Am 25. April 2006 veranstaltete das Niedersächsische Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der Arabisch-Deutschen Vereinigung für Handel und Industrie, Ghorfa und dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) den 3. Niedersächsischen Außenwirtschaftstag mit dem Titel: „Wirtschaftskooperationen Deutschland – Golfstaaten: Perspektiven für Industrieentwicklung, Investitionen und Technologie-Transfer“. Die Konferenz, zu der sich über 230 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik sowohl aus den Golfstaaten als auch aus Deutschland einfanden, fand im Rahmen der Hannover Industriemesse 2006 statt. Eröffnet wurde die Veranstaltung von dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Dabei verwies der Ministerpräsident in seiner Eröffnungsrede auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung der arabischen Golfstaaten und das große Potential dieser Wachstumsregion für deutsche Unternehmen. Gerade niedersächsische Unternehmen können hierbei, so der Ministerpräsident Christian Wulff weiter, einen großen Beitrag zur Bewältigung der mannigfaltigen Herausforderungen in den Golfstaaten und der arabischen Welt im Allgemeinen leisten. Der Ministerpräsident machte hierbei auf die vielfältigen Bemühungen des Landes Niedersachsen aufmerksam.
So wies er auf die Wirtschaftsinitiative, die er mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Hirche vor zwei Jahren gestartet hat, hin. In diesem Zusammenhang erwähnte der niedersächsische Ministerpräsident unter anderem die 2. Deutsch-Arabische Wasserkonferenz unmittelbar vor der Hannover Messe 2006, bei der das Land Niedersachsen Gastgeber war. Auch auf die geplante Delegationsreise des niedersächsischen Wirtschaftsministers Hierarchie nach Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar im Frühsommer dieses Jahres oder auf die bereits im Vorjahr erfolgte Reise einer Wirtschaftsdelegation nach Jordanien, Ägypten und Libyen ging der Ministerpräsident ein. Darüber hinaus lud der Ministerpräsident Christian Wulff im Herbst 2005 und im Frühjahr 2006 das arabisch-diplomatische Korps zu Informationsaufenthalten nach Niedersachsen ein. Hierbei konnten sich die Diplomaten sowohl von den kulturellen und touristischen Vorzügen des Landes überzeugen, wie von dessen wirtschaftliche Stärken, bspw. dem Transrapid. In diesem Zusammenhang verwies der Ministerpräsident auf eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für die 150 km lange Stecke vom Flughafen Doha (Katar) nach Manama (Bahrain). Große Potentiale bei einer Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Golfstaaten und Niedersachsen sieht der Ministerpräsident insbesondere in den Bereichen Messtechnologien und Wassermanagement, Anlagenbau, Umwelttechnik, Strom- und Gasversorgung, Telekommunikation, Straßenbau, Ernährungswirtschaft und im gesamten Gesundheitssektor.
In dem Eröffnungsteil des Kongresses folgten auf den Ministerpräsidenten Wulff der niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche, der Botschafter des Sultanats Oman, S. E. Khalifa Bin Ali Al-Harthy, sowie Dr. Thomas Bach, Vorsitzender des Präsidiums der Ghorfa und des Aufsichtsrates der Weinig Gruppe in Tauberbischofsheim. Herr Hirche betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Niedersächsischen Außenwirtschaftstage insbesondere für die mittelständischen Unternehmen, indem diesen Information und internationale Kontakte geboten wird. S. E. Khalifa Bin Ali Al-Harthy sprach über die guten Beziehungen zwischen Deutschland mit der arabischen Welt und der Golfregion. Der Botschafter schilderte die Wirtschaftsreformen des Sultanats Oman sowie die Bemühungen, die Ökonomie weiter zu diversifizieren. Zwei Verträge seien im Augenblick mit Deutschland in Vorbereitung. Zum einen ein Investitionsschutzabkommen und zum anderen ein Übereinkommen zur Vermeidung einer doppelten Besteuerung. In seiner Rede hob Dr. Bach, Vorsitzender des Präsidiums der Ghorfa, hervor, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den arabischen Golfstaaten und Deutschland, trotz hoher Zuwachsraten bei den deutschen Exporten, bislang hinter ihren Potentialen bleiben und dies obwohl die deutschen Produkte bestens für die ehrgeizigen Diversifizierungs- und Modernisierungsprogramme der Golfstaaten geeignet sind. Wichtig für eine Weiterentwicklung der Geschäftsbeziehungen seien gerade im arabischen Raum Engagement und Präsenz vor Ort sowie ein nachhaltiger Einsatz. Nicht nur die Exportförderung sei bedeutend, vielmehr liege die Zukunft der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen in strategischen Partnerschaften, in denen arabische Investitionen gepaart mit deutschem Know-how ein äußerst erfolgreiches Konzept sein können.
Hauptredner der Veranstaltung war Herr Jürgen R. Thumann, Präsident des BDI. In seinem Vortrag: „GCC-Staaten: Zukunftsmarkt für die deutsche Wirtschaft“ gab Herr Thumann einen Einblick in die schwerpunktmäßig unterschiedlichen Entwicklungen der GCC-Staaten. So hob er die Bedeutung der Vereinigten Arabischen Emirate als Handels- und Logistikzentrum sowie als Finanzstandort hervor und ging auf den Bauboom in Dubai ein. Auch auf die hohen ausländischen Direktinvestitionen im Oman und die Erschließung des Sultanats für den Tourismus oder auf Bahrain als modernes Finanzzentrum für die Region verwies der Präsident des BDI. Des Weiteren wurde auf die eindrucksvoll verlaufenden Entwicklungen in Saudi-Arabien und Kuwait sowie auf die Bildung eines Medienstandorts und Zentrums für Forschung in Katar aufmerksam gemacht. Die Länder am Golf seien- so Herr Thumann weiter – im Begriff, eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt zu werden. Wichtig für die Entwicklung der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen ist hierbei vor allem eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren. In diesem Sinne ist eine Förderung von Investitionen in den Golfstaaten, aber auch aus den GCC-Staaten in Deutschland notwendig. Der Präsident des BDI ging nicht zuletzt auf die Erfolge einiger deutscher Unternehmen in der Region sowie auf die wirtschaftspolitischen Reformen in den Golfstaaten zur Förderung von Investitionen ein.
Auf die Einführungsveranstaltung folgten Präsentationen von Referenten aus der Golfregion. Diese haben einen Einblick in die hohe Wirtschaftskraft ihrer Länder gegeben und über die Investitionsmöglichkeiten, gerade auch für mittelständische Unternehmen, referiert. Herr Sulaiman Saoud Al Sayyari, der 1. Vizepräsident der Ghorfa und Geschäftsführer der Saudi German Development und Investment Company (SAGECO), sprach über Geschäftsmöglichkeiten in Saudi-Arabien und die stark verbesserten Investitionsbedingungen. Mit letzterem beschäftigte sich vor allem Herr Usamah M. Al-Kurdi. In seinem Vortrag befasste sich das Mitglied des konsultativen Rates des Königreichs Saudi-Arabien (Majilis Ash Shura) mit „Reformen in Saudi-Arabien: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“. Einen Vortrag zu dem Thema „Markteintritt in den Vereinigten Arabischen Emiraten“ hielt Frau Dr. Dalia Abu Samra-Rohte, Geschäftsführerin und Repräsentantin der AHK in Abu Dhabi. Zu den Geschäftsmöglichkeiten in Kuwait referierte anschließend Herr Dirar Yousif Al-Ghanim, Ausschussmitglied der Industrie- und Handelskammer Kuwait. Hieran schloss sich Herr Wael Mirza, Projektmanager, Bahrain Convention & Exhibition Bureau, an, der über die geschäftlichen Potentiale im Königreich Bahrain redete. Zum Abschluss dieses Konferenzteils gab Herr Holger Standertskjöld-Nordenstam von der Europäischen Kommission einen Einblick über die EU-GCC Handelsbeziehungen. Als Fazit der verschiedenen Präsentationen lassen sich anhaltend gute und verbesserte Bedingungen in den arabischen Golfstaaten für deutsche Unternehmen feststellen.
Im anschließenden Teil erfolgte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: „Golfstaaten: Wirtschaftsboom ohne Ende?“ Moderiert wurde die Diskussion, an der sich auch die oben erwähnten Redner beteiligten, durch Herrn Dr. Gerd Herx, dem Direktor der Bundesagentur für Außenwirtschaft, bfai. Einige Einführungsworte gab hierbei Herr Joachim Werren, Staatssekretär des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, der auf einige Punkte einging, die für den Meinungsaustausch wichtig sein könnten; hierzu beispielsweise die Rolle der Freihandelszonen oder wie die verschiedenen Sektoren der deutschen und niedersächsischen Industrie an dem wachsenden Investitionsbedarf in den Golfstaaten teilhaben können. Im Podium waren außerdem vertreten Herr Dr. Florian Amereller, Rechtsanwalt Amereller Henkenborg Anwaltssozietät in München und 2. stellvertretende Vorsitzender der Ghorfa, aus dem Königreich Saudi-Arabien Herr Ahmed Abulaziz Al-Gatai, General Manager SMO der SABIC, sowie Herr Dipl.-Ing. Ali Memari Fard, Präsident der CEMAG Anlagenbau GmbH, Hameln. Angesichts der sehr positiven Rückmeldungen kann die Veranstaltung durchweg als großer Erfolg verbucht werden.