2. Deutsch-Arabisches Energieforum

Die Zusammenarbeit im Energiesektor ist ein Grundpfeiler der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen. Sie soll in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden. Vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es noch großes Potenzial für eine intensivere Kooperation. Denn deutsche Unternehmen nehmen hier technologisch eine weltweit führende Position ein, und in vielen arabischen Ländern sind die Bedingungen für eine Nutzung der Solar- und Windkraft geradezu ideal. Das war der Tenor auf dem 2. Deutsch-Arabischen Energieforum, das am 20. und 21. Oktober 2011 in Berlin stattfand.

An der Veranstaltung im Hotel Adlon nahmen rund 300 Entscheidungsträger aus Deutschland, Europa und der arabischen Welt teil. Veranstaltet wurde das Energieforum von der Ghorfa in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern: Der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Arabischen Liga, dem Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau (FDBR), der Generalunion der arabischen Handelskammern, der Desertec Industrial Initiative (Dii), dem Verband Beratender Ingenieure (VBI) und dem World Energy Council. Die Schirmherrschaft hatte Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler übernommen.

Ghorfa-Präsident Dr. Thomas Bach wies in seiner Eröffnungsansprache auf die deutsche Energiewende bzw. den geplanten Ausstieg aus der Kernenergie hin. Diese Strategie könne nur erfolgreich sein, wenn sich Deutschland auf internationale Unterstützung verlassen könne. Die arabische Welt sei in diesem Zusammenhang einer der wichtigsten Partner. So werde die deutsche Wirtschaft auch in Zukunft auf den Import von Öl und Gas aus den arabischen Ländern angewiesen sein.

Zugleich eröffne, so Dr. Bach weiter, der stark wachsende Energiebedarf in der arabischen Welt für deutsche Firmen erhebliche geschäftliche Chancen. Allein die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) wollten bis zum Jahr 2020 geschätzte 300 Mrd. US-Dollar in den Energiesektor investieren, und in den Plänen fast aller arabischen Länder spielten die erneuerbaren Energien eine Rolle. In Marokko, Ägypten und den Golfstaaten hätten deutsche Unternehmen bereits entsprechende Projekte verwirklicht. Auch im Bereich Energieeffizienz, einer anderen Domäne der deutschen Wirtschaft, hätten die arabischen Staaten einen hohen Nachholbedarf. In Zukunft komme es hier darauf an, den Austausch von Know-how und den Technologietransfer in die arabische Welt zu verstärken, sagte Dr. Bach.

Nach den Worten von Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen Korps in Deutschland, ist ein ausreichendes Energieangebot der wesentliche Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung. In den arabischen Ländern werde sich der Energiebedarf in den kommenden 20 Jahren verdoppeln. Bei der Befriedigung dieser Nachfrage werden, so der Botschafter, die erneuerbaren Energien eine bedeutende Rolle spielen. Es gelte daher, die Energiepartnerschaft mit Deutschland zügig auszubauen.

Laut Jochen Homann, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, ist die deutsch-arabische Zusammenarbeit angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen in den arabischen Staaten wichtiger denn je. Das gelte erst recht für den Bereich der erneuerbaren Energien. Deutsche Firmen verfügten über die beste Technologie, die arabischen Staaten über Standorte mit hoher Sonneneinstrahlung. Deswegen sei das Desertec-Projekt so attraktiv. Andererseits müsse jedoch die Partnerschaft mit den arabischen Ländern auch im Bereich Energieeffizienz vorangetrieben werden.

Nach den Worten von Viktor Elbling, Leiter der Abteilung Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung im Auswärtigen Amt, ist die Energiepolitik ein „Schlüsselthema der deutschen Außenpolitik“. Die deutsch-arabische Zusammenarbeit nehme in diesem Zusammenhang eine herausragende Stellung ein. Der „Wind of Change“, der die arabischen Länder erfasst habe, bringe neue Chancen und Herausforderungen. Die arabischen Länder bräuchten intelligente und effiziente Energiesysteme, um die wachsende Energienachfrage zu befriedigen. Die deutsche Wirtschaft sei zu einer intensiveren Kooperation bereit. „Lassen Sie uns ein neues Kapitel in unseren Beziehungen öffnen“, sagte Elbling.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Elaraby, ließ auf dem Deutsch-Arabischen Energieforum eine Grußbotschaft durch Frau Jamila Matar, Leiterin der Energieabteilung der Arabischen Liga, verlesen. Darin würdigte er die immer intensivere Kooperation zwischen Deutschland und der arabischen Welt und sprach sich zugleich für eine noch engere Energiepartnerschaft aus.

Auf dem Galadinner des Energieforums hielt Dr. Frank Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, die Rede. Deutschland brauche die arabischen Länder als Freunde und Investoren, sagte er. Der Mittlere Osten sei die wichtigste Nachbarregion Deutschlands, die er als Außenminister am häufigsten besucht habe. Die wirtschaftlichen Beziehungen seien exzellent und müssten noch enger werden. Ausführlich würdigte Steinmeier den „arabischen Frühling“. Es gebe keinen Weg zurück, und Deutschland werde den Reformprozess nach Kräften unterstützen.

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