Unübersehbar wird die Volksrepublik China zu einem immer wichtigeren Partner für die Wirtschaft in den arabischen Ländern und besonders der Länder des Golf-Kooperationsrates (GCC).

Ende des vergangenen Jahres hatte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping Saudi-Arabien besucht. Im Laufe seines mehrtägigen Aufenthaltes im Königreich traf Xi mit fast 20 arabischen Staats- und Regierungschefs zu bilateralen Gesprächen zusammen und unterzeichnete dabei diverse Abkommen in wichtigen Sektoren der Entwicklung wie Energie, Technologie, Infrastruktur, Finanzen und Bildung. Die Pekinger Staatspresse feierte den Besuch des Staatspräsidenten danach als „Chinas größte und bedeutendste Aktion mit der arabischen Welt seit Gründung der Volksrepublik.“

Der Handel zwischen China und Saudi-Arabien, der größten Volkswirtschaft der Arabischen Welt, wuchs auf zuletzt über 80 Milliarden US-Dollar. Chinesische Unternehmen haben im Königreich knapp 40 Milliarden Dollar investiert. Dabei spielt die Energiewirtschaft eine zentrale Rolle. China ist der weltweit größte Abnehmer von Erdöl, und inzwischen ist Saudi-Arabien als größter Erdölexporteur der Welt zum bedeutendsten Handelspartner und Öllieferanten Chinas aufgestiegen. In 2021 importierte China Rohöl im Wert von rund 44 Milliarden US-Dollar.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud besiegelte mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi eine strategische Partnerschaft. Bestandteil ist eine Kooperation mit dem chinesischen IT-Giganten Huawei über cloud computing und die komplexe Ausstattung mit chinesischer IT-Technologie in den Städten des Königreiches – in Kooperation mit dem saudischen Öl-Unternehmen Aramco. Zuvor hatten auch schon andere Länder am Golf die Chinesen an der Entwicklung ihrer IT-Infrastruktur beteiligt. Chinesische Unternehmen unterzeichneten in Riyadh nicht weniger als 34 Verträge zur Kooperation in den Bereichen grüne Energie, Informationstechnologie, Logistik, Transport und Bauwesen.

Freihandelszone geplant

China und Saudi-Arabien arbeiten an der Errichtung einer saudisch-chinesischen Freihandelszone, an der möglicherweise auch andere Golf-Anrainer partizipieren können.

Auch Katar hat eine bedeutende, langfristige Vereinbarung mit China getroffen. Der Staatskonzern Qatar Energy wird in den kommenden 27 Jahren China mit vier Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) pro Jahr versorgen.

Nahöstlicher Zuwachs auch beim Nachbarn am Golf: 2021 konnte China seine Exporte in die Vereinigten Arabischen Emirate auf 51,8 Milliarden US-Dollar steigern. Vieles davon spielte sich im Bereich von Großprojekten ab.

Im Vergleich: Deutschland exportierte im Jahr 2022 Waren im Wert von 7,6 Milliarden Euro in die VAE. Die guten Ergebnisse bei den deutschen Ausfuhren, die bis 2017 im zweistelligen Milliardenbereich lagen, konnten in den letzten Jahren nicht mehr erreicht werden. Auch Japan und die USA mussten in den letzten zehn Jahren Einbußen hinnehmen. Die wachsende Dominanz der Konkurrenz aus Fernost im Großprojektgeschäft lässt eine weitere Verschiebung von Marktanteilen erwarten. Die Bereitschaft der Golf-Anrainer, einen signifikanten Preisaufschlag für deutsche Produkte gegenüber den Angeboten asiatischer Konkurrenten zu akzeptieren, wird zunehmend auf die Probe gestellt.

Derweil hat der staatliche emiratische Energiekonzern Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) erstmals einem chinesischen Unternehmen Anteile an Ölförderkonzessionen vor der eigenen Küste überlassen. Anteile der Offshore-Konzessionen in Lower Zakum, Umm Sharif und Nasr gingen an die China National Offshore Oil Cooperation (CNOOC). Der Deal wurde in Abu Dhabi als „strategischer Schritt“ zur Verzahnung der Emirate mit der „zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt“ gelobt.

Chinesische Autos vom Golf

Ende vergangenen Jahres hatte Abu Dhabi gemeldet, dass die dortige Freihandelszone KIZAD ein Abkommen mit dem chinesischen Autohersteller NWTN zur Produktion von Elektroautos in Abu Dhabi unterzeichnet hat. Weitere Projekte zur Assembly-Produktion von chinesischen E-Autos am Golf sind in der Diskussion.

Die Zahlen und Entwicklungen bilden einen Trend ab, der seit längerem zu beobachten ist: China gewinnt in der globalen Wirtschaft immer mehr an Gewicht. Insgesamt wird die Region Asien-Pazifik zunehmend zu einem Schwerpunkt der globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Bis 2040 sollen rund 50 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts und 40 Prozent des Konsums in dieser aufstrebenden Region östlich der Golf-Region erwirtschaftet werden.

US-Dollar nicht länger Leitwährung?

Schon zeichnet sich ab, dass auch die seit Jahrzehnten etablierte Währungs- und Finanzstruktur vor bedeutenden Veränderungen steht. Mehrere arabische Länder haben angekündigt, dass der US-Dollar nicht mehr unbedingt die Leitwährung für internationale Transaktionen sein muss. Der saudische Finanzminister Mohammed Al-Jadaan sagte, das Königreich sei offen für den Handel mit anderen Währungen als dem US-Dollar, um „den Handel zu verbessern“. „Es gibt keine Probleme mit der Diskussion darüber, wie wir unsere Handelsvereinbarungen abwickeln, sei es im US-Dollar, im Euro oder im saudischen Riyal“, hatte Jadaan schon im Januar auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizer Davos mitgeteilt. Ende vergangenen Jahres hat der Wall Street Journal berichtet, dass Saudi-Arabien erwägt, seine Ölverkäufe nach China in Yuan zu bepreisen. Saudi-Arabien steht nicht allein. Ägypten kündigte im August letzten Jahres an, auf Yuan basierende Anleihen auszugeben.

efe.