7th Arab-German Energy Forum
Abu Dhabi, 16. bis 17. November 2016

Der Strombedarf in den arabischen Ländern wächst. Gleichzeitig investieren alle Staaten in einen breiteren Energiemix, um die Abhängigkeit von Öl und Gas zu reduzieren. Das hat positive Folgen nicht nur für die erneuerbaren Energien, sondern auch für viele andere Sektoren. Beim 7. Energie-Forum in Abu Dhabi diskutieren deutsche und arabische Partner über Chancen und Möglichkeiten.

„Ohne Elektrizität wird es kein wirtschaftliches Wachstum geben.“ Über diese Aussage von Mohamed Shaker El-Markabi, Minister für Elektrizität und erneuerbare Energien aus Ägypten in seiner Keynote, waren sich alle Teilnehmer der Eröffnungszeremonie einig. Genauso wurde bei dem 7th Arab-German Energy Forum klar, dass Deutschland gemeinsam mit den arabischen Partnern viel zu der Diversifizierung des Energiemixes in den arabischen Ländern beitragen kann.

Zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind zu dem Forum am 16. und 17. November nach Abu Dhabi gekommen. Zum ersten Mal hatte die Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry in Kooperation mit Siemens dieses Forum in der Region selbst organisiert, in Zusammenarbeit mit der Generalunion der arabischen Handelskammern, der Föderation der Chambers of Commerce and Industry der Vereinigten Arabischen Emirate, sowie der deutsch-emiratischen Industrie- und Handelskammer. Die Schirmherrschaft hatten in diesem Jahr der emiratische Energieminister, Suhail Mohamed Al Mazrouei, und Sigmar Gabriel, Vizekanzler und Bundesminister für Energie und Wirtschaft übernommen.

Dass die arabischen Länder angesichts wachsender Bevölkerungszahlen in den kommenden Jahren vor enormen Herausforderungen im Energie-Sektor stehen, darüber waren sich alle Redner der Eröffnungs-Zeremonie einig. So erklärte der ägyptische Energieminister, dass Versorgungs-Sicherheit eines der wichtigsten Themen in den kommenden Jahren sein werde. Rashid Abdullah Al Matroushi, Staatssekretär im emiratischen Energieministerium, betonte in seiner Rede jedoch, dass es nicht alleine reiche, die Kapazitäten auszubauen. Es werde ein breiterer Energiemix benötigt und die Energie-Effizienz müsse gesteigert werden. Die Emirate hätten hier in den vergangenen Jahren schon viel investiert und würden dies im Rahmen der emiratischen Vision 2021 weiter tun, erklärte Al Matroushi. Auch Ägypten stehe vor diesem Problem. 91 Prozent der Elektrizität werde mit Öl und Gas produziert, erklärte El-Markabi. Deshalb sei sein Land enorm von den Preisschwankungen bei Öl und Gas beeinflusst.

Dr. Peter Ramsauer, Präsident der Ghorfa, begrüßte die Teilnehmer in seiner Rede und erklärte, dass Deutschland bei der Diversifizierung des Energiemixes die arabischen Staaten weiter unterstützen wolle und bestehenden Beziehungen weiter ausgebaut werden sollen. Abdulla Al Owais, Vize-Präsident der Föderation der emiratischen Chambers of Commerce and Industry sowie Nael Al-Kabariti, Präsident der Generalunion der arabischen Handelskammern und Saeed Al Fahim, Präsident des German Emirati Joint Council for Industry & Commerce (AHK), bestätigten, dass die deutsch-arabische Zusammenarbeit im Energie-Sektor bereits sehr gut sei. Während deutsches Know-how in den arabischen Ländern sehr gefragt ist, investieren die arabischen Ländern in deutsche Unternehmen, wie auch der deutsche Botschafter in Abu Dhabi, Goetz Lingenthal, und der emiratische Botschafter in Berlin, Ali Abdullah Al Ahmed, in ihren Ansprachen bestätigten. Beide ermutigten die Teilnehmer Nutzen aus dem Forum zu ziehen.

Dass die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen auch in Zukunft weiterwachsen werden, zeigte die Rede von Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Mitglied des Vorstandes von Siemens. Er versicherte, Deutschland sei ein guter Partner, denn in der Bundesrepublik seien die Transformationsprozesse von Öl und Gas, über Kohle und Atom hin zu den erneuerbaren Energien bereits auf einem guten Weg. „Wir sind dabei nicht die Lehrmeister, sondern wollen mit Ihnen Hand in Hand arbeiten,“ erklärte Russwurm. Diese Partnerschaft habe bereits eine lange Tradition. So wurde bekannt, dass Siemens bereits seit 1992 Technologie in den VAE zur Stromversorgung bereitstellt und auch in Zukunft die Energie-Effizienz in der Region weiter verbessern werde.

Auch Dr. Khalid Klefeekh Al Hajri, Präsident der Energie-Kommission der Ghorfa und CEO of Qatar Solar Technologies bestätigte die gute Partnerschaft der Länder: „Mit den richtigen Partnern und langfristigen Visionen für die Zukunft haben die arabischen Länder das Potenzial Weltmarktführer bei Solarenergie zu werden, genauso, wie sie es bereits bei Öl und Gas bereits sind“, erklärte Al-Hajri.

Im Vorfeld des Forums ermutigte der Generalsekretär der Ghorfa, Abdulaziz Al-Mikhlafi, die Teilnehmer, nutzen aus dem Forum zu ziehen. In zahlreichen Podiumsdiskussionen diskutierten hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über die aktuelle Situation des Energiesektors in den arabischen Ländern und Deutschland. In der Diskussion im Anschluss an die Eröffnungszeremonie ging es direkt um die Frage, wie die Energie-Versorgung breiter aufgestellt werden könne. Um die Abhängigkeit von den Hydrocarbonaten zu reduzieren habe Ägypten, wie El-Markabi erklärte, zuletzt neue Regelungen für die Einspeisevergütung beschlossen. Insbesondere die Windenergie solle in den kommenden beiden Jahren damit ausgebaut werden. 4.300 zusätzliche Megawatt sind schon bis 2018 geplant. Insgesamt sollen einmal 20 Prozent der Energie in Ägypten aus erneuerbaren Ressourcen erzeugt werden. Auch Saudi-Arabien baut die Kapazitäten der erneuerbaren Energien massiv aus, wie der Vize-Minister für Elektrizität und Chairman of the Board der saudi Electricity Company, Dr. Saleh Al Awaji, bestätigte. Die Pläne des Königreiches, die detailliert im National Transformation Program und der Saudi Vision 2030 dargelegt sind, sehen vor, dass bis 2020 eine zusätzliche Kapazität von 3.500 MW und bis 2030 sogar 9.000 MW installiert werden sollen.

Dietmar Siersdorfer, CEO von Siemens Middle East leitete die hochrangig besetzte Diskussion, in welcher auch die Frage besprochen wurde, welchen Beitrag Deutschland leisten kann. Dass das Engagement deutscher Firmen in der Region bereits groß ist, bewiesen Dr. Adolf Feizlmayr von ILF Consult und Andreas Feicht, Vizepräsident für Energie des Verbands kommunaler Energieversorger. Zahlreiche Projekte haben die beiden deutschen Unternehmen in der Region bereits erfolgreich abgeschlossen.

Dass die Energiewende in den arabischen Ländern bereits in vollem Gange ist, zeigte sich in der ersten Session, die von Paul van Son (CEO of Dii and Cairman of MENAT Innogy) geleitet wurde. Bis 2020 werde beispielsweise in Jordanien 10 Prozent der Energie durch Wind erzeugt, erklärte Abdel Fattah Daradkah (Managing Director, National Electric Power Co., Jordan). Und angesichts eines steigende Energiebedarfs sei mit mehr zu rechnen. Insgesamt seien derzeit 258 Gigawatt an Stromkapazitäten in den arabischen Ländern installiert. Dies sei bereits jetzt mehr als im internationalen Durchschnitt, wie Fawzi Kharbat (Secretary General, Arab Union of Electricity) erklärte.

Eine der drängendsten Fragen auf dem Forum war die Finanzierung von Energieprojekten. Angesichts großer Haushaltsdefizite aufgrund des niedrigen Ölpreises seien in Zukunft wohl immer mehr private Initiativen und Public Private Partnerships gefragt, wie Felix Neugard (CEO, German Emirati Joint Council for Industry and Commerce (AHK), UAE) zu Beginn der Session 2 feststellte. In der Diskussion stellte sich heraus, dass das große Potenziale nicht nur für deutsche Energieunternehmen bietet. So wies Dr. Nicolas Bremer (Partner, Alexander & Partner Rechtsanwälte, Germany) darauf hin, dass auch der Bankingsektor sehr von dieser Entwicklung profitieren könne. (Lesen Sie zu den rechtlichen Aspekten der Finanzierung von Energieprojekten in der Region den Rechtsbeitrag von Nicolas Bremer in dieser Ausgabe)

Neben den geschäftlichen Chancen des Energiesektors sei die gesellschaftlichen Folgen nicht zu vernachlässigen, wie der Moderator der Session 3 Dr. Peter Goepfrich (Vice Chairman, German Center Ras Al Khaimah, UAE) hervorhob. Vor allem der Bildungsbericht würde stark profitieren und unzähliche neue Berufe würden in der Branche derzeit entstehen, wie Uwe Möller (Senior Project Manager, Kraftwerksschule e.V., Germany) bestätigte. Vor allem praktische Berufsbildung sei sehr gefragt, da sich die Technologien sehr schnell weiterentwickeln. Deshalb sei es auch wichtig Trainer in den Unternehmen zu etablieren. Neben der deutschen Kraftwerksschule ist das Unternehmen Lukas Nülle ein weiteres Beispiel dafür, dass dies bereits erfolgreich gemacht wird. So wies Mohammad Vaizullah Shareef (Regional Manager, Lucas Nuelle Middle East FZE, UAE) darauf hin, dass die Golfstaaten zwar stark investieren, allerdings einen Mangel an Fachkräften haben. Deutsche Unternehmen können hier mit Trainings- und Weiterbildungsprogrammen aushelfen.

Zwar war die einhellige Meinung in Session 4, dass Innovationen im Energiesektor unumgänglich sind, dennoch wurde erneut verdeutlicht, dass es nicht bloß um die neuen erneuerbaren Energien gehe, sondern um einen gesunden Energie-Mix. So erklärte Ali Vezvaei (President & Member of the Board, Linde AG Middle East & North Africa, UAE), dass Öl und Gas auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen würden. Allerdings müsse man ein Ökosystem für das entstehenden CO2 schaffen. Diesen Schadstoff zu nutzen sei durchaus möglich, wie auch Dr. Jens Rudolph und Dr. Michael Mueschel von BASF bestätigten.

Ein weiterer Sektor, der vom weiteren Ausbau der Energie-Kapazitäten in der Region profitiert, ist der Wassersektor, wie in den Sessions 5 und 6 deutlich wurde. Dabei seien die Frischwassererzeugung aus Meer- und Abwasser und die Energieerzeugung zwar aufeinander angewiesen, könnten sich aber auch hervorragend ergänzen, wie Dr. Corrado Sommariva (Managing Director, ILF Consulting Engineers, UAE) erklärte. So könne beispielsweise der überschüssige Solarstrom an Tageszeiten mit niedrigerer Nachfrage an Strom in die Produktion von Frischwasser eingespeist werden. Die immer günstigere Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen habe damit auch Einfluss auf die Preise für Frischwasser, führte Ibrahim Elwan (Chairman, Tanqia FZC, UAE) weiter aus. Die Preise für erzeugtes Wasser seien nach wie vor stark subventioniert und deshalb oft unrentabel. Dies könne sich jedoch ändern, wodurch die Subventionen gezielter dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

In der Abschlussdiskussion wurde noch einem deutlich, dass es auch aus wirtschaftlicher Sicht inzwischen keinen Grund mehr gebe, die erneuerbaren Energien in einem breiteren Energiemix der arabischen Länder zu etablieren. Denn auch finanziell seien diese Energiequellen inzwischen konkurrenzfähig zu den herkömmllichen Energiequellen, wie Thomas Kraneis (Senior Power Consultant for various international Companies, Germany) erklärte. So wurde erst kürzlich ein Rekordpreis von 2,42 US-Dollarcent pro Kilowattstunde geboten. Das Gebot war bei der Abu Dhabi Elektrizitäts- und Wasserbehörde (ADWEA) eingegangen, die für eine neue Siedlung nordwestlich der Hauptstadt den Bau einer Anlage mit 350 MW ausgeschrieben hatte. Aber auch die Windenergie ist vielversprechend, wie Bungo Ezawa (Project Director Wind Energy Morocco, Lahmeyer International – Tractebel, Germany) bestätigte. Ägypten, Marokko, Tunesien und Jordanien seien hier die vielversprechendsten Standorte. Alles in allem stehe aber fest: „Die arabischen Länder können nun beweisen, dass Wind- und Sonnenenergie eine großartige Zukunft haben.“

Weitere Informationen zur Konferenz erhalten Sie unter www.energy.ghorfa.de.