Auf einer erfolgreichen Delegationsreise nach Kuwait bekamen deutsche Unternehmen exklusive Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und konnten Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern knüpfen. Der Premierminister Scheich Jaber Al-Mubarak Al-Hamad Al-Sabah lobte das gute bilaterale Verhältnis bei einem Treffen.

Die kuwaitische Wirtschaft ist in einer starken Position. Große Rücklagen, geringe Schulden und ein gesunder Finanzmarkt geben der Wirtschaft einen Aufschwung. So urteilt der Internationale Währungsfonds in seiner im Januar erschienenen Studie. Gleichzeitig blickt das Land auf freundschaftliche und erfolgreiche Beziehungen mit Deutschland zurück, wie Ali Thunayan Al-Ghanim, Präsident der Kuwait Chamber of Commerce and Industry und 1. Vizepräsident der Ghorfa, im neusten Ghorfa-Wirtschaftshandbuch über Kuwait schreibt.

Dass diese Situation auch deutschen Unternehmen hervorragende wirtschaftliche Möglichkeiten bietet, davon konnten sich die Teilnehmer der Ghorfa-Delegation ein Bild machen. Unter der Leitung von Dr. Peter Ramsauer hatten die Vertreter deutscher Unternehmen vom 20. bis 22. Januar die Chance, Informationen über neue Geschäftsmöglichkeiten aus erster Hand zu bekommen. Auch der Generalsekretär der Ghorfa, Abdulaziz Al-Mikhlafi, hat an der Reise teilgenommen. In Kooperation mit der Kuwait Chamber of Commerce and Industry wurde die Delegationsreise organisiert.

In der Kuwait Chamber of Commerce & Industry betonte Ali Thunyan Al-Ghanim noch einmal die langjährige bilaterale Kooperation und lobte den konstanten deutschen Export nach Kuwait Immerhin ist Deutschland mit 1,4 Mrd. Euro in 2016 fünftgrößter Exporteur nach Kuwait. Dr. Ramsauer bedankte sich für die Einladung in das Land, das zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten bietet.

Die Rahmenbedingungen für Investitionen in dem Land seien sehr günstig, wie aus der anschließenden Präsentation der Kuwait Direct Investment Promotion Authority (KDIPA) hervorging. Die Behörde liefert den rechtlichen Rahmen für Investitionen in das Land. Investoren können direkt eine Lizenz von der KDIPA erhalten, um ein Unternehmen in Kuwait zu gründen. Dabei ist kein Shareholder nötig. Rege diskutierten die Delegationsteilnehmer dennoch mit den eingeladenen kuwaitischen Unternehmern, um Kontakte zu knüpfen und mögliche Kooperationen zu besprechen.

Auch auf Regierungsebene wurde das große Potenzial deutsch-kuwaitischer Kooperationen hervorgehoben. So trafen Dr. Ramsauer und der Generalsekretär der Ghorfa, Abdulaziz Al-Mikhlafi, sowie Ali Al-Ghanim und der Botschafter Karlfried Bergner den Premierminister des Staates Kuwait, Scheich Jaber Al-Mubarak Al-Hamad Al-Sabah. Dr. Ramsauer erwähnte die Investitionen Kuwaits in Deutschland und lobte die nachhaltige Zusammenarbeit. Darüber hinaus wurde das arabisch-deutsche Wirtschaftsforum (26. bis 28. Juni) besprochen, bei dem Kuwait in 2018 als Partnerland fungieren wird. Dr. Ramsauer und Ali Al-Ghanim haben Scheich Al-Sabah außerdem zum Forum eingeladen.

Zahlreiche Projekte bieten deutschen Unternehmen Geschäftschancen

Erstklassige Informationen über zahlreiche Projekte in Kuwait, sowie über Rahmenbedingungen für Investitionen und Kooperationsmöglichkeiten bekamen die Teilnehmer der Delegation bei zahlreichen Treffen in Ministerien und Behörden. Den Interessen der Teilnehmer entsprechend bildeten sich zwei Delegationsgruppen, die von Nizar Maarouf, Vice Director von Vivantes International Medicine und Mitglied des Ghorfa-Präsidiums, sowie von Felix Neugart, CEO der AHK Golfregion, koordiniert wurden.

Im Ministry of Public Works hieß die Staatssekretärin Awatef Soliman Al-Ghoneim die Delegationsteilnehmer willkommen und stellte verschiedene Großprojekte ihres Ministeriums vor. Ebenso hat das Ministerium für Elektrizität und Wasser verschiedene Projekte in der Pipeline, wie der Vize-Minister Mohammad Boshehri bei einem Treffen verdeutlichte. Er wies darauf hin, dass es viele Chancen nicht nur für große, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen gebe. Insbesondere im Bereich Kraftwerksbau, beim Ausbau der Smart Grids, sowie bei der Sicherheit der Netze sei deutsche Expertise gefragt.

Eines der herausragenden Projekte des Landes ist derzeit das Dibdibah Solar-Kraftwerk, wie Badr Al-Shrad, CEO der Kuwait Petroleum Corporation (KPC), in einem Treffen betonte. Schon 2020 soll das Kraftwerk mit einer Leistung von 1,5 Gigawatt (GW) ans Netz gehen. In 2018 sollen hierzu die Ausschreibungen über die Bühne gehen. Eine Herausforderung stelle der hohe Energieverbrauch dar. KPC fokussiert sich auf Photovoltaik, thermische Solarenergie (CSP) und Wind-Energie.

Aber auch im Öl- Und Gassektor will das Land die Kapazitäten langfristig erhöhen, um einen nachhaltigen Energiemix auch in Zukunft zu sichern. Laut der kuwaitischen Entwicklungsstrategie soll bis 2040 die Kapazität von derzeitigen 3,3 auf 4,75 Mio. Barrels pro Tag erhöht werden. Die Geschäftsfelder der KPC umfassen alle Aspekte der Kohlenwasserstoffindustrie, von Onshore- und Offshore-Upstream-Exploration über Produktion und Raffinerie, Marketing, Einzelhandel, Petrochemie bis hin zum Seetransport. Für deutsche Unternehmen bieten sich bei den zukünftigen Ausschreibungen stets Möglichkeiten zur Investition.

Die gute Zusammenarbeit zwischen Kuwait und Deutschland ist im Gesundheitsbereich deutlich erkennbar, wie ein Treffen mit dem Vizeminister für Gesundheit Dr. Mohammad Al-Khashti zeigte. Viele praktizierende Ärzte in Kuwait sowie ein Großteil der Arzneimittelanwendungen kämen aus Deutschland. Zahlreiche kuwaitische Patienten werden auch in Deutschland behandelt. Das Gesundheitsministerium unterstütze die Patienten bei der Vergabe eines Krankenhausplatzes sowie bei dem Visaverfahren, erklärte Al-Khashti.

Es gebe jedoch auch nach wie vor Optimierungspotenzial. Insbesondere im Bereich IT und bei der elektronischen Aufzeichnung der Patientendaten. Nizar Maarouf, Vize-Direktor bei Vivantes International Medicine und Mitglied des Ghorfa-Präsidiums sprach an, dass kuwaitische Studenten bei dem Ausbildungsprogramm von Vivantes noch kaum vertreten sind. Deren Ausbildung in Deutschland solle in Zukunft stärker gefördert werden.

Die IT-Sicherheit ist nicht nur im Gesundheitsbereich ein wichtiger Aspekt. Kürzlich wurde auch ein nationaler Cyber-Security-Sektor gestartet, um die Sicherheit von Informationen in all ihren Formen zu verbessern, wie die Delegationsteilnehmer bei einem Treffen mit Salem Al-Othina, CEO der Communication & Information Technology Authority (CITRA), erfuhren. Das momentan wichtigste Projekt von CITRA sei zudem der „Kuwait Corridor“. Mit Hilfe dieses Projekts soll Kuwait zu einem Transitknotenpunkt des internationalen Datentransfers werden. So soll ein alternativer Informationsweg durch den Irak geschaffen werden, so dass man unabhängiger von den Verbindungswegen in die GCC-Region ist, falls diese unterbrochen werden sollten. In nur 18 Monaten soll das Projekt aufgebaut werden.

Langfristig soll Kuwait auch im Tourismussektor über die Landesgrenzen hinweg an Bedeutung gewinnen. Die Förderung des Sektors sei daher ein wichtiges Ziel, betonte Jassim Al-Habib, Staatssekretär im Ministerium für Information und Tourismus. Das Ministerium arbeite nach seinen Angaben derzeit mit circa 2.800 Hotelpartnern zusammen. Zwar sei der Sektor noch relativ unbedeutend, aber es sind zahlreiche Projekte von 2018-2022 geplant, durch die Kuwait für ausländische Touristen attraktiver gemacht werden soll. So entstehe derzeit der Kuwait Zoo sowie eine Entertainment City und eine Kuwait Rallye sei in Planung.

Es ist geplant, dass die Tourismusabteilung im Ministerium für Information eine eigenständige Institution wird, da momentan Airlines, Hotels und touristische Attraktionen noch von unterschiedlichen Instanzen gesteuert werden. Weiterhin soll ein Klassifizierungssystem für Hotels eingeführt und das Visaverfahren für ausländische Touristen weiter vereinfacht werden.

Abgerundet wurde die Delegationsreise mit einem Empfang durch den Botschafter Karlfried Bergner in dessen Residenz, welche zu Ehren der Delegation gehalten wurde.

Dass die langjährigen bilateralen Beziehungen auch in Zukunft weiter ausgebaut werden sollen, darüber waren sich alle Beteiligten der Reise einig. Beim diesjährigen Arab-German Business Forum, das vom 26. bis 28. Juni in Berlin stattfindet, wird es dazu eine hervorragende Gelegenheit bieten, da Kuwait als Partnerland des Forums agieren wird.

Lesen Sie weitere Informationen über die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in dem Wirtschaftshandbuch Kuwait.