Seit über 4.000 Jahren ist Bahrain ein Handelszentrum, das Ost und West miteinander verbindet. Als Land der antiken Dilmun-Zivilisation stand es für paradiesische Zustände, später wurde es für seine Perlenfischerei berühmt. Auch in der Moderne ragt Bahrain heraus. Es hat sich mittlerweile zu einem herausragenden Standort für ausländische Unternehmen am Golf entwickelt.
Bahrain war 1932 der erste der Golfstaaten, der Öl und Gas entdeckte. Auch in den zurückliegenden 40 Jahren hat das Königreich vor der Golfküste den Übergang der Region zu modernen Volkswirtschaften angeführt. In der aktuellen „Vision 2030“ der Regierung wird prioritär die wirtschaftliche Diversifizierung des Landes unterstrichen. Sie zielt darauf ab, die Nicht-Öl-Sektoren der Wirtschaft weiterzuentwickeln. Die Vorgaben kommen von der Regierung, und sie werden von einem dynamischen Privatsektor vorangetrieben. Die Wirtschaft von Bahrain bringt eine Wirtschaft und eine breite Mittelschicht von Bahrainern hervor, die durch hohe Produktivität und hoch bezahlte Arbeitsplätze einen guten Lebensstandard genießen.
Schon heute ist die Wirtschaft Bahrains die am stärksten diversifizierte in der GCC-Region mit besonderen Stärken in den Bereichen Finanzdienstleistungen, IKT, Fertigung, Logistik und Tourismus. Die innovationsfreundliche Geschäftspolitik und die Gesetze geben Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit zu florieren.
Im Jahr 2022 war der Beitrag des Ölsektors zum BIP auf nur noch 16,9 Prozent gesunken. Zum ersten Mal hat der Finanzdienstleistungssektor Bahrains einen größeren Anteil an der Wirtschaft (17,5 Prozent) als der Öl- und Gassektor, und auch das verarbeitende Gewerbe des Landes wächst und macht der Energiebranche Konkurrenz.
Wirtschaftswachstum und ausländische Direktinvestitionen
Nachdem Bahrain in den letzten Jahren eine Reihe globaler und regionaler Herausforderungen gemeistert hatte, kehrte es nach der Covid-19-Pandemie mit steigenden Staatseinnahmen und einem neuen Plan für die künftige Wirtschaft des Königreichs auf den Wachstumspfad zurück. Es war in der Lage, den schwierigen Zeitraum 2020-22 zu überstehen. Der war durch niedrige Energiepreise auf den internationalen Märkten gekennzeichnet, was ein verlangsamtes BIP-Wachstum sowohl im GCC als auch im eigenen Land nach sich zog. Die positive Entwicklung nach der Pandemie baute auf dem robusten Finanzdienstleistungs- und Produktionssektor des Landes auf, der insgesamt dazu beigetragen hat, dass das Land zu den vielfältigsten Volkswirtschaften am Golf gehört.
Nach Angaben des bahrainischen Finanzministeriums beschleunigte sich das jährliche Realwachstum in Bahrain im Jahr 2022 auf 4,9 Prozent und erreichte damit die höchste Wachstumsrate seit 2013. Dieser starke Aufschwung wurde durch den Nicht-Öl-Sektor angetrieben, der real um 6,3 Prozent wuchs und damit deutlich über dem Wachstumsziel von fünf Prozent lag, das im Plan zur wirtschaftlichen Erholung des Landes nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks festgelegt worden war. Im Jahr 2021 war das BIP lediglich um 2,6 Prozent gewachsen, im Jahr 2020 sogar um 4,6 Prozent zurückgegangen.
Bahrain ist sehr offen für ausländische Investitionen und hat eines der günstigsten Verhältnisse von ausländischen Direktinvestitionen zum BIP in der Region. Dieser Wert liegt mit 80 Prozent weit über dem weltweiten Durchschnitt und ist ein Beleg für die Attraktivität des Investitionsumfelds in Bahrain. Das Jahr 2022 war ein Rekordjahr für Investitionen, in dem über 1,1 Milliarden US-Dollar an neuem Kapital in das Königreich geflossen sind.
Ein attraktives Investitionsumfeld
Bahrain bietet ein einladendes regulatorisches Umfeld mit Governance-Standards, die für außergewöhnliche Stabilität sorgen. Die Regulierung ist klar, einfach und transparent. Mit seiner strategischen Lage im Herzen des Golfs, ausgezeichneten Verkehrsverbindungen, der Möglichkeit zu 100 Prozent ausländischem Eigentum an Unternehmungen für die meisten Geschäftstätigkeiten und freiem Handelszugang zu 22 Ländern (die etwa ein Drittel des weltweiten BIP ausmachen), bietet das Land eine hervorragende Plattform für Unternehmen, die Dienstleistungen in der weiteren Region anbieten möchten. Hier spielt insbesondere das nahe gelegene Saudi-Arabien eine Rolle, da Riad im Rahmen seiner Vision 2030 die Investitionen massiv erhöht. Saudi-Arabiens industrielles Kraftzentrum, die Ostprovinz, ist mit dem Auto in nur 30 Minuten über den 25 Kilometer langen King Fahd Causeway entfernt. Die beiden Länder ergänzen sich, wenn sie auch unterschiedliche Wege gehen.
Mit 1,6 Millionen Einwohnern ist die Bevölkerung Bahrains die kleinste in der Golfregion, aber für internationale Unternehmen bietet dies auch Vorteile. Die Infrastruktur ist dort ebenso erstklassig wie beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber zu weitaus geringeren Kosten für Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Einem Bericht von KPMG aus dem Jahr 2022 zufolge hat ein Unternehmen in Bahrain über 25 Prozent niedrigere Betriebskosten als in Dubai, und auch die Lebenshaltungskosten für einen „Expat“, also einen ausländischen Mitarbeiter sind deutlich niedriger als in den Nachbarländern.
Das Bahrain Economic Development Board (Bahrain EDB), die Regierungsbehörde, die für die Anwerbung ausländischer Investitionen und die Förderung des Wachstums zuständig ist, hat maßgeblich dazu beigetragen, ein attraktives Investitionsumfeld für multinationale Unternehmen zu schaffen. Ausländische Unternehmen sind nicht verpflichtet, Körperschaftssteuer zu zahlen, mit Unternehmen in bahrainischem Besitz zusammenzuarbeiten oder Einheimische einzustellen. Obwohl die Schaffung von mehr qualifizierten Arbeitsplätzen für bahrainische Staatsangehörige oberste Priorität hat, setzt die Regierung keine Vorschriften für neue Unternehmen durch, sondern bietet Anreize, indem sie die Löhne subventioniert und stark in die Ausbildung der einheimischen Arbeitskräfte investiert.
Die weiblichen Arbeitskräfte Bahrains sind besonders hoch qualifiziert. Als erster Golfstaat, der bereits 1928 Frauen den Zugang zur Bildung ermöglichte, steht Bahrain laut dem Economist Inclusive Internet-Index heute weltweit an erster Stelle, was den Plan zur digitalen Integration von Frauen, die MINT-Ausbildung von Frauen und die Ausbildung in digitalen Fähigkeiten betrifft.
Digitale Transformation
Die Einführung von digitalen Technologien wird in den nächsten fünf Jahren der wichtigste Faktor für die Umgestaltung von Unternehmen sein. Mit einer jungen, technikaffinen Bevölkerung und einer Regierung, die sich der digitalen Transformation verschrieben hat, wird das Land zu einem immer wichtigeren globalen Zentrum für Talente, das Start-ups und globale Investitionen anzieht. Die Zusammenarbeit der Regierung mit internationalen Tech-Giganten wie AWS und Microsoft schafft Arbeitskräfte, die für die Arbeitsplätze von morgen gerüstet sind. Die kommenden Jahre bieten Bahrain die Möglichkeit, nicht nur an der digitalen Revolution teilzunehmen, sondern sie aktiv zu gestalten.
Bahrain steht seit Ende der 2000er Jahre an der Spitze der digitalen Transformation. Die diesbezüglichen Bemühungen des Königreichs begannen mit der nationalen E-Government-Strategie im Jahr 2007, die vorsah, allen Beteiligten – Bürgern, Einwohnern und Unternehmen e-Services anzubieten. Im IMD World Talent Report 2023 belegt das Land in der MENA-Region den ersten Platz bei der Mitarbeiterschulung. Der aktuelle Aktionsplan 2023 der Regierung soll Bahrain als regionalen Vorreiter bei der digitalen Transformation positionieren.
Im Mittelpunkt der „Cloud-first“-Philosophie Bahrains steht die Ausbildung der nächsten Generation mit der Fähigkeit, „das Beste aus der Cloud“ zu machen. Der „Tamkeen“, eine staatliche Behörde, die den Privatsektor unterstützt, bietet Kurse an, in denen Studenten von Unternehmen wie AWS und General Assembly geschult werden. Schon jetzt sind 70 Prozent der technischen Angestellten im Königreich einheimische Bahraini. Die Bereitstellung einer großen Anzahl höchst qualifizierter Arbeitskräfte ermöglicht, dass Start-ups zu größeren Unternehmen werden: Das ist eine wichtige Voraussetzung, für die Ansiedlung ausländischer Investitionen.
Finanzdienstleistungen und Fintech auf dem Vormarsch
Der Sektor, in dem bereits über 400 Finanzdienstleistungsunternehmen ansässig sind, darunter mehr als 80 internationale Banken, leistete 2022 den größten Beitrag zum BIP von Bahrain und überholte damit zum ersten Mal die Öl- und Gasindustrie. Unterstützt durch ein fortschrittliches regulatorisches Umfeld ist der Sektor das am längsten etablierte Finanzzentrum der Region und bleibt das innovativste.
Bahrain beherbergt mit der „Bahrain FinTech Bay“ das führende FinTech-Zentrum der MENA-Region. Es bietet spezielle Coworking-Räume, Innovationslabore, Beratungsdienste und mehr nutzerfreundliche Services. Die Transformation des FinTech-Ökosystems wurde durch eine beispiellose Regulierungsreform vorangetrieben, die den Weg für neue Branchen wie Robo-Advice und Krypto-Asset-Plattformen geebnet hat. FinTech-Unternehmen können ihr Branchenangebot dank der flexiblen Märkte und der starken technologischen Infrastruktur des Landes ausbauen.
Die staatliche Central Bank von Bahrain (CBB) hat sich früh für das offene Bankwesen entschieden und den Banken einen soliden und sich ständig weiterentwickelnden Rechtsrahmen zur Verfügung gestellt, um die Nachfrage nach digitalen Zahlungs- und Kreditdienstleistungen zu befriedigen. Im Jahr 2020 rief die CBB FinHub 973 ins Leben, die erste grenzüberschreitende digitale Innovationsplattform der Region, die Finanzinstitute und Fintechs unter der Aufsicht der Zentralbank miteinander verbindet und ihre Zusammenarbeit erleichtert.
Bahrain ist auch als weltweit führend im islamischen Finanzwesen anerkannt und belegt Platz zwei in der MENA-Region und Platz vier weltweit bei der Entwicklung des islamischen Finanzwesens (ICD 2021). Mit der Gründung der Bahrain Islamic Bank im Jahr 1978 setzte das Königreich schon früh Maßstäbe für die Regulierung des islamischen Bankwesens und hat seitdem die Konzepte, Regeln und Standards für die Einhaltung der Schari’a in islamischen Banken weiterentwickelt. Auf diese Weise ist Bahrain in der Lage, die Bedürfnisse sowohl der etablierten islamischen Finanzwelt, als auch der neuen Generation von FinTech-Unternehmern, die Scharia-konforme Produkte anbieten, zu erfüllen. Der kontinuierliche Fokus auf Innovation und Kundenservice hat Bahrain zu einem Top-Ziel für die Entwicklung des islamischen Finanzwesens gemacht.
Eine neue Tourismusstrategie
Die reiche Kultur und Geschichte Bahrains in Verbindung mit modernen Annehmlichkeiten bieten der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie eine Vielzahl von Möglichkeiten. Das Land verfügt über drei von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Stätten, die Besuchern ein einzigartiges Erlebnis bieten: Dilman Burial Mounds, Pearl Route und Qal’at Al-Bahrain.
Freizeitaktivitäten wie Bootsverleih, Theateraufführungen, Formel-1-Rennen und Festivals sind nur einige der vielen erfolgreichen Unterhaltungsangebote. Die Kombination aus Einwohnern und Besuchern bietet ein attraktives Publikum für Freizeitunterhaltungsunternehmen, die dort expandieren wollen.
Nach dem pandemiebedingten Rückgang des weltweiten Tourismus im Jahr 2020 befindet sich der Tourismus in Bahrain wieder im Aufwind. Mit neun Millionen Besuchern im Jahr 2022 hat das Land fast wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht.
Für den Zeitraum 2022-26 wurde eine neue nationale Tourismusstrategie ins Leben gerufen, die vier Hauptziele umfasst: Steigerung des Anteils des Tourismus am BIP auf 11,4 Prozent im Jahr 2026, Hervorhebung der Position Bahrains als globales Tourismuszentrum, Erhöhung der Zahl der Zielländer, um mehr Touristen anzuziehen und Diversifizierung der Tourismusprodukte. Konkret zielt die Strategie darauf ab, die Zahl der Touristen im Königreich bis 2026 auf 14,1 Millionen zu erhöhen, die durchschnittlichen Tagesausgaben der Besucher auf 199 Dollar (74,8 BHD) zu steigern und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf 3,5 Tage zu erhöhen.
Die Immobiliensparte der „Mumtalakat Holding“, des Staatsfonds des Königreichs Bahrain, ist ein wichtiger Akteur im Tourismus- und Investitionssektor. Das Unternehmen hat eine Reihe nationaler strategischer Projekte und Initiativen, die darauf abzielen, das langfristige Wirtschaftswachstum im Einklang mit der Wirtschaftsvision 2030 Bahrains zu verbessern. Es ist an einer Reihe neuer Tourismusprojekte beteiligt und sucht nach internationalen Kooperationspartnern, um die Zahl der im Königreich verfügbaren Hotelzimmer zu erhöhen. Zu den Projekten gehören beispielsweise „Bilaj Al Jazayer“, ein großes neues Strandprojekt an der Westküste der Insel, und „South City“, ein Projekt, das in fünf Phasen realisiert werden soll und in der ersten Phase ein 5-Sterne-Hotel mit einem All-Inclusive-Konzept, einen Themenpark und ein Outlet-Center umfasst.
Von Richard Todd