Das Seminar ist Teil eines Projekts in Kooperation mit sequa, in dem die FYCCI und ihre fünf größten Mitgliedskammern ihre Fähigkeiten und Kapazitäten konsolidieren und ausbauen sollen.

Im Rahmen des Seminars wurden die Generalsekretäre der Federation of Yemen Chambers of Commerce and Industry (FYCCI) und fünf Mitgliedskammern in intensiven Workshops geschult und in Capacity Building-Maßnahmen trainiert. Neben Mohammed Qaflah, dem FYCCI-Generalsekretär, nahmen fünf weitere Generalsekretär der Kammern in Sana’a, Aden, Taiz, Hodeidah und Al-Mukalla am Seminar teil. Das Event fand vom 29. Mai bis 02. Juni statt.

Zu Beginn der fünftägigen Veranstaltung richtete der deutsche Botschafter im Jemen, Hubert Jäger, sein Wort an die Teilnehmer. Er betonte, wie wichtig eine wirtschaftliche Perspektive für die jemenitische Bevölkerung im Friedensprozess und Wiederaufbau sei und hob die zentrale Rolle der Handelskammern hervor. Zahlreiche hochrangige Referenten bereicherten das Seminar durch ihre Vorträge und Workshops. Zu ihnen gehörten unter anderem Dr. Alaa Ezz, Generalsekretär der Federation of Egyptian Chambers of Commerce, und Dr. Khaled Hanafy, Generalsekretär der Union of Arab Chambers.

Dr. Sara Elgazzar, Dean am College of International Transport and Logistics an der Arab Academy for Science, ging in ihrem Vortrag auf die Rolle der Kammern als Interessensvertreter der Mitgliedsunternehmen ein. Diese werde zunehmend durch globale Entwicklungen definiert – Corona, der Krieg in der Ukraine und Entwicklungen im digitalen Bereich wirkten sich auf den Privatsektor aus. Insbesondere im Jemen ergebe sich daraus für Kammern die Verantwortung, die Wirtschaft als Partner während dieser Entwicklungen zu begleiten und die nationale Regierung sowie die internationale Gemeinschaft für die Bedürfnisse des Privatsektors zu sensibilisieren. Hussam Mujally, Rechtsanwalt bei Amereller Rechtsanwälte PmbB, ergänzte diese Sicht durch eine deutsche Perspektive, in der er über Rolle, Selbstverständnis und Aufgaben der deutschen Handelskammern berichtete. Die anschließende Diskussion drehte sich um die Frage, welche dieser Aufgaben auch für jemenitische Handelskammern wahrnehmbar sind. Bereits am Vortrag hatte Hoda Kachtan, Assistentin des Generalsekretärs der Union of Arab Chambers, von den Bemühungen letzterer berichtet, die Kammern in den arabischen Ländern bei Reformen und Modernisierungsschritten zu unterstützen.

Dr. Peter Göpfrich, CEO von Göpfrich-Consulting, vermittelte in seinem eintägigen Einsatz Best Practices zu den Themen Mitgliedergewinnung und gab Tipps, wie sich Mitgliederservices verbessern lassen. Insbesondere das erste Thema bot Raum für Diskussionen, da Unternehmen in Deutschland zwangsläufig Mitglied in Industrie- und Handelskammern sein müssen, was in Jemen nicht der Fall ist. Um trotzdem einen Mehrwert bieten zu können und den Vorwurf der „Zwangsmitgliedschaft“ zu vermeiden, sei es für Kammern unerlässlich, professionelle Services zu bieten, zunehmend digitaler zu werden und Strukturen an die Mitgliedsunternehmen anzupassen. Nur so lasse sich – gemäß der goldenen Regel “Treat and Serve a Member like a VIP Customer” – die Zufriedenheit der Mitglieder sicherstellen.

Einen praxisorientierten Vortrag hielt Linda Sultan, Director of Business bei der Chamber of Commerce, Industry and Agriculture in Tripoli & North Lebanon. Sie berichtete von ihren langjährigen Erfahrungen bei der Verbesserung interner Kammerstrukturen und Mitglieder-Networking. Während ihres Vortrags zeigten sich die Teilnehmer erstaunt über das breite Aufgabenspektrum der Kammer in Tripoli. Abgerundet wurde der Input durch ein Grußwort des Präsidenten der Kammer in Tripoli, Toufic Dabboussi.

Die Teilnehmer zeigten sich zufrieden mit der vielfältigen Mischung aus theorie- und praxisorientierten Referenten, die unterschiedliche Betrachtungsweisen zuließ und zu Diskussionen anregte. Das Seminar ist Teil der Ghorfa-Projektarbeit mit sequa. Bei dem Projekt handelt es sich um eine sogenannte Kleinmaßnahme, die auf zehn Monate ausgelegt ist und in deren Rahmen die Fähigkeiten der FYCCI und der genannten Mitgliedskammern ausgebaut werden sollen.