In der Zeit vom 1.-2. April 2006 besuchte eine 5-köpfige Ghorfa-Delegation das Königreich Saudi-Arabien. Die Delegation wurde von Herrn Dr. Thomas Bach, Vorsitzender des Präsidiums der Ghorfa, geleitet. Zu den Delegationsmitgliedern zählten unter anderem Herr Sulaiman Al-Sayyari, 1. Vizepräsident der Ghorfa, Herr Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär der Ghorfa, und Herr Dietrich von Berg, Direktoriums- und Präsidiumsmitglied der Ghorfa. Der Deutsche Botschafter im Königreich Saudi-Arabien, S.E. Dr. Gerhard Enver Schrömbgens, schloss sich der Ghorfa-Delegation bei Treffen mit saudischen Ministern in Riad an.
Ziel der Reise war, die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen mit hochrangigen saudischen Entscheidungsträgern zu erörtern, sich aus erster Hand über die wirtschaftliche Entwicklung im Königreich zu informieren und Investitions- und Geschäftskooperationsmöglichkeiten zu erkunden.
Bei den Gesprächen mit S.E. Khalid Al-Gosaibi, Minister of Economy and Planning, und Herrn Ahmed H. Bedaiwi, Ass. Deputy Minister for Foreign Trade im Ministry of Commerce and Industry, wurde die gute Entwicklung der deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen unterstrichen. Die saudische Seite äußerte die Hoffnung, dass sich die saudischen Exporte nach Deutschland positiv entwickeln und die deutschen Investitionen in Saudi-Arabien auch in allen Wirtschaftsbereichen einschließlich im Ölsektor zunehmen.
Die wichtigsten Projekte liegen laut S.E. Al-Gosaibi in den Bereichen Meerwasserentsalzung, Kraft-, Petrochemie- und Klärwerke. Aktuell sollen in Ras Al-Zour eine Aluminiumschmelze und- ein Phosphatwerk errichtet werden. In Saudi-Arabien werden auf Grund des Baubooms ausländische und vor allem deutsche Bauunternehmen dringend benötigt. Die Auftragsbücher der lokalen Bauunternehmen, die die große Nachfrage nicht mehr vollständig befriedigen können, sind mehr als voll. Andererseits fördere die saudische Regierung den Bau regionaler Universitäten mit wissenschaftlich-technischen Ausrichtungen. Zahlreiche technische Schulen und Fachschulen sollen errichtet werden. Positiv wurden die ersten Schritte zur Wiederbelebung der deutsch-saudischen Zusammenarbeit im Bereich Ausbildung gewertet. So soll im nächsten Jahr eine in Kooperation mit der GTZ gegründete deutsch-saudische Ausbildungsfachschule ihre Arbeit aufnehmen.
S.E. Abdullah Al-Hussayn, Minister of Water and Electricity, gab der Ghorfa-Delegation Auskünfte über mehrere aktuelle und zukünftige Wasserentsalzungsprojekte und die zunehmende Rolle des Privaten Sektors in diesem Bereich. Dabei wurde festgestellt, dass deutsche Firmen gute Chancen bei der Realisierung kleiner Projekte haben, wie das Management im Bereich Wasserklärung und Kanalisationen sowie bei der technischen Ausführung weiterer Projekte im Bereich Leckkontrolle und Monitoring.
Die Ghorfa-Delegation wurde bei ihrem Treffen mit S.E. Dr. Jobarah Al-Suraisi, Minister of Transport, über die aktuellen und geplanten Eisenbahnprojekte im Lande unterrichtet. Die Präqualifizierungsphase für das Land-Bridge-Projekt sei mit der Präqualifizierung von neun internationalen Konsortien abgeschlossen. Die Präsentationen für das Eisenbahnprojekt Jeddah-Mekka-Medina fänden am 23. Mai statt. Das Nord-Ost- Mineral-Eisenbahnprojekt befinde sich noch in der Planungsphase.
Bei allen Treffen waren sich die Gesprächspartner darüber einig, dass die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen große Ausbaupotentiale besitzen. Die Ghorfa will diese Potentiale nutzen helfen und dazu beitragen, den deutschen Firmen mehr Informationen über den kulturellen Hintergrund des Geschäftspartners, über Projekte, und Geschäftschancen in Saudi-Arabien zur Verfügung zu stellen, so Dr. Bach, Vorsitzender des Präsidiums der Ghorfa. Den Gastgebern erklärte er zusammen mit Herrn Al-Sayyari, 1. Vizepräsident der Ghorfa, und Herrn Al-Mikhlafi, Generalsekretär der Ghorfa, die Rolle der Ghorfa bei der Förderung der Geschäftsbeziehungen zwischen saudischen und deutschen Unternehmen. Dr. Bach lud die Minister und ihre Experten ein, an den jeweiligen Fachworkshops des 9. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums teilzunehmen, um der deutschen Wirtschaft aktuelle saudische Infrastrukturprojekte vorzustellen. Die Einladung gilt auch für die Teilnahme am Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforum 2007, wofür Saudi-Arabien als Partnerland vorgeschlagen wird. Dr. Bach betonte, dass die deutsche Wirtschaft am Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit Saudi-Arabien sehr interessiert ist. Saudi-Arabien solle für seine Wirtschaft mehr werben. Außerdem wies Dr. Bach auf die Planung der Ghorfa hin, im November dieses Jahres Saudi-Arabische Tage in Deutschland durchzuführen.
Die saudischen Minister begrüßten die Bemühungen der Ghorfa, saudischen und deutschen Unternehmen beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen zu unterstützen. Insgesamt wünsche man sich in Saudi-Arabien mehr Engagement deutscher Firmen auch seitens kleiner und mittlerer Unternehmen. Die deutsche Präsenz ist in Saudi-Arabien im Vergleich zu derjenigen, der Amerikaner, Briten und selbst der Franzosen sehr schwach.