Marokkos seit einem Vierteljahrhundert anhaltender Boom bei den Infrastrukturinvestitionen hat den Weg für ein robustes Wirtschaftswachstum und ausländische Investitionen geebnet, berichtete die französische geopolitische Zeitschrift „Revue Conflits“ am 25. Juli 2024. Der Zeitschriftsartikel beleuchtet, wie die transformativen Investitionen in den Bereichen Verkehr, Energie und digitale Konnektivität die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gesteigert und bedeutende ausländische Investitionen angezogen haben.

Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg Marokkos war die Schaffung eines attraktiven Geschäftsumfelds für ausländische Investoren. Wie „Morocco World News“ berichtet, hat das Land zwischen 2007 und 2023 rund 37,5 Mrd. US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen angezogen, d. h. im Durchschnitt 2,2 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Was die Anzahl ausländischer Direktinvestitionen angeht, belegte Marokko 2023 laut „Ernst & Young“ mit 71 Projekten im Gesamtwert von 21 Mrd. US-Dollar den dritten Platz in Afrika. Diese starke Leistung bei den ausländischen Direktinvestitionen ist das Ergebnis von 25 Jahren unternehmensfreundlicher Reformen, darunter Gesetze über Preisfreiheit und Wettbewerb, die Einrichtung eines nationalen Ausschusses für das Unternehmensumfeld im Jahr 2010, eine Beobachtungsstelle für KMU im Jahr 2013, die rechtlichen Grundlagen für öffentlich-private Partnerschaften im Jahr 2014, die Überwachung des öffentlichen Auftragswesens im Jahr 2015 und eine neue Investitionscharta im Jahr 2022.

Marokkos günstiges rechtliches und finanzielles Umfeld hat zu umfangreichen Infrastrukturinvestitionen geführt. Während die UN-Millenniums-Entwicklungsziele Investitionen in Höhe von neun Prozent des BIP in die Infrastruktur vorsehen, hat Marokko nach Schätzungen der Weltbank in den letzten zwei Jahrzehnten 11,2 Prozent des BIP in die Bereiche Verkehr, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Bewässerung, IKT und Elektrizität investiert. Das Verkehrswesen wurde erheblich verbessert. Bis 2020 waren 62,7 Prozent der Nationalstraßen in gutem Zustand, was einer Verbesserung von 9,2 Prozent gegenüber 2012 entsprach. Der Straßenplan 2035 zielt darauf ab, weitere 7.000 km Nationalstraßen, 2.000 km Schnellstraßen und 45.000 km Landstraßen zu sanieren.

Als strategische Säule für die Wirtschaft hat sich auch der Schienenverkehr in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt und verfügt nun über ein dichteres und moderneres Netz, welches sowohl elektrische als auch Hochgeschwindigkeitsstrecken umfasst. Die Ausdehnung der Schienen auf das gesamte Land beläuft sich nach Angaben des Verkehrsministeriums auf über 210 km. Das Flaggschiff, die Hochgeschwindigkeitsstrecke Al Boraq von Tanger nach Casablanca, beförderte 2023 etwa zehn Prozent der 52,8 Mio. Bahnreisenden. Darüber hinaus sieht der Eisenbahnplan 2040 die Anbindung von 43 Städten vor, gegenüber den heutigen 23, womit 87 Prozent der Bevölkerung erreicht werden sollen.

Der Seeverkehr, der für den marokkanischen Außenhandel von entscheidender Bedeutung ist, hat inzwischen bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Der Hafen von Tanger Med, der seit 2004 in Betrieb ist, hat sich zu einem der 20 größten Containerhäfen der Welt entwickelt. Insgesamt wurden in den 27 marokkanischen Handelshäfen 155,2 Mio. t Güter umgeschlagen. Die nationale Hafenstrategie 2030 sieht Investitionen in Höhe von 7,5 Mrd. US-Dollar für die Modernisierung und den Ausbau dieser Infrastruktur vor, die auch die marokkanische Fischereiindustrie und den Kreuzfahrttourismus unterstützt.

Im Energiebereich hat Marokko 2009 eine Strategie zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und zur Förderung erneuerbarer Energien eingeführt, mit dem Ziel, bis 2030 ca. 52 Prozent der installierten Kapazität aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Der Solarkomplex Noor Ouarzazate, der 2018 in Betrieb genommen wurde, ist ein Beispiel für diesen Übergang. Mit einer installierten Kapazität von 582 MW versorgt er mehr als eine Million Haushalte mit Strom. Weitere Projekte wie Noor Boujdour und Noor Tafilalet verstärken diese Dynamik und produzieren 45 GWh bzw. 220 GWh Strom pro Jahr. Marokko hat auch in Windkraft investiert, mit Projekten wie dem Tarfaya-Windpark, der seit 2014 in Betrieb ist und jährlich 1.084 GWh produziert. Andere Initiativen, wie die Windparks Khalladi und Boujdour, tragen dazu bei, die installierte Windkraftkapazität des Landes weiter zu erhöhen. Neben Solar- und Windenergie erforscht Marokko auch das Potenzial von grünem Wasserstoff. Im Rahmen einer Partnerschaft mit Deutschland soll diese saubere Energiequelle entwickelt werden, wobei Pilotprojekte in der Region Oued Ed-Dahab-Lagouira durchgeführt werden. Insgesamt hat das Land eine installierte Leistung an erneuerbaren Energien von über 3.700 MW erreicht, was 34 Prozent der Gesamtleistung entspricht.

Die Entwicklung des digitalen Sektors war in den letzten 25 Jahren ebenfalls eine Priorität. Dank dieser Strategie konnte Marokko laut der Internationalen Telekommunikationsunion (ITU) zum Land mit dem höchsten IKT-Entwicklungsstand in Afrika werden. Laut Statistiken der nationalen Regulierungsbehörde für Telekommunikation (ANRT) hatte das Land 55,2 Millionen Mobilfunkteilnehmer am 31. Dezember 2023, was einer Penetrationsrate von 149 Prozent entspricht, und 38,3 Millionen Internetteilnehmer. Große Telekommunikationsbetreiber wie Maroc Telecom, Orange und Inwi haben eines der umfangreichsten Glasfasernetze Afrikas aufgebaut. Im Rahmen der marokkanischen Strategie „Digital 2030“ und der gemeinsamen WM-Bewerbung mit Spanien und Portugal im Jahr 2030, ist bis dahin ein 5G-Dienst geplant. Der Markt für Rechenzentren boomt, und mit 23 zertifizierten Tier-Einrichtungen für Rechenzentren liegt Marokko auf Platz eins in Afrika und übertrifft damit Südafrika. Der Ausbau dieser Infrastrukturen hat die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes in den letzten 25 Jahren seit der Thronbesteigung von Mohammed VI. gelegt und die Diversifizierung der Wirtschaft sowie die Positionierung des Landes als wichtige Industrie- und Technologieplattform in Afrika ermöglicht.