6th Arab-German Health Forum 2013

Am 2. und 3. Mai 2013 fand in Erlangen das 6th Arab-German Health Forum statt, das die Ghorfa in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Siemens Healthcare organisierte. Rund 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft tauschten sich über potenzielle Geschäftskooperationen im Gesundheitssektor aus. Die Gesundheitsbranche ist ein Schwerpunkt innerhalb der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen. Das deutsche Gesundheitssystem genießt einen sehr guten Ruf und die arabische Welt baut ihren Gesundheitssektor mit hohen finanziellen Investitionen aus. Der Tenor des Forums lautete, dass zwischen deutschen und arabischen Gesundheitseinrichtungen und Unternehmen zwar schon eine gute Kooperation existiere, das Potenzial einer noch engeren Zusammenarbeit jedoch noch nicht ausgeschöpft sei.

Auf dem Programm stand am Morgen des ersten Veranstaltungstages ein Besuch des Siemens Healthcare Solution Center sowie der MR-Production Site in Erlangen. Hier zeigte Siemens Healthcare modernste Medizintechnik und gab den Besuchern Einblick in medizinische Arbeitsabläufe.

Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit, betonte in seiner Rede die Bedeutung der arabischen Region für Deutschland in der Gesundheitsbranche. Der Gesundheitsmarkt sei einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren Deutschlands. Beinahe 3.000 Unternehmen generierten mehr als 11 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Die Gesundheitsbranche erlebe ein dynamisches Wachstum. Die wachsende Nachfrage der arabischen Welt nach komplexen Lösungen für das Gesundheitswesen sei klar erkennbar. 2011 sei die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft lanciert worden, die Unternehmen mit vielfältigen Maßnahmen unterstütze, Auslandsmärkte zu erschließen. Die zwei grundsätzlichen Ziele seien, das medizinische Versorgungsangebot zu verbessern sowie Exportmöglichkeiten zu erweitern. „Die Kooperation zwischen unseren Ländern wird uns erlauben, gemeinsam die Herausforderungen zu meistern, vor denen Deutschland und die arabische Welt stehen“, so der Minister.

Thomas Bach, Präsident der Ghorfa, betonte in der Eröffnung des Forums die hohe Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen: „Die arabische Welt zeigt ein starkes Engagement, ihren Gesundheitssektor weiter auszubauen. Deutsche Unternehmen sind kompetente und zuverlässige Partner für die geplanten Projekte in der arabischen Welt.“ Deutsche und arabische Unternehmen teilten ein hohes Interesse an langfristigen und nachhaltigen Partnerschaften, resümierte der Ghorfa-Präsident.

Michael Sen, Chief Financial Officer bei Siemens Healthcare, sagte, dass die Lebenserwartung sowohl in Deutschland als auch in der arabischen Welt in der Zukunft kontinuierlich steigen werde. Dadurch stehe die Gesundheitsbranche vor vielen quantitativen und qualitativen Herausforderungen. Ein Beispiel sei der verstärkte Behandlungsbedarf chronischer Krankheiten. Seiner Ansicht nach könnten insbesondere Innovation und nachhaltige Partnerschaften dazu beitragen, die Effizienz der Behandlung zu steigern.

Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Deutschland und Doyen des arabischen diplomatischen Korps, gab eine umfassende Präsentation über Chancen und Herausforderungen des saudischen Gesundheitssektors. Für 2013 sehe das Königreich ein Budget von 26,7 Mrd. US-Dollar für Gesundheit vor, ein Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Bau 1.000 neuer primärer Gesundheitszentren sowie der Bau 19 neuer Krankenhäuser seien vorgesehen. Die Anzahl der 55.932 Betten in den 408 saudischen Krankenhäusern müsse erhöht werden. Auch die Zahl der Ärzte müssten verdoppelt werden, denn auf einen Arzt kämen 500 saudische Patienten. Es sei ferner zu begrüßen, wenn noch mehr saudische Medizinstudierende in Deutschland eine Ausbildung genießen könnten.

Prof. Dr. rer. pol. Karl-Dieter Grüske, Präsident der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), präsentierte die Hochschule, die eine der zehn größten Universitäten in Deutschland sei. Die medizinische Fakultät gehöre zu den Ursprungsfakultäten der Gründungszeit. Die Region biete ein höchstes Maß an Kompetenzbündelung, auch durch das 2010 gegründete Medical Valley. „Unsere Verbindungen zur arabischen Welt haben lange Tradition. Wir möchten diese Verbindung weiter stärken“, so Prof. Grüske. Deshalb habe die FAU das Arab-German Medical Alumni Network (AGMAN) gegründet.

Melanie Huml, Staatssekretärin im bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und zugleich Abgeordnete im bayerischen Landtag, betonte Bayern wolle die freundschaftliche Verbundenheit mit der arabischen Welt weiter pflegen. Die bayerische Gesundheitsbranche gehöre mit 4,5 Prozent Umsatzwachstum zu den wachstumsstärksten Wirtschaftssektoren; aus Bayern stammten 60 Prozent aller medizintechnischen Geräte in Deutschland. Biomed in München und Medical Valley in Erlangen-Nürnberg seien herausragende Spitzencluster. Ein Viertel der ausländischen Patienten in Deutschland ließen sich in Bayern behandeln. Der Ausbau der internationalen Ausrichtung gehöre zu den gesundheitspolitischen Zielen Bayerns. 2011 sei deshalb als Informations- und Kontaktplattform das Internetportal „Bavaria – A Better State of Health“ vorgestellt worden. Seit Herbst 2012 gebe es ferner die Bavaria International Health Association. Schwerpunkte seien die medizinische Pflege ausländischer Patienten sowie die Fort- und Ausbildung ausländischen Medizinpersonals.

An den beiden Tagen des Arab-German Health Forums fanden drei Sitzungen zu „Planning, Building & Managing a Hospital: Workflow and Efficiency”, „Medical Tourism and Healthcare Insurance” und „Medical Technologies and Healthcare Developments in Post Revolution Environments” statt, in denen Experten Chancen der deutsch-arabischen Kooperation in der Gesundheitsbranche diskutierten.

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