Deutschland und die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) wollen ihre wirtschaftlichen Beziehungen intensivieren. Für deutsche Unternehmen gibt es noch enorme geschäftliche Chancen in der Region. Allerdings nehme der Wettbewerb zu und werde vor allem von asiatischen Konkurrenten angeheizt. Das war der Tenor auf dem GCC-Germany Business and Investment Forum, das am 12. und 13. März in Berlin stattfand.

An der Veranstaltung im Hotel Ritz-Carlton nahmen rund 300 Experten und hochrangige Entscheidungsträger aus Deutschland und GCC-Staaten teil, und es wurden ausgiebig geschäftliche Kontakte geknüpft. Veranstaltet wurde das Forum von der Ghorfa in Zusammenarbeit mit dem Gulf Research Center und der Federation of GCC Chambers.

Als Redner im Rahmen des Gala-Dinners am Eröffnungstag bezeichnete GCC-Generalsekretär Dr. Abdul Latif Al Zayani die Beziehungen zwischen Deutschland und den arabischen Golfstaaten als „sehr gut“. „Made in Germany“ sei eine Premium-Marke und man sei sehr daran interessiert, die Zusammenarbeit auszubauen. Dr. Al Zayani rief daher die deutschen Unternehmen zu Investitionen in den GCC-Staaten auf: „Wir haben ein attraktives Umfeld für Geschäfte und Investitionen“, sagte er.

Am Morgen hatte Ghorfa-Vizepräsident Olaf Hoffmann das Forum eröffnet und die Gäste begrüßt. Die dynamische wirtschaftliche Entwicklung in den GCC-Staaten bedeute für europäische und deutsche Unternehmen enormes Potenzial. Die deutsche Wirtschaft werde wegen ihrer hohen Qualitätsstandards geschätzt. Allerdings schlafe die Konkurrenz nicht. Vor allem asiatische Firmen böten ihre Produkte und Dienstleistungen häufig mit Erfolg zu günstigeren Preisen an. „Ich bin mir aber sicher, dass hohe Standards und nachhaltige Qualität langfristig unsere Freunde und Partner in der arabischen Welt überzeugen werden“, sagte der Ghorfa-Vizepräsident.

Laut Dr. Abdulaziz Sager, Chairman des Gulf Research Center, sind mehr „ertragreiche“ Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den GCC-Staaten möglich. Dabei hoffe er, dass die Handelsbilanz in Zukunft ausgeglichener sei. Derzeit exportieren deutsche Unternehmen deutlich mehr Güter und Dienstleistungen in die Region als umgekehrt. Für deutsche Unternehmen, die sich am Golf engagieren wollen, sieht Dr. Sager vor allem Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien.

Laut Sheikh Khalifa Bin Jassim Bin Mohamed Al Thani, zugleich Chairman der Federation of GCC Chambers und der Qatar Chamber of Commerce and Industry, bieten die arabischen Golfländer aufgrund ihrer Diversifizierungspolitik in zahlreichen Sektoren hervorragende geschäftliche Chancen. Nicht von ungefähr entfalle der Großteil der ausländischen Direktinvestitionen in der Mena-Region auf die GCC-Staaten. Diese verfolgten eine Politik der offenen Märkte und böten für Ausländer vielfach die Möglichkeit der hundertprozentigen Eigentümerschaft an Unternehmen. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den GCC-Staaten bezeichnete Al Thani als „ertragreich“. Sie könnten und müssten aber noch ausgebaut werden.

Nach den Worten von Stephan Steinlein, Staatssekretär, Auswärtiges Amt, zählen die GCC-Staaten zu den am stärksten wachsenden Märkten weltweit und zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Im Jahr 2012 habe das bilaterale Handelsvolumen 25 Mrd. Euro übertroffen. Man habe großes Interesse, die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen. Deswegen seien die Visa-Prozesse vereinfacht worden. Doch seien die GCC-Staaten auch politisch ein wichtiger und zuverlässiger Partner, etwa bei der Lösung regionaler Konflikte.

Nach Einschätzung von Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen Korps in Deutschland, wird der GCC-Markt immer wichtiger für deutsche Unternehmen, welche in der Region über einen ausgezeichneten Ruf verfügten. Es gebe aber noch zahlreiche Möglichkeiten, die Wirtschaftsbeziehungen zu intensivieren, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. Interessiert seien die Golfstaaten nicht zuletzt an einem noch stärkeren Technologie- und Know-how-Transfer.

Auch laut Dr. Eckhard Franz, Leiter der Abteilung Außenwirtschaftspolitik, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sind die arabischen Golfstaaten für Deutschland eine wirtschaftlich äußerst attraktive Region. Sein Ministerium unterstütze den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen daher nach Kräften – beispielsweise durch die Gemischten Wirtschaftskommissionen. Dr. Franz sprach sich zugleich für einen baldigen Abschluss des schon lange geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und den GCC-Staaten aus. Dies würde, so Dr. Franz, den wirtschaftlichen Beziehungen weiteren Auftrieb geben.

Dr. Abdul Aziz Ab Hamad Aluwaisheq, Stellvertretender Generalsekretär der GCC – zuständig für den strategischen Dialog, hob ebenfalls die Vorteile des geplanten Freihandelsabkommens hervor. Zu erwarten seien positive Effekte auf Preise, Wohlstand, Effizienz und Bruttoinlandsprodukt. Beispielsweise seien die GCC-Staaten für Europa als Lieferant von preisgünstigen petrochemischen Produkten interessant. Sonderinteressen, so Dr. Aluwaisheq, dürften das Abkommen nicht behindern.

Auf der zweitägigen Veranstaltung tauschten sich Experten zu den Branchen Transport, Logistik und Bau, Gesundheit, Bildung, Energie, Industrialisierung sowie Finanzierung aus.
Die abschließende Session Perspectives of GCC-Germany Cooperation wurde von Markus Potzel, Leiter des Referats Mittlerer Osten, Auswärtiges Amt, moderiert. Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer, Germany Trade and Invest, hob die Vorteile Deutschlands als Investitionsstandort hervor. Neben Stabilität biete Deutschland besonders ein innovatives Umfeld.  

Abdulraheem Hasan Naqi, Generalsekretär, Federation of GCC Chambers of Commerce and Industry, Saudi-Arabien, stellte zahlreiche Ideen vor, um noch enger zusammenzuarbeiten und betonte die wichtige Rolle des Privatsektors.

Olaf Hoffmann, Vize-Präsident, Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry, ging auf die Entwicklungen der GCC Länder der letzten Jahre ein und die Implikationen für kleine und mittlere Unternehmen.

Christian Berger, Beauftragter für Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungspolitik, Auswärtiges Amt, sprach über die Besonderheiten der deutschen Wirtschaft, die auf kleinen und mittleren Unternehmen basiere.

Für Fotos sowie weitere Details der Konferenz besuchen Sie bitte die Konferenzwebsite: www.gcc.ghorfa.de

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