passagiere in das Sultanat. Die Zahl der Hotels ist stetig bis 2019 auf 491 gestiegen. Weitere 66 Hotels und 96 Hoteleinrichtungen wie Hotelappartements, Campingplätze und Pensionen sollen 2020 und 2021 eröffnet werden.
Das Sultanat erweitert auch sein Angebot im MICE-Tourismussegment (Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions). Ein großer Schritt in dieser Hinsicht wurde Anfang 2018 mit der Eröffnung der zweiten Phase des „Oman Convention and Exhibition Center (OCEC)“ gemacht. Das Zentrum liegt nur 4 km vom Internationalen Flughafen Maskat entfernt und bietet fünf Ausstellungshallen mit 22.400 m² Ausstellungsfläche, 33 angeschlossene Tagungsräume und Hospitality-Suiten, ein Auditorium und ein Theater, zwei Ballsäle sowie 20 weitere Tagungs- und Konferenzräume.
Laut MEED Projects sollten zwischen 2021 und 2023 Tourismusprojekte mit einem Investitionsumfang von 5,7 Milliarden US-Dollar fertiggestellt werden. Zu diesen Projekten gehören unter anderem das Mandarin Oriental Hotel in Maskat, die Mina Sultan Qabus Waterfront und das Oman Gate Tourismusprojekt in Al Seeb im Gouvernement Maskat. Wenn Omans Tourismusindustrie die Schwierigkeiten des Jahres 2020 überwinden kann und schnell wieder das Niveau der Situation vor der Covid-19 Pandemie erreicht, dann bleiben die Ziele der Vision 2040 für den Sektor erreichbar.
Deutsch-omanische Beziehungen: traditionell stabil und freundschaftlich
Seit der Aufnahme der konsularischen Beziehungen im Jahr 1967 und der Aufwertung zu diplomatischen Beziehungen im Jahr 1972 hat sich das Verhältnis zwischen Deutschland und Oman auf einer für beide Seiten vorteilhaften und stabilen Grundlage entwickelt. Die Beziehungen sind von Kontinuität und Freundschaft gekennzeichnet. Seit den sechziger Jahren haben deutsche Firmen in Oman erfolgreich zum Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur im Sultanat beigetragen und ein beachtliches Vertrauenskapital geschaffen.
Bei den Einfuhren aus Oman nach Deutschland wurde 2018 mit 47 Millionen Euro der bisherige Höchststand erreicht. Vor allem Lieferungen von NE-Metallen, chemischen, darunter vor allem pharmazeutischen Grundstoffen, (16,5 Prozent), Eisen und Stahl sowie Rohstoffe (außer Brennstoffe) haben an Bedeutung gewonnen.
Die deutschen Exporte nach Oman, die sich seit 2008 im Prinzip auf einem gleichmäßig stabilen Niveau bewegen, erreichten mit 914,7 Millionen Euro 2017 einen Rekordstand, der in den Folgejahren mit 875,2 Millionen Euro (2019) bzw. 736,1 Millionen Euro (2020) nicht gehalten wurde. Zu den wichtigsten deutschen Ausfuhrgütern gehören seit Jahren Maschinen, chemische Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge und -teile, sonstige Fahrzeuge und elektrotechnische Erzeugnisse. Unter den Lieferländern Omans belegte Deutschland 2019 hinter den VAE, China, Indien, Brasilien, Saudi-Arabien, USA, und Katar den achten Platz, was auch die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen auf diesem Markt belegt. Deutschland verzeichnet traditionell einen Aktivsaldo im Handel mit Oman, der 2017 mit 875,9 Millionen Euro eine Rekordmarke erreichte.
Da der Mittlere Osten zu den vielversprechendsten Märkten für deutsche Exportunternehmen gehört, hat Euler Hermes im September 2019 einen „Hermes Desk“ für staatliche Exportkreditgarantien in Dubai eröffnet. Dieses Regionalbüro bietet vor allem Beratungsleistungen für Export Credit Agency (ECA)-Finanzierungen an.
Das Investitionsengagement der deutschen Wirtschaft in Oman wird nach Angaben der Bundesbank für Ende 2018 mit 143 Millionen Euro (Ende 2006: 16 Millionen Euro) beziffert. Damit entspricht es bisher bei weitem nicht den vorhandenen Möglichkeiten. Der neue bilaterale Investitionsförderungs- und Schutzvertrag (IFV), der 2010 in Kraft gesetzt wurde, stimmt mit den derzeit gültigen Normen des internationalen Rechts überein. Der IFV bildet den Rahmen für die Gewährung von Investitionsgarantien des Bundes gegen politische Risiken. Investitionsgarantien tragen damit zur Sicherung von Projekten in schwierigen Rahmenbedingungen bei. Gedeckt werden können unter anderem Beteiligungen, Kapitalausstattungen von Niederlassungen oder Betriebsstätten (Dotationskapital) sowie beteiligungsähnliche Darlehen eines Gesellschafters oder einer Bank. Als vom Bund beauftragter Partner bearbeitet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH (PwC) die Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland. Das Doppelbesteuerungsabkommen vom 15.8.2012 ist noch nicht ratifiziert.
Produkte „Made in Germany“ sind seit Jahrzehnten im Oman überaus geschätzt und werden mit besonders hohen Qualitätsstandards, Verlässlichkeit und modernster Technologie verbunden. Wenn vor allem Spezial- oder Nischenlösungen gefragt sind und der Preis zweitrangig ist, kommen deutsche Maschinenhersteller zum Zug. Siemens lieferte Gasturbinen für die Kraftwerke in Sohar und Barka. die Flughafen München GmbH leistete Beratung beim Ausbau der Flughäfen Maskat und Salalah. Das deutsch-omanische Joint Venture Europoles produziert in Nizwa Betonmasten, Bauer Nimr liefert eine außergewöhnliche Technologie zur Reinigung von bei der Ölproduktion anfallenden Wassers. Siemens Oman und die GUtech (German University of Technology) haben im November 2017 das Siemens Mechatronik-Zertifizierungsprogramm als erste Institution im Oman eingeführt.
Gute Geschäftschancen eröffnen sich für deutsche Unternehmen auch in der Umwelttechnik wie Abfallentsorgung, Recycling oder Wasseraufbereitung. Eine sehr hohe Affinität zu Deutschland besteht auch in der Versorgung mit Medizintechnik und Dienstleistungen. Die Zusammenarbeit im Gesundheitssektor wurde im Januar 2011 durch ein von den beiden Gesundheitsministern unterzeichnetes Memorandum of Understanding intensiviert.
Ein erfolgreiches Gremium der wirtschaftlichen Zusammenarbeit stellt seit 1978 die deutsch-omanische Gemischte Wirtschaftskommission dar, deren 15. Tagung im September 2020 virtuell stattfand. Die beiden Regierungen vereinbarten neue strategische Zielsetzungen für die Wirtschaftskooperation und betrieben einen Meinungsaustausch über die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Beiträge der deutschen Seite zur Diversifizierung und Transformation der Wirtschaft Omans sind unter anderem: Erneuerbare Energien, Hochschulbildung, Berufsausbildung und Forschung, Tourismus, Gesundheitswesen, Umwelt, Klimawandel, Wissenschafts-, Wissens- und Technologietransfer.
Als fester Zweig des deutschen Auslandskammernetzes wurde 2009 das „German Industry and Commerce Office“ in Maskat gegründet. Das Büro bietet eine Reihe von Dienstleistungen wie Geschäftsinformationen (Business Intelligence) und Beratung für den Markteintritt, Sondierung von Möglichkeiten für Geschäftspartnerschaften sowie Messebeteiligungen im Oman und Deutschland an. Auch die Ghorfa steht mit ihrem breiten Dienstleistungsangebot deutschen Unternehmen beratend und unterstützend zur Seite.