Ein pakistanischer Arbeiter verdient in Saudi-Arabien vier Mal so viel wie in seiner Heimat. In Nepal liegt das Jahreseinkommen bei 290 Euro pro Kopf. In Indien liegt ein Tagessatz bei etwa sieben Euro pro Tag. Die miserable wirtschaftliche Grundlage in den Entsendeländern ist meist der Grund dafür, warum Menschen in oft weit entfernten Ländern des Globus einen Arbeitsplatz suchen.

Circa 20 Millionen Menschen aus Südasien leben in den Ländern am arabischen Golf, die mit ihren Einkünften aus Gas und Öl Volkswirtschaften in Wüstenländern aufbauen, die vor wenigen Jahrzehnten selbst noch arm waren. In Ländern wie Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten stellen die Arbeitsmigranten, die meist nur für wenige Jahre im Ausland arbeiten, mit großem Abstand die Bevölkerungsmehrheit.

In Berichten über die Lage der ausländischen Arbeiter in den Golfstaaten werden zumeist negative Seiten des globalen Arbeitsmarktes vorgeführt: Unterbringung in miserablen Unterkünften, Todesfälle auf Baustellen und betrügerische Arbeitsagenturen, die Arbeiter um ihren Lohn prellen. Wenn auch die Berichte oft dramatisiert und weit überzogen sind: Die Diskussionen um prekäre Verhältnisse auf Baustellen und in Unterkünften in Katar hat den Fokus auf teilweise unhaltbare Verhältnisse gelenkt. Das haben auch Regierungen und staatliche Einrichtungen am Golf erkannt – und reagiert. Mittlerweile erkennen Institutionen wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) wie auch Menschenrechtsorganisationen an, dass beispielsweise in Katar erhebliche Fortschritte erzielt werden konnten.

Bei aller Kritik wird jedoch oft übersehen, dass die Arbeitsmigration auch positive Auswirkungen hat.

Die Überweisungen von Arbeitsemigranten an ihre Familien in den Heimatländern sind die größte Quelle für Deviseneinnahmen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Das stellte die Weltbank jüngst in einem Bericht fest. Sie übertreffen bei weitem die offizielle Auslandshilfe und Direktinvestitionen in praktisch allen Schwellen- und Entwicklungsländern.

Oft sind Arbeitsmigranten die Haupternährer ihrer Familien daheim und sorgen für bessere Verhältnisse zuhause. Und auch manche Entsendeländer sind auf die Rückübersendungen der Arbeiterinnen und Arbeiter angewiesen, um ihre Länder vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Nach Angaben der Weltbank sind die Überweisungen nach Südasien 2021 insgesamt um rund acht Prozent auf 159 Milliarden Dollar gestiegen. Höhere Ölpreise unterstützten die wirtschaftliche Erholung und trieben die Überweisungen aus den Ländern am arabischen Golf, in denen mehr als die Hälfte der südasiatischen Migranten beschäftigt sind, in die Höhe. Allein auf zwei Länder – die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien – entfallen fast 40 Prozent aller Rücküberweisungen nach Südasien. Auf die VAE entfällt fast ein Viertel aller indischen Rücküberweisungen, wie Berechnungen auf der Grundlage von Weltbankdaten zeigen.

In Indien stiegen die Überweisungen im Jahr 2021 um schätzungsweise 4,6 Prozent auf 87 Milliarden Dollar. Pakistan verzeichnete ein weiteres Rekordjahr mit einem Wachstum von 26 Prozent und einem Volumen von 33 Milliarden Dollar im Jahr 2021. Zusätzlich zu den allgemeinen Triebkräften zog die Pakistan Remittance Initiative der Regierung zur Unterstützung der Überweisung über formelle Kanäle große Zuflüsse an.

Rücküberweisungen sind ein wichtiger Teil des weltweiten Entwicklungspuzzles. Unter Berufung auf zahlreiche Studien stellt die Weltbank fest, dass Rücküberweisungen „die Armut in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen lindern, die Ernährungslage verbessern, mit höheren Bildungsausgaben verbunden sind und die Kinderarbeit in benachteiligten Haushalten verringern“.

Allein in Kerala, einem der wohlhabendsten Bundesstaaten Indiens, wird einer von vier Haushalten durch Rücküberweisungen unterstützt, die mehr als das Fünffache der von der Zentralregierung an den Bundesstaat überwiesenen Mittel ausmachen. Lokale Studien haben auch gezeigt, dass Familien in Kerala mit Migranten am Golf zu höheren Konsumausgaben neigen als solche ohne Migranten.