Die jüngsten Initiativen der ägyptischen Regierung zur Stärkung der Erneuerbaren Energien gaben Anlass für das Wirtschaftsgespräch zum Thema „Renewable Energy in Egypt – The Way Forward“, das von der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten in Zusammenarbeit mit der Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry am 17. September 2014 in Berlin veranstaltet wurde.

Die Konferenz in den Räumlichkeiten der ägyptischen Botschaft beleuchtete die neusten Entwicklungen des ägyptischen Marktes der Erneuerbaren Energien. Rund 130 deutsche Unternehmen, Experten, Wissenschaftler und Regierungsvertreter zeigten sich hoch interessiert an den neuen Initiativen und gaben im Rahmen der eintägigen Veranstaltung Einblicke in die derzeitige Situation und Perspektiven dieses Sektors.

Eröffnung
Dr. Mohamed Abdelhamid Ibrahim Higazy, Botschafter der Arabischen Republik Ägypten, eröffnete die Konferenz und gab einen  Überblick über Möglichkeiten, die sich aus dem ägyptischen Plan für Erneuerbare Energien herauskristallisieren. Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär der Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry, führte den Handelsaustausch zwischen Ägypten und Deutschland aus. Die deutschen Exporte nach Ägypten lägen bei 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2013, die ägyptischen Exporte nach Deutschland bei 1,5 Mrd. Euro. Diese Zahlen verdeutlichten die Wichtigkeit der deutsch-ägyptischen Wirtschaftsbeziehungen. Michaela Spaeth, Leiterin des Referats für Energie- und Rohstoffaußenpolitik des Auswärtigen Amts, ging auf das besondere Potenzial Ägyptens im Bereich der Solar- und Windenergie ein. Bis 2020 werden neue Energiequellen erschlossen. Zu dieser Entwicklung wolle Deutschland beitragen. Erste wichtige Schritte seien getan und zukünftige würden folgen. Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), plädierte für die Notwendigkeit, Subventionen des konservativen Energiesektors allmählich zu kürzen. Der einzige Weg, unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein, sei die Stärkung der Erneuerbaren Energien. Eng. Mahmoud Attia Mustafa, Deputy Chairman for Projects and Operation in the New & Renewable Energy Authority (NREA) des Elektrizitäts- und Energieministeriums, gab einen weitreichenden Einblick in die derzeitige Situation und weitere Pläne der Regierung im Bereich der Wind- und Solarenergie. So seien auch wichtige Reglementierungen eingeführt worden, so beispielsweise wettbewerbsfähige Angebote oder Einspeisetarifsysteme. Wichtige Projekte seien bereits abgeschlossen,  andere in Planung.

Session 1 – Solar- und Windenergie
Die erste Session (Renewable Energy in Egypt – Current Situation and Perspectives of Solar and Wind Energy) zeigte das ausgezeichnete Potenzial für Erneuerbare Energien in Ägypten. Die Küstenregionen des Roten Meers gehören zu einer der besten Windregionen weltweit. Auch die weiten Wüstengebiete erlauben eine intensive Sonneneinstrahlung. Amer Barghouth, Project Manager des Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency (RCREEE), präsentierte die Marktaufteilung der Erneuerbaren Energien in Ägypten. So werde zwar der Markt von der staatlichen Electricity Holding Company (EEHC) dominiert, doch ein privater Markt bestehe bereits. Deger Saygin, Experte der International Renewable Energy Agency (IRENA), präsentierte den ausgearbeiteten Renewable Energy Roadmap 2030 (Remap) und zeigte auf, wie Erneuerbare Energien zusammen mit einem politischen Rahmen CO2-Emissionen senken. Auch Paul van Son, CEO der Dii, bestätigte das enorme Potential der Sonneneinstrahlung, die bei rund 2.600 kWh/m² pro Jahr läge.  Wichtig sei, die Industrie in diesem Sektor zu stärken und zusammenzuführen. Für die weitere Entwicklung seien Transparenz, Vertrauen und Stabilität grundlegend.
Die Session wurde ebenfalls durch eine persönliche Nachricht von Dr. Eng. Hani El Nokrashy, Member of the Advisory Council des Präsidenten der Arabischen Republik Ägypten, bereichert. In dieser Nachricht wurde vermittelt, dass der in der neuen Verfassung hinzugefügte Paragraph Nr. 32 festlege, dass die neue Regierung die Optimierung von Erneuerbaren Energien als Verpflichtung – und nicht nur als Empfehlung – ansehe. Damit ergebe sich ein nationaler Konsens darüber, dass der Anteil von Erneuerbaren Energien und die Rolle des privaten Sektors erhöht werden sollten.

Session 2 – Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen
Die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen im Bereich der Erneuerbaren Energien wurde in der zweiten Session (The Legal and Financial Framework for Energy Projects in Egypt) diskutiert. Laut Prof. Amr Adly, Executive Director der Science & Technology Development Fund (STDF) des Ministeriums für Wissenschaftliche Forschung, seien Wissenschaft und Technologien für die Erneuerbaren Energien erheblich. Die STDF befasse sich daher mit einer Reihe von geförderten Projekten, so beispielsweise dem CSP System der Cairo University oder der LidarCon Windenergieanlage. Dr. Kilian Bälz, Partner bei Amereller Legal Consultants, zeigte als Sprecher und Moderator dieser Session das bestehende Potenzial des Landes durch die gegebenen nationalen Ressourcen. Auch wenn Ägypten kein Gesetz zu Erneuerbare Energien verabschiedet habe, welches vergleichbar zu EEG ist, existiere eine gesetzliche Grundlage, beispielsweise für BOO-Modelle oder Einspeisetarifsysteme. Wolf Muth, Direktor des Büros der KfW Entwicklungsbank in Kairo, sagte, dass der Rahmen für die Energieversorgung in Ägypten einigen Herausforderungen gegenüberstehe, die eine neue Versorgungsstrategie notwendig mache. Ägypten habe ein großes Potential in der Nutzung von Erneuerbaren Energien, besonders durch Wasserkraft und Windenergie. Für die positive Entwicklung seien aber verstärkt Investitionen nötig. Dr. Georgeta Vidican, Senior Researcher, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (die), empfahl die Entwicklung der lokalen Energieversorgungskette, die Verbesserung des Geschäftsklimas, die Stärkung der Bildung im Bereich der Erneuerbaren Energien und die Reformierung der Subventionen von fossilen Brennstoffen.

Session 3 – Erneuerbare Energien in Ägypten
Die Entwicklungen in Ägypten im Bereich der Erneuerbaren Energien biete auch für deutsche Unternehmen großes Geschäftspotenzial, so in den Bereichen des EPC-Contracting, Lieferung, Projektträgerschaft und Beratung. Deutsche Unternehmen waren nicht nur in der Vergangenheit in Projekte dieser Art involviert, auch zukünftige seien in Planung. Abgeschlossene und vorgesehene Projekte wurden in der letzten Session (Renewable Energy Projects in Egypt – Present and Forecast) von verschiedenen Sprechern aufgezeigt. Moderiert wurde die Session von Jürgen Hogrefe, Chairman von hogrefe Consult. Klas Heising, Project Manager der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, führte die unterschiedlichen Projekte der GIZ in Ägypten im Bereich der Erneuerbaren Energien und die technische Kooperation auf. Seiner Erfahrung gemäß seien Strategien, Vertragssicherheit und attraktive Zinssätze nötig, um mehr Investoren anzuziehen. Bernhard Menzel, Director Business Development der Lahmeyer International GmbH, präsentierte ein Erfolgsprojekt – den Zaafarana Windpark am Roten Meer. Bislang zähle es zum größten Windpark auf dem afrikanischen Kontinent, der seit 2001 in Betrieb ist.     Uwe Hädicke, Chief Operating Officer, Airport Neuhardenberg, baute die Solaranlage im Flughafen Neuhardenberg und würde ein ähnliches Projekt in Hurghada implementieren. Christof Schneider, Project Engineer, Renewables Academy (Renac), zeigte auch die Wichtigkeit von Fortbildungsmaßnahmen im Bereich der Erneuerbaren Energien und somit für technische Berufe auf. Thomas Hoffmann, Director, Bremen Overseas Research & Development Association (BORDA), sprach sich dafür aus, dass sich erfolgreiche Projekte nur in Kooperation mit lokalen Partnern realisieren lassen. Prof. Dr. Galal Osman, Präsident der Egyptian Wind Energy Association,  wies erneut auf die Herausforderung des Stromsektors in Ägypten hin. Um eine Stromversorgung und angemessene Preise garantieren zu können, müsse die Kapazitätslücke geschlossen werden.