13. Deutsch-Arabisches Wirtschaftsforum 02.-04. Juni 2010

Einmal mehr unterstrich die stattliche Zahl von 600 Teilnehmern des 13. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums die Bedeutung und die Qualität der gemeinsamen Wirtschaftsbeziehungen. Das Forum wurde von der Ghorfa in Kooperation mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag sowie der Generalunion der Kammern für Handel, Industrie und Landwirtschaft der Arabischen Länder veranstaltet.

Für die Überwindung der globalen Wirtschaftskrise komme den arabischen Ländern, darauf wies Ghorfa-Präsident Dr. Thomas Bach in seiner Eröffnungsrede hin, große Bedeutung zu. Nicht nur sei der rezessionsbedingte Rückgang der deutschen Exporte in die Region 2009 glimpflicher Verlaufen als im weltweiten Vergleich, zuversichtlich stimme auch das zu erwartende Wachstum von 4,5 Prozent in den Golfstaaten. Deutschland müsse sich zudem als Investitionsstandort präsentieren. Unterstrichen worden sei die Intensität der Beziehungen durch den kürzlichen Besuch der Bundeskanzlerin in vier arabische Golfstaaten sowie bereits zwei Reisen des Bundesaußenministers in diesem Jahr in arabische Länder. Andererseits habe es in jüngster Zeit wegweisende Deutschlandbesuche des Emirs von Kuwait und des Premierministers Palästinas gegeben, in die auch die Ghorfa eingebunden war.

Diese engen Beziehungen fasste Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, in dem arabischen Sprichwort „The best way to business ist to do it with friends“ zusammen.

Auch Saudi-Arabiens Botschafter Prof. Dr. med. Ossama Abdulmajed Shobokshi, Doyen der arabischen Botschafter in Deutschland, kennzeichnete die Beziehungen als sehr gut und solide. Er konstatierte erfreut die Verdoppelung deutscher Exporte in die arabischen Länder während der letzten zehn Jahre, wünschte aber darüber hinaus mehr unternehmerische Partnerschaften. Er empfahl deutschen Investoren, weniger zögerlich zu sein und erinnerte an das große Potenzial allein seines Landes, in dem beispielsweise in den Bau von elf Megastädten 463 Mrd. US-Dollar investiert werden.

Dem stimmte Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium, zu: Deutschland möchte seine Importe nicht auf Gas und Öl beschränken. Er verwies auf die große Zufriedenheit der Bundeskanzlerin mit ihrer Reise nach Saudi-Arabien, Bahrain, Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate in der Vorwoche. Diese Zufriedenheit habe auch auf die begleitende Unternehmerdelegation geäußert, insbesondere die für die deutsche Wirtschaft wichtigen Klein- und Mittelstandsunternehmer.

Der Präsident der Generalunion der Kammern für Handel, Industrie und Landwirtschaft der Arabischen Länder und Staatsminister der Libanesischen Republik, Adnan Kassar, stellte das Forum als die bedeutende Plattform der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen heraus, ebenso wie Sheikh Daij bin Salman Daij Al Khalifa, Chairman der General Organisation of Seaports Bahrain, der die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen unumwunden als Erfolgsgeschichte bezeichnete und am Bespiel seines Landes die Offenheit für ausländische Investitionen präsentierte.

Höhepunkt des ersten Tages war die Rede von Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle anlässlich des Galadinners, der das Forum als den Treffpunkt für die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen lobte. Er unterstrich seine Verbundenheit mit der arabischen Welt mit Verweis auf seine bereits zwei Reisen in diesem Jahr in die Region, und zwar in die arabischen Golfstaaten sowie in der Vorwoche nach Libanon, Jordanien, Syrien und Ägypten. Seine Aufgabe als Außenminister bestehe auch darin, den Außenhandel zu fördern. Dabei komme kleinen und mittelständischen Unternehmen eine bedeutende Rolle zu. Er plädierte für offene Märkte und unterstrich, dass Investitionen aus den arabischen Ländern sehr willkommen seien. Besonders hob der Minister die Notwendigkeit des Jugend- und Studentenaustauschs hervor, um das gegenseitige Verständnis und die Partnerschaft zu fördern.

Die Qualität der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen zeigte sich auch im Detail während der Workshops, die den Experten viel Gesprächsstoff boten. Energieeffizienz in der Bauwirtschaft, Trends in der IT-Branche, Wege des Markeintritts, Privatisierungsfragen und Umwelttechnik, Ausbau der Infrastruktur, Transport und Logistik waren die Themen. Es zeigte sich durchweg, dass die arabischen Länder sehr investorenfreundliche Bedingungen bieten, beispielsweise durch Freizonen, Steuervergünstigungen und die Möglichkeit des Gewinntransfers. Besonders viel Potenzial bieten die Branchen Wasserwirtschaft und Energieeffizienz im Bau- und Verkehrswesen. Eine wichtige Rolle wird in der Verkehrsinfrastruktur dem Ausbau des Eisenbahnnetzes vor allem in den GCC-Staaten zukommen, sowohl hinsichtlich des Gütertransports, als auch im Personennah- und Fernverkehr.

Auf großes Interesse stieß erneut der Workshop „Doing Business in Iraq“. Nach wie vor bietet der wirtschaftliche Aufbau des Zweistromlandes viel Potenzial zur Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen, wobei der traditionell gute Ruf des „Made in Germany“ günstige Voraussetzungen für deutsche Unternehmen bietet.

Ebenfalls sehr nachgefragt war auch in diesem Jahr der Sonderworkshop über die Rolle der Geschäftsfrauen in den arabischen Ländern. Diese Sitzung brachte u. a. zutage, dass laut einer französischen Studie Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil in der Führungsetage von der gegenwärtigen globalen Finanzkrise weniger betroffen waren. Grund: Frauen treffen ihre Entscheidungen vorsichtiger und risikobewusster.

In der abschließenden Plenarsitzung wurden die Aussichten für die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen einhellig positiv eingeschätzt. Sayyid Badr bin Hamad bin Hamood Albusaidi, Generalsekretär des omanischen Außenministeriums, betonte die hohe Zahl junger Menschen in den arabischen Ländern. So sei die Zahl der 20- bis 24-Jährigen von zehn Millionen im Jahr 1950 bis 2006 auf 36 Millionen gestiegen, und sie werde bis 2050 auf 56 Millionen prognostiziert. Dies betrachte er als Herausforderung und Chance. Ghorfa-Präsident Dr. Thomas Bach wies auf die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Bedeutung der arabischen Länder für die deutsche Wirtschaft und die öffentliche Wahrnehmung hin. Der im Vergleich zu anderen Regionen der Welt festzustellenden Unterschätzung der wirtschaftlichen Bedeutung der arabischen Welt für Deutschland gelte es entgegenzuwirken. Besonders große Chancen maß Ägyptens Botschafter Ramzy Ezzeldin Ramzy den erneuerbaren Energien und der Bildung zu. Dem Begriff der „social corporate responsibility“ komme in den arabischen Ländern wachsende Bedeutung zu. Aus Unternehmersicht stellte Saeb Nahas (Nahas Enterprises, Syrien) einen Trend zur unbeirrbaren Stetigkeit der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen fest, und Dr. Jörg Westphal (Schüco International KG; Deutschland) konstatierte, dass für erfolgreiche Beziehungen unterstützende wirtschaftpolitische politische Maßnahmen erforderlich seien. Dem stimmte der Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft, Karl Wendling, zu und verwies auf die bereits bestehenden Instrumentarien zur Förderung der Außenwirtschaft.

Im Rahmen des Forums wurden die Herren Mohamad El-Masri, Präsident der Federation der Egyptian Chambers of Commerce, Sulaiman Al-Sayyari, General Manager der SAGECO, Ahmed Mohammed Al-Midfa, Sharjah Chamber of Commerce and Industry, sowie Herbert Grünwald, ehemaliger Geschäftsführer der Dornier Consulting GmbH und jetziger Inhaber der Grünwald Consulting, für ihre herausragenden Verdienste um die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen geehrt. Sie erhielten ein Modell das Brandenburger Tors aus feinem Porzellan der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin.

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