Mit einem Bekenntnis zu einer noch engeren Zusammenarbeit endete das 5. Arabisch-Deutsche Bildungsforum, das am 20. und 21. November in Berlin stattfand. An dem Event nahmen erneut etwa 200 hochrangige Entscheidungsträger und Experten aus Deutschland und der arabischen Welt teil. Veranstaltet wurde das Forum von der Ghorfa in Kooperation mit iMOVE beim Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) und dem Didacta Verband der Bildungswirtschaft. Die Schirmherrschaft hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung übernommen.
In seiner Eröffnungsansprache betonte Ghorfa-Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi die große Bedeutung der Bildung für wirtschaftliche Entwicklung in der arabischen Welt. Die Länder investierten massiv in den Sektor, weil sie erkannt hätten, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich von dem Ausbildungsstand ihrer Bevölkerungen abhänge. Zugleich gehe es darum die Zukunftschancen der jungen Menschen in der Region zu verbessern. 60 Prozent der Menschen in den arabischen Ländern seien jünger als 25 Jahre alt.
Volker Rieke, Leiter des Bereichs „Europäische und Internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung, ging in seiner Rede schwerpunktmäßig auf das deutsche System der dualen Berufsausbildung ein. Die Kombination von Praxis und Theorie habe sich bewährt. Viele Länder orientierten sich inzwischen bei ihren Reformen der Berufsausbildung an dem deutschen Modell. Gerade auch die arabischen Länder könnten von den deutschen Erfahrungen profitieren.
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen Korps in Deutschland, gab einen Überblick über die Entwicklung des Bildungssektors in den arabischen Ländern. Danach flössen in einigen Ländern mehr als 20 Prozent der Staatsausgaben in das Bildungswesen. Das gelte auch für Saudi-Arabien, wo die Regierung in den kommenden Jahren verstärkt in die Berufsausbildung investieren werde, da in dem Königreich etwa 50 Prozent der Einwohner jünger als 16 Jahre seien. Für deutsche Bildungsanbieter sei Saudi-Arabien, so Prof. Shobokshi, daher ein sehr attraktiver Markt.
Nach Angaben von Birgit Thomann, Leiterin der Abteilung Internationalisierung der Berufsausbildung und Wissensmanagement beim BIBB, habe sich der deutsche Bildungsexport seit 2010 verdoppelt. Im Ausland sei das Marktpotenzial mittlerweile deutlich höher als in Deutschland. Wie Markus Milwa, Leiter von iMOVE, der Initiative des Bundesbildungsministeriums für den Export deutscher Bildungsdienstleistungen beim BIBB, in seiner Begrüßung darlegte, sei die arabische Welt ein Schwerpunktmarkt für iMOVE. Länder wie Jordanien, Saudi-Arabien und Bahrain seien als Kooperationspartner höchst interessant. Dabei gehe es nicht darum, das deutsche Modell 1:1 zu übertragen. Vielmehr müssten angepasste Lösungen entwickelt und erprobt werden.
Ausführlich wurde im Rahmen des 5. Arabisch-Deutschen Bildungsforums über die deutsch-arabische Kooperation im Bildungssektor diskutiert.
In Plenary Session 1 „Arab-German Cooperation in Vocational Training and Higher Education: Frameworks and Perspectives“ erörterten Bildungsexperten aus Deutschland und der arabischen Welt Kooperationsmöglichkeiten. Der Fokus lag sowohl auf best-practice Beispielen als auch auf Ideen für neue Initiativen. Das deutsche Bildungssystem ist bekannt für seine praxisorientierte Ausbildung, die den Bedingungen des Arbeitsmarktes gerecht wird. Diskussionspunkte der Session waren, wie methodisches Wissen am besten übertragen und Qualitätsstandards eingehalten werden können. Neben einem Vortrag über Berufsausbildung und höhere Bildung als Standbeine der deutschen Kulturdiplomatie, gab es Präsentationen zum Bildungssystem in Saudi-Arabien und zum Technical Trainers College (TTC) in Riad. Beim TTC werden in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Berufsschullehrer ausgebildet. Einer der Vorschläge der Session lautete, das große Potenzial der erneuerbaren Energien für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu nutzen. Zuletzt wurde Bahrains Reform des Berufsbildungssystems vorgestellt, festgelegt in der "Vision 2030“.
In Plenary Session 2 „Education and Teaching – Basis for Industry and Research“ wurde diskutiert, wie praxisorientierte Bildung und Ausbildung als Basis für nachhaltige Forschung und Entwicklung auf höchstem Niveau in der Wirtschaft und Forschung dienen kann. Thema waren das saudische Berufsbildungssystem, mit den drei wichtigen Säulen der Technical and Vocational Training Corporation (TVTC), der Colleges of Excellence (CoE) und der Industrial Strategic Partnership. Das Saudi Electric Services Polytechnic wurde ferner vorgestellt, das als non-profit Bildungsinstitution ein 2,5-jähriges Training anbietet. Auf deutscher Seite wurde die Hochschule Esslingen und das deutsche Bildungssystem präsentiert. Ein Plädoyer der zweiten Session lautete, Bildung solle bereits in den ersten Kindesjahren ansetzen.
In Plenary Session 3 „TVET made in Germany: Meeting Demands for Future Oriented Education and Training“ teilten deutsche Bildungsanbieter ihre Erfahrung, wie „Training – Made in Germany” bereits erfolgreich in der arabischen Welt angewandt wird. Thematisiert wurde das „Strategiepapier der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit aus einer Hand", welches das Bundeskabinett unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Anfang Juli 2013 verabschiedete. Als Beispiel dafür, wie das Image von handwerklichen Berufen verbessert werden kann, stellte die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) die bundesweite Image-Kampagne für das Handwerk vor. Ebenso wurde das Zentrum für berufliche Standards, Eignungstests und Zertifizierung (OSSTC) in Oman vorgestellt. Das Projekt der GIZ versorgt den Arbeitsmarkt Omans mit qualifizierten einheimischen Arbeitskräften.
Die Abschlusssession der Veranstaltung beschäftigte sich mit der Berufsbildung in Deutschland und Kooperationsmöglichkeiten mit der arabischen Welt. Die Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperation im BIBB, die im September 2013 ihre Arbeit aufgenommen hat, wurde von Jan Ebben vorgestellt. Ebenso präsentierten die arabischen Länder ihre Programme und gingen auf die Potenziale der Zusammenarbeit ein. So sprach Lamya Yahya Al-Eryani, Deputy Minister of Girl Education and Training, Ministry of Technical Education and Vocational Training, Jemen, über den Bildungssektor im Jemen und die Möglichkeiten, Herausforderungen wie die Wettbewerbsfähigkeit anzugehen. Nouar Bourouba, Inspector General, Ministry of Vocational Training and Education, Algerien, referierte über die algerischen Bildungsinstitutionen und nötige Reformen. Zuletzt sprach Prof. Mubarak Mohamed Ali Magzoub, Generalsekretär, Federation of Arab Scientific Research Councils, Sudan, über Bildung und Ausbildung in der arabischen Welt, insbesondere im Sudan. Um die vielversprechenden Chancen der Kooperation zwischen deutschen und arabischen Geschäftspartnern im Bildungssektor zu fördern, wird die Ghorfa mit ihren Partnern im kommenden Jahr 2014 zum 6. Arabisch-Deutschen Bildungsforum einladen.
Das Programm sowie Fotos der Veranstaltung finden Sie unter der Konferenzwebseite www.educatioghorfa.de
Weitere Informationen finden Sie unter www.imove-germany.de und www.didacta.de.