8. Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum  15. bis 17. Juni 2005

Vom 15. bis 17. Juni 2005 veranstaltete die Arabisch-Deutsche Vereinigung für Handel und Industrie e.V., Ghorfa, in Kooperation mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, DIHK, und der Generalunion der arabischen Kammern unter Beteiligung von 600 Gästen das 8. Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin.

Die Schirmherrschaft für das Forum übernahm erneut der Bundesminister für wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement. Partnerland der dies-jährigen Veranstaltung war die Arabische Republik Ägypten. Zu den Rednern gehörten u.a. S.E. Amre Moussa, Generalsekretär der Arabischen Liga, S.E. Rachid Mohamed Rachid, Minister für Außenhandel und Industrie, Arabische Republik Ägypten und Dr. Wolfgang Gerhardt, MdB, Fraktions-vorsitzender der FDP im Bundestag. Neben deutschen und arabischen Unternehmern, Vertretern von Ver-bänden, Behörden und Ministerien fanden sich Delegationen aus zahlreichen arabischen Ländern zu dem Wirtschaftsforum ein.

Ziel war es, Geschäftskontakte zwischen deutschen und arabischen Unternehmern zu ermöglichen und Kooperationsfelder zwischen der deutschen Wirtschaft und den anwesenden Regierungs- und Wirtschaftsvertretenen der arabischen Länder aufzuzeigen und nutzen zu helfen.

Ein Empfang in der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten am Abend des 15. Juni gab den Auftakt für die Veranstaltung. Am Morgen des 16. Juni fand die offizielle Eröffnung im Haus der Deutschen Wirtschaft statt. Zu den Sprechern der Eröffnung zählten: Herr Herbert Sommer, Präsident der IHK Bielefeld, Herr Carl-Dieter Spranger, Bundesminister a. D. und Präsident der Ghorfa, S.E. Amre Moussa, Generalsekretär der Arabischen Liga, Herr Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, S.E. Rachid Mohamed Rachid, Minister für Außenhandel und Industrie, Arabische Republik Ägypten, S.E. Botschafter Ahmad Gaafar Ahmed Abdelkarim, Botschafter der Republik Sudan und Doyen des Arabischen Diplomatischen Corps in Deutschland, S.E. Abdulrahman al-Jeraisy, Vorsitzender des Council of Saudi Chambers of Commerce and Industry, Königreich Saudi-Arabien, Professor Dr. Ulrich Lehner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Henkel KGaA, S.E. Daij S. Al-Khalifa, Assistant Under Secretary of Foreign Trade, Kingdom of Bahrain, Dr. Alfred Tacke, Vorsitzender des STEAG-Vorstands, Herr Rudi Lamprecht, Mitglied des Zentralvorstands der Siemens AG.

Nach der Begrüßung ging Herr Sommer in seiner kurzen Rede auf das unübersehbar große Interesse deutscher Unternehmer an den arabischen Märkten ein und belegte dies anhand der Exportzahlen. Allein im Jahr 2004 verbuchte die deutsche Exportwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr mit einem Handelsvolumen von über 16 Milliarden Euro Steigerungsraten von durchschnittlich 10 Prozent in den arabischen Ländern. Über 12.000 deutsche Unternehmen, 50 Prozent mit eigenen Vertretungen und Niederlassungen vor Ort, unterhielten bereits heute Handelsbeziehungen in der arabischen Region, so der Präsident der IHK-Bielefeld.

Herr Spranger zeigte sich insbesondere darüber erfreut, mit der Organisation des 8. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums einen willkommenen Beitrag für die deutsch-arabischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen leisten zu können und betonte das große Potenzial, welches in den deutsch-arabischen Handlesbeziehungen liege. In den arabischen Ländern werde in sehr vielen Sektoren investiert. Zusätzlich erhöhe sich die Attraktivität vieler arabischer Märkte durch eine fortschreitende Liberalisierung und eine Verbesserung des Investitionsklimas.

S.E. Amre Moussa betonte in seiner anschließenden Rede den Reformprozess, den viele arabische Länder trotz interner Schwierigkeiten durchliefen. Zudem verwies er auf den Reformprozess innerhalb der arabischen Liga und dessen Einfluss auf gemeinsame Projekte der arabischen Länder. Dass die Liberalisierung der arabischen Märkte voran schreite, werde nicht zuletzt anhand der jüngst gegründeten arabischen Freihandelszone deutlich. S.E. Amre Moussa lud unter Verweis auf das gute Investitionsklima in den arabischen Ländern deutsche Unternehmer dazu ein, verstärkt im arabischen Raum tätig zu werden. Des Weiteren betonte der Generalsekretär der Arabischen Liga mit Blick auf den Terrorismus, dass dieser bekämpft werden müsse, aber gleichzeitig auch gegen die Armut aktiv vorgegangen werden müsse. Hinsichtlich des Terrorismus solle keine überzogene Angst geschürt werden, da sich dies auf die wirtschaftliche Lage in den arabischen Ländern und auf die Weltwirtschaft auswirken könne.

Im Anschluss begrüßte der Schirmherr der Veranstaltung, Herr Bundesminister für wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement, die Gäste des Forums. In seiner Rede ging Herr Clement auf die Lage im Nahen Osten ein und bekräftigte die Wichtigkeit von Frieden und Stabilität in der Region als wichtige Voraussetzungen für erweiterte Wirtschaftskooperationen. Der Bundesminister betonte das Interesse Deutschlands an einem friedlichen und demokratischen Irak sowie an regionaler Stabilität im Nahen und Mittleren Osten. Des Weiteren ging Herr Clement auf den in vielen arabischen Ländern erfolgenden Reformprozess ein und hob die Notwendigkeit der Reformen hervor. Dabei betonte der Minister, dass Reformen von der Bevölkerung des jeweiligen Landes mitgetragen werden müssen, um erfolgreich zu sein. Sie können nicht von außen diktiert werden, so der Minister. Gleichzeitig bot er reformwilligen Ländern partnerschaftliche Hilfe und Beratung an. In seinen weiteren Ausführungen ging der Minister auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Wirtschaftspartnerschaft zwischen Deutschland und den arabischen Ländern ein. Herr Clement hob dabei die Höhe der deutschen Exporte in die arabischen Länder hervor, die mit rund 16 Mrd. Euro höher sind als die Ausfuhren Deutschlands in die ASEAN Länder oder nach Lateinamerika. Des Weiteren sprach Herr Clement die Diversifizierungsbemühungen und die Vielzahl der anstehenden Großprojekte in den arabischen Ländern an.

Im Folgenden wurde das Wort an Herrn Dr. Bahaa Eldin übergeben, der die Rede S.E. Rachid Mohamed Rachid in Vertretung verlas. Darin wurde auf den in Ägypten stattgefundenen und noch andauernden Reformprozess eingegangen und betont, welch positive Bedeutung dies für die Wirtschaft des Landes habe. Die Wirtschaft Ägyptens sei im vergangen Jahr um 4,8 Prozent gewachsen. Auch die ausländischen Direktinvestitionen stiegen an. Besonders erfreulich sei die positive Entwicklung der deutsch-ägyptischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Vor diesem Hintergrund hob Dr. Eldin die Bedeutung des an diesem Tage zu unterzeichnenden Investitionsschutzabkommens zwischen Deutschland und Ägypten hervor. Diesem Abkommen werde in Zukunft ebensoviel Bedeutung zukommen wie den Aktivitäten des deutsch-ägyptischen Business Council, so Dr. Eldin.

Der Doyen der arabischen Botschafter, S.E. Ahmad Gaafar Ahmed Abdelkarim, hob in seiner anschließenden Rede die steigende Bedeutung des Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums hervor und ermutigte die Anwesenden zum Ausbau der deutsch-arabischen Beziehungen.

S.E. Abdulrahman bin Ali al-Jeraisy betonte den guten Zustand der deutsch-saudischen Handelsbeziehungen und das hohe Ansehen, das deutsche Produkte in Saudi-Arabien genössen. Gleichzeitig wies S.E. al-Jeraisy auf das große Interesse saudischer Unternehmer hin, stärker mit deutschen Unternehmern kooperieren zu wollen. Deutschland sei drittwichtigster Handelspartner des Königreichs und Saudi-Arabien der wichtigste Handelspartner Deutschlands im arabischen Raum, so S.E. al-Jeraisy weiter. Die stabile Lage in Saudi-Arabien sei an den heimischen Aktien- und Immobilienmärkten ablesbar. Auch der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen sei sehr stabil. Schließlich ging S.E. al-Jeraisy auf die Rolle der Frauen ein, die in der Geschäftswelt eine immer wichtigere Rolle spielen, und lud deutsche Unternehmer zu einem verstärkten Engagement im Königreich ein. Innerhalb der nächsten 15 Jahre sei geplant, 650 Mrd. US-Dollar für verschiedene Projekte im Königreich zu investieren.

Professor Dr. Ulrich Lehner betonte in seiner kurzen Rede die wichtige Stellung der arabischen Märkte für Henkel. Die Geschäftsbeziehungen von Henkel in die arabischen Länder haben Tradition und gehen auf die 30er Jahre zurück. Seit den 50er Jahren ist Henkel mit einer eigenen Produktionsstätte in Ägypten präsent. In seinen weiteren Ausführungen ging Herr Professor Dr. Lehner auf die Erfolgsgeschichte von Henkel in Ägypten ein und betonte die vorteilhaften Standortbedingungen in Ägypten und deren maßgebliche Beteiligung am Erfolg der Henkel KGaA.

S.E. Daij S. Al-Khalifa ging auf den wachsenden Bedarf in den arabischen Ländern an Produkten und Serviceleistungen ein, und sprach sich vor diesem Hintergrund für eine Intensivierung der deutsch-arabischen Kooperation und für eine Erhöhung der deutschen Exporte in die arabischen Länder aus. S.E. Al-Khalifa betonte die Notwendigkeit von Wirtschaftsreformen für die Entwicklung der arabischen Länder. Am Beispiel des Königreichs Bahrain verdeutlichte S.E. Al-Khalifa den Beitrag von Reformen zur Liberalisierung der Wirtschaft und zur Erhöhung der Attraktivität für ausländische Direktinvestitionen. Diese Reformen haben nicht zuletzt dazu beigetragen, dass Bahrain einer Studie zufolge das Land mit dem höchsten Grad an ökonomischer Freiheit im gesamten Mittleren Osten ist. Hinsichtlich der angestrebten Freihandelszone zwischen der EU und den Staaten des Golfkooperationsrates zeigte sich S.E. Al-Khalifa zuversichtlich. Durch die Schaffung dieser zollfreien Zone könne der Handelsaustausch weiter forciert werden und ein förderliches Investitionsklima geschaffen werden.

Dr. Alfred Tacke ging in seiner Rede auf die positive Perspektive der Weltwirtschaft ein und führte als Beispiel die Steigerung des Weltenergieverbrauchs von mehr als 4,3 Prozent im vergangen Jahr an. Der arabische Raum weise diesbezüglich ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Bezogen auf die arabischen Länder geht man bis zum Jahr 2012 von Wachstumsraten zwischen 7 und 12 Prozent pro Jahr aus, was eine enorme Herausforderung für den Weltenergiemarkt darstelle. Anschließend stellte Herr Dr. Tacke den großen Beitrag der arabischen Welt zur Stabilisierung der Weltenergieversorgung und somit zum Weltwirtschaftswachstum heraus. Nachdem in der Zukunft der arabische Raum und Europa zusammen ein Drittel der weltwirtschaftlichen Leistungen produzieren werden, sei es von Bedeutung, gemeinsam Anstrengungen zu unternehmen, um Technologie und Ressourcen intelligent zu nutzen. Eine Bündelung der Fähigkeiten sei nötig, um gemeinsam in dem neuen großen Wirtschaftsraum erfolgreich bestehen zu können.

Abschließend adressierte Herr Lamprecht die Teilnehmer des Forums. Dabei ging er auf die traditionsreichen Geschäftsbeziehungen von Siemens mit den arabischen Ländern ein und betonte das enorme Potenzial, das die arabischen Länder böten. Dies zeigt auch die hohe Präsenz von Siemens Mitarbeitern in den arabischen Ländern. Alleine in der Golfregion ist Siemens derzeit mit über 3000 Mitarbeitern vertreten, so Herr Lamprecht. Für die Zukunft prognostizierte Herr Lamprecht ein besonderes Interesse in den arabischen Ländern an den Bereichen Wassergewinnung und erneuerbare Energien.

Im Anschluss an die Eröffnung fanden die Workshops „IT, Telecommunication, and Information Security“ und „Infrastructure“ statt. Im IT-Workshop, der von Herrn Mohamed A. Haykal, Hakal Group, moderiert wurde, behandelte Herrr Thomas Geyer, Skytech AG, das Thema „Web Based Facility Monitoring and Control“. Danach ging Herr Dr. Ulrich Sandl, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, in seiner Präsentation auf den zunehmenden Bedarf an IT-Sicherheit ein. Im Anschluss stellte Frau Lamia Chaffai Sghaier, National Digital Certification Agency, ihre Präsentation „The WSIS Tunis 2005: an opportunity for the Private Sector“ vor.

Im Workshop „Infrastructure“, moderiert durch Herrn Kurt Birkenmeier, stellte Herr Hartmut Gückel, Siemens AG, einen Beitrag zum Thema „Signalling Systems for Arab Railways“ vor. Herr Dr. Stefan Denzinger, Dornier Consulting, sprach danach zum Thema „Transport Solutions in Arab Countries“. Über das „Lattakia Station Compound“ – Projekt in Syrien informierte Herr Karsten Sengewald, iproplan Planungsgesellschaft mbH, die Zuhörer des Workshops. Abschließend trug Herr Al-Sersawe, Port Said Port Authority, vor.

Am Nachmittag des 16. Juni fanden die Workshops „Environment and Water Projects“, „Energy and Petrochemical Industry“, „Financial Services: Banking, Insurance, and Capital Market“, sowie die Plenarveranstaltung „Investment Opportunities: Privatisation and Free Zones” statt.

Der Workshop “Environment and Water Projects“ wurde von Herrn Harald Grefe, IHK Bielefeld, moderiert und beinhaltete eine Präsentation zum Thema „Waste Management in Qatar – Experience and Perspectives“ von Herrn Dr. Hans-Joachim Lehmann, BC Berlin Consult-GmbH, einen Vortrag zum Thema „Seawater Desalination Made in Germany“ von Herrn Claus Robert Mertes, Deutsche Meerwasserentsalzung e.V., eine Präsentation zu „Co-generation of Power and Water Supported by Solar Energy”, Dr. Olaf Goebel, Lahmeyer International GmbH, sowie einen Vortrag zum Thema “Treatment and Recycling of Municipal Solid Waste in the Kingdom of Saudi Arabia” von Herrn Burkhard Klingenberg, Dornier Consulting, und eine Vorstellung von “Water & Environmental Projects in the Arab Countries” von Herrn Ulrich Voss, Siemens AG.

Im Workshop „Energy and Petrochemical Industry“, sprachen Herr Saeb Nahas zu syrischen Projekten in dieser Branche, Herr Leo Mikuta, Siemens AG, stellte seine Präsentation “Experiences with Power Generation Projects in Iraq” vor, Herr Dr. Andreas Wiese, Lahmeyer International, referierte zum Thema “Wind Energy – Technology Trends, Cost and Economics – an Overview”, Herr Dr. Sherif El-Gabally informierte über ägyptische Projekte. Herr Nikolaus Krane, Conergy AG, sprach zum Thema “Renewable Energies – solutions for higher sustainability”. Moderiert wurde der Workshop von S.E. Dr. Gerhard Enver Schrömbgens, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Königreich Saudi-Arabien.

Der Workshop „Financial Services: Banking, Insurance, and Capital Market“ wurde von Herrn Dr. Jürgen Holz, Dr. jur. Holz Beratungsgesellschaft mbH und Mitglied des Präsidiums der Ghorfa, geleitet. Im Rahmen dieses Workshops wurde von Herrn Dr. Mohamed Youssef, Egyptian Insurance Supervisory Authority, ein Vortrag zu ”Recent Developments of the Egyptian Insurance Market“ präsentiert, Herr Axel Gühl, Finanzministerium des Landes Sachsen-Anhalt und Mitglied des Präsidiums der Ghorfa, sprach zum Thema “Debut International Sukuk Issue for the Federal State of Saxony-Anhalt”. Zu den “Latest developments in the Iraqi Banking Sector” informierte Herr Ralph M. Nitzgen, Commerzbank AG. Dr. Mohamed Taymour, EFG-Hermes, Ägypten, stellte das Thema „Landscape of Arab Equity Markets” vor.

In der Plenarveranstaltung “Investment Opportunities: Privatisation and Free Zones” sprachen der Präsident der Kuwait Chamber of Commerce and Industry, H.E. Ali Alghanim, Dr. Ziad Bahaa-Eldin, General Authority for Investment and Free Zones, Ägypten, Herr Dr. Thomas Mirow, Bundeskanzleramt, Herr Hadi Kassem, Hamriyah Free Zone Authority, Vereinigte Arabische Emirate, Herr Adel Abdurrahman Al-Mannai, Qatar Chamber of Commerce and Industry, und Frau Maysoon Sabkar, Economic Development Board, Bahrain.

Herr Dr. Peter Göpfrich, AHK Kairo, moderierte den Workshop „Education and Vocational Training“. Im Rahmen des Workshops sprach H.E. Eng. Abdulwahab Al-Akil, Ministry of Technical Education and Vocational Training zum Thema “Yemen Needs for Vocational Training”. Herr Professor Dr. Dr. Oelschlegel, Saudi German Hospital Group, informierte über “Opportunities for investments in Healthcare Education on the Saudi Arabian Market”, Herr Peter-Michael Schmidt, GTZ, referierte über “The Mubarak-Kohl Initiative – an Egyptian-German Cooperation Experience in the TVET Reform Process” und Herr Professor Dr. h.c. Ronald Mönch, FH Magdeburg-Stendal, stellte seine Präsentation “German-Jordanian University – A German-Arab Project” vor. Frau Sabine Gummersbach-Majoroh, iMOVE beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), referierte über ”Training made in Germany – Qualification opportunities for workforce development in the Arab world”.

Am zweiten Tag der Veranstaltung fanden Plenarveranstaltungen zu den Themen „German-Egyptian Business Cooperation: Current Status and Potentials“ und „German-Arab Business Cooperation Perspectives in Reflection of Recent Economic Reforms in the Arab Countries” statt. Zu den deutsch-ägyptischen Geschäftsbeziehungen sprachen S.E. Rachid Mohamed Rachid, Minister für Außenhandel und Industrie, Ägypten, S.E. Martin Kobler, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Ägypten, S.E. Mohamed Abdelhay M. Al-Orabi, Botschafter der Arabischen Republik Ägypten in Deutschland, Herr Dr. Nader Riad und Herr Dr. Peter Göpfrich, beide AHK Kairo.

In der Plenarveranstaltung „German-Arab Business Cooperation Perspectives in Reflection of Recent Economic Reforms in the Arab Countries” wurden die deutsch-arabischen Geschäftsperspektiven vor dem Hintergrund der stattfindenden politischen und wirtschaftlichen Reformprozesse in den arabischen Ländern thematisiert.

Die Sitzung wurde vom Chefredakteur des Handelsblattes, Herrn Bernd Ziesemer, moderiert. Die Gesprächspartner waren Herr Dr. Wolfgang Gerhardt, MdB, Fraktionsvorsitzender der FDP im Bundestag, S.E. Rachid Mohamed Rachid, Minister für Außenhandel und Industrie, Kairo, S.E. Dr. Ahmed Joweili, Secretary General, Council of Arab Economic Unity, Kairo, Herr Professor Dr. Udo Steinbach, Direktor des Orient Instituts, Hamburg, S.E. Dr. Mohammad Halaika, ehemaliger stellvertretender Premierminister des Haschemitischen Königreichs Jordanien, Amman, Herr Dr. Thomas Bach, Vorsitzender des Vorstands der Weinig Gruppe, Tauberbischoffsheim, und Vorsitzender des Präsidiums der Ghorfa, und Herr Dr. Benno W. Bunse, Ministerialrat, Unterabteilung Außenwirtschaftsrecht, Außenwirtschaftskontrollen, Wirtschaftliche Zusammenarbeit Nordafrika / Mittlerer Osten, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA).

Herr Dr. Gerhardt ging in seinem einleitenden Beitrag auf den Friedensprozess in Nahost ein und wies darauf hin, dass das erfolgreiche Agieren des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas für eine friedliche Lösung des Konflikts entscheidend sei. Zudem seien eine erfolgreiche Abwicklung des israelischen Abzugs aus Gaza und die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage in den palästinensischen Gebieten erforderlich. Unbedingt müsse von unilateralen Handlungen abgesehen werden, welche die Statusfragen der palästinensischen Gebiete präjudizierten. Hinsichtlich der noch instabilen Lage im Irak sprach sich Dr. Gerhardt für das Festhalten an den Beschlüssen des UN-Sicherheitsrats aus und betonte das exklusive Recht dieses Gremiums über Krieg und Frieden in der Welt zu entscheiden. Die abgehaltenen Wahlen und die hohe Wahlbeteiligung im Irak bewertete Dr. Gerhardt als ermutigend. Ferner ging Dr. Gerhardt auf die mögliche Rolle der EU im Irak ein. Die EU könnte sich maßgeblich im Rahmen des notwendigen nationalen Aussöhnungs-prozesses einbringen, da man in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg ausreichend Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln konnte. Hinsichtlich Iran betonte Dr. Gerhardt das enorme Potenzial des Landes und die potentielle Rolle Irans in einem stabilen und demokratischen Mittleren Osten. Mit Blick auf die nuklearen Bestrebungen des Iran begrüßte Dr. Gerhardt die Gesprächsbereitschaft der USA mit dem Iran und verwies auf die Gefahren, die ein neues Wettrüsten mit sich brächte. Eine friedliche Nutzung von Kernenergie müsse jedoch jedem Land zugestanden werden, so Dr. Gerhardt. Iran müsse die Weltgemeinschaft allerdings von der ausschließlich friedlichen Nutzung seines Nuklearprogramms überzeugen. Iran habe nach der Einschätzung von Dr. Gerhardt das Potenzial, zu einer wichtigen Säule im Mittleren Osten und darüber hinaus zu werden. Ebenso könne sich Iran zu einem respektierten und konstruktiven Partner in Sicherheitsfragen entwickeln und sowohl Sicherheit als auch Energie und Ideen zu exportieren. Von übergeordneter Bedeutung für die gesamte Region sei die Intensivierung der Kooperation zwischen den Ländern, da diese die Voraussetzung für Sicherheit und Frieden sei, so Dr. Gerhardt. Als Beispiel nannte Dr. Gerhardt den von der EU initiierten Barcelona-Prozess mit den Mittelmeer Anrainer Staaten. Die Verflechtung von Sicherheit, Demokratie und regionale Kooperation stärken einander gegenseitig, so Dr. Gerhardt. Dabei verwies er auch auf die noch auszuschöpfenden Möglichkeiten im Rahmen der regionalen Zusammenarbeit.

Den anhaltenden Reformprozess in den arabischen Ländern aufgreifend, betonte S.E. Rachid den Prozesscharakter von Reformen und verwies auf die Notwendigkeit derselben in der Region. Reformen seien keine kurzfristige Angelegenheit und stünden in der Sache für Veränderung. Da viele Menschen jedoch Veränderungen fürchten, sei es notwendig, zu verdeutlichen, was durch Reformen erreichbar sei und welche Verbesserung dies im Vergleich zum status quo bedeute. Die hohen Öl Einnahmen vieler Länder in der Region haben diese Notwendigkeit etwas außer Sichtweite geraten lassen. Der Lebensstandard verglichen mit den Bestrebungen der Menschen in der Region lasse jedoch keinen Zweifel an der Erfordernis von ökonomischen Reformen. Dies wird besonders vor dem Hintergrund der sehr jungen Bevölkerung in den Ländern der Region deutlich. Über 50 Prozent der Bevölkerung im Mittleren Osten seien jünger als 25 Jahre. Bis zum Jahr 2020 werden 40 Mio. Jobs benötigt, was ein jährliches Arbeitsmarkt Wachstum von 4 Prozent erfordere. Bezogen auf Ägypten sagte S.E. Rachid, dass Reformen im politischen, ökonomischen und sozialen Bereich notwendig seien, da alle diese Bereiche miteinander in Verbindung stünden. S.E. Rachid betonte die Erwartung in der Region an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Westen. Diese Zusammenarbeit müsse von besserem Verständnis und Vertrauen geprägt sein. Auch sei es sehr wichtig, dass die Reformprozesse aus den einzelnen Ländern selbst erwachsen, da jedes Land über ein hohes Maß an Individualität verfüge.

S.E. Joweili ging anschließend auf den Liberalisierungsprozess in den arabischen Ländern ein und stellte besonders das günstige Klima einer weiteren wirtschaftlichen Integration der arabischen Länder heraus. Bisheriges Ergebnis ist das bereits bestehende Great Arab Free Trade Agreement (GAFTA), welches seit Januar 2005 einen zollfreien Warenaustausch zwischen 17 arabischen Ländern ermöglicht und somit den intraregionalen Handel und die intraregionalen Investitionsmöglichkeiten positiv beeinflusst. Vor diesem Hintergrund verwies S.E. Juweili auch auf die momentan stattfindenden Gespräche über die Einführung eines arabischen General Agreement on Tariffs and Trade (GATT). Die arabischen Länder benötigten ein Mehr an Liberalisierung, Freihandel und Integration. Die wohl größte Herausforderung stelle derzeit jedoch der Arbeitsmarkt dar. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote liege bei 20 Prozent. Das jährliche Bevölkerungswachstum im Schnitt bei 3 Prozent. Die Schaffung von Arbeitsplätzen sei deshalb von besonderer Bedeutung, so S.E. Juweili.

Vor dem Hintergrund notwendiger Reformen verglich Professor Steinbach die Probleme der arabischen Länder mit denen der Europäischen Union und stellte fest, dass es sich hierbei um fast die gleichen Problembereiche handle. Weiter erklärte Professor Steinbach, dass die EU die Wichtigkeit der Angelegenheiten der arabischen Welt auf ihrer eigenen Agenda erhöhen müsse. Darüber hinaus stellte er die Notwendigkeit eines umfassenderen Beitrags der EU zum Nahost-Konflikt heraus. Grundsätzlich müsse die EU ihr mediterranes Engagement und ihre Kooperation mit dem Golfkooperationsrat intensivieren. Hingegen sollte sich die Führung vieler arabischer Länder dem Gedanken des Wandels stärker verbunden fühlen, um im Vergleich zu anderen Regionen der Welt nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dazu sei es auch erforderlich, die ökonomischen Ressourcen der arabischen Länder und die Kooperation zwischen denselben zu erhöhen. Zudem betonte Professor Steinbach die Bedeutung des von der UN veröffentlichten Arab Human Development Report zum Entwicklungsprozess der arabischen Länder.

S.E. Halaika gab am Beginn seines Redebeitrags zu bedenken, dass die arabischen Länder keine homogene ökonomische Einheit formen. Dies verdeutlichte er an der stark variierenden Höhe des Bruttosozialprodukts einzelner arabischer Länder und an dem Indikator für ökonomische Freiheit. Als Indiz für die zunehmende ökonomische Liberalisierung und den in vielen arabischen Ländern stattfindenden Reformprozess führte S.E. Halaika die Anzahl der bestehenden und geplanten Freihandelsabkommen dieser Länder wie auch die WTO-Beitritte an, da diese Abkommen immer mit Reformen einhergingen und in diesem Sinne eine Katalysator-Funktion einnähmen.

Abschließend ging S.E. Halaika auf die Herausforderungen der arabischen Länder hinsichtlich der wirtschaftlichen Reformen ein. Diese wären in den teilweise schwerfälligen Administrationen, in der Gesetzgebung, in der Infrastruktur sowie in verschiedenen internen Problemen zu sehen.

Dr. Bach betonte in seinem Beitrag die hervorragenden Möglichkeiten für deutsche und arabische Unternehmen zur Kooperation in den verschiedensten Bereichen und die sich ergänzenden Vorteile beider Regionen. Er rief die Unternehmer dazu auf, über das bloße Exportgeschäft hinaus aktiv zu werden und die Handelsbeziehungen durch Investitionen zu ergänzen. Das übergeordnete Ziel müsse eine strategische Partnerschaft und die Suche nach neuen Märkten sein.

Dr. Bunse ging abschließend auf die Bedeutung der arabischen Länder für Europa und die Weltwirtschaft und die Rolle des Energieressourcen Reichtums der arabischen Länder für den deutschen Handel und bilaterale Investitionen ein. Er verdeutlichte die weiterhin bestehende Notwendigkeit für ökonomische Reformen in den arabischen Ländern. Dies werde zum Beispiel anhand des noch relativ niedrigen Anteils der weltweit in die arabischen Länder fließenden ausländischen Direktinvestitionen deutlich. Dr. Bunse betonte das Erfordernis von ökonomischen Reformen in den arabischen Ländern insbesondere in Bezug auf die Stärkung des privaten Sektors und der Erhöhung der Attraktivität für ausländische Direktinvestitionen. Abschließend ging er auf die bereits vorgenommenen Anstrengungen im Rahmen der Liberalisierung der Märkte und von Handelserleichterungen ein.