Am 31. Oktober 2024 hat der IWF seinen Wirtschaftsbericht für die Region des Mittleren Ostens und Nordafrikas (MENA-Region) vorgelegt. Rückblickend wurde eingangs festgestellt, dass das Jahr eine große Herausforderung darstellte, da der Gaza-Krieg neben dem verheerenden menschlichen Leid auch nachhaltigen wirtschaftlichen Schaden verursachte. Außerdem hat die jüngste militärische Eskalation im Libanon die Unsicherheit in der MENA-Region verstärkt.
Für 2024 prognostiziert der IWF ein BIP-Wachstum von 2,1 Prozent, was einer Abwärtskorrektur von 0,6 Prozentpunkten gegenüber den April-Prognosen entspricht. Diese Einschätzung basiert hauptsächlich auf den Auswirkungen der Konflikte und den von der OPEC+ verlängerten Kürzungen der Ölförderung. Sofern diese allmählich nachlassen, rechnet der IWF mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum von 4 Prozent im Jahr 2025. Die Unsicherheit darüber, wann diese Faktoren nachlassen werden, ist jedoch groß. Für Ölexporteure wird eine Beschleunigung des Wachstums auf 4 Prozent 2025 gegenüber 2,3 Prozent in diesem Jahr eingeschätzt, wobei das Auslaufen freiwilliger Produktionskürzungen Voraussetzung dafür ist.
Der Bericht stellt fest, dass die Konfliktsituation im Nahen Osten mehrere soziale und ökonomische Bereiche in der Region beeinflussen kann. Neben den Auswirkungen auf die Produktion stellen Tourismus, Handel, Flüchtlings- und Migrationsströme, Öl- und Gasmärkte, Umweltschäden, finanzielle Märkte und mögliche soziale Unruhen weitere wichtige Bereiche dar. Daher stehen die politischen Entscheidungsträger vor der schwierigen Aufgabe, makroökonomische Stabilität und Schuldentragfähigkeit bei gleichzeitiger Bewältigung konfliktbezogener Herausforderungen und mittelfristiger Verbesserung der Wachstumsaussichten zu sichern.
In diesem Zusammenhang betont der IWF die Unerlässlichkeit der beschleunigten Umsetzung von Reformen. Sie sind erforderlich für die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Schocks und die gleichzeitige Ankurbelung der Wirtschaft. Zu den vorrangigen Reformbereichen gehören Verbesserungen der Regierungsführung, die Schaffung von Arbeitsplätzen, insbesondere für Frauen und Jugendliche, die Investitionsförderung und finanzpolitische Stabilität. Auch der Abbau von Handelshemmnissen, die Diversifizierung der Märkte und umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur sind von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit. Die Gewährleistung der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Schutz der Sozialschutzsysteme sind gleichfalls wichtig. Länder mit hoher Verschuldung und hohem Finanzierungsbedarf sollten ihre konsolidierende Fiskalpolitik fortsetzen, um die Schuldenlast entscheidend zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Schocks zu stärken.
Abschließend betont der IWF in seinem Bericht sein stabiles Engagement zur Unterstützung der Volkswirtschaften der MENA-Region sowohl hinsichtlich der Finanzierung als auch der Anwesenheit vor Ort. Allein 2024 hat der IWF 13,4 Mrd. US-Dollar an Finanzierungen für die Länder der MENA-Region und Pakistan genehmigt. Außerdem unterhält der IWF eine bedeutende Präsenz in der MENA-Region. Das neue Regionalbüro in Riad wird dazu beitragen, die Partnerschaft des IWF mit den Ländern in der gesamten Region zu stärken.