In Deutschland ist die Firma Ottobock eine Traditionsmarke der Medizintechnik. Seit mehr als 100 Jahren versorgt das Medizintechnikunternehmen Patienten mit hochwertiger Orthopädietechnik. In vielen Ländern ist Ottobock Weltmarktführer. In der arabischen Welt legt das Unternehmen einen Schwerpunkt auf die Ausbildung von lokalen Fachkräften.

Jede Prothese ist ein Unikat – gleichsam maßgeschneidert für die besonderen Anforderungen eines Patienten. Und genau so hat auch jeder Markt seine Besonderheiten und spezifischen Anforderungen.

In den arabischen Ländern liegt ein Schwerpunkt bei unfall-, aber auch krankheitsbedingten Amputationen, die beispielsweise durch Diabetes notwendig werden. Diabetes ist in einigen arabischen Ländern zu einer immer häufiger auftretenden Krankheit geworden. Der Anteil der Diabetiker in der Bevölkerung hat sich in den letzten fünfzehn Jahren verdreifacht und ist einer der höchsten der Welt. 50 Prozent der arabischen Frauen zwischen 55 und 75 Jahren leiden an Diabetes. Ein Wohlstandphänomen.

Daneben sind es angeborene Fehlbildungen von Gliedmaßen, sogenannte Dysmelien, in denen Hilfsmittel des deutschen Orthopädie-Spezialisten eingesetzt werden. Ein zunehmender Anteil hat neurologische Erkrankungen.

Mittlerweile stellt Ottobock in Dubai sein gesamtes Produktportfolio bereit, sagt Dennis Walter, Vice President EEMEA bei Ottobock: „Neben Prothesenkomponenten und modularen Passteilen bieten wir Orthesen, Rollstühle sowie entsprechende Materialien und Maschinen zur Herstellung der Hilfsmittel an. Seit 2022 kommen Produkte für neurologische Erkrankungen hinzu wie unser Neuromodulationsanzug Exopulse Mollii Suit.“ Der Anzug stimuliert mit 58 integrierten Elektroden Muskeln, die von Spastiken betroffen sind. Orthesen helfen bei muskulären Problemen oder wenn etwa Bänder in Gelenken gerissen sind, beispielsweise nach Sportunfällen.

„Während mikroprozessorgesteuerte Prothesen in Mitteleuropa zum Versorgungsstandard zählen, ist der Einsatz dieser Produkte in arabischen Ländern bislang eher die Ausnahme“, berichtet Dennis Walter, Vice President EEMEA bei Ottobock. Gleichwohl: Wenn der Bedarf an medizintechnischen Hilfsmitteln steigt, ist ein gut funktionierendes lokales Versorgungsnetzwerk nötig – speziell in Ländern mit einer großen Bevölkerungsdichte. Zu dem Netzwerk gehören gut ausgebildete Fachkräfte, die die oft recht komplizierten und aufwändigen Hilfsmittel herstellen.

Um ein belastbares Versorgungsnetzwerk im arabischen Raum zu schaffen und um den Ausbildungsstandard zu erhöhen, hat Ottobock bereits 2018 in Dubai ein Vertriebsbüro sowie eine Ausbildungswerkstatt für Orthopädietechnikerinnen und -techniker eröffnet.

Ausbildung in Dubai

Die Nachfrage nach Ausbildungsmöglichkeiten bei Ottobock steigt. In Schulungen und Seminaren auf Arabisch und Englisch können sich Technikerinnen und Techniker aus dem gesamten arabischen Raum auf die Herstellung und Versorgung mit Medizintechnikprodukten von Ottobock vorbereiten. „Aktuell beschäftigen wir vier Trainerinnen und Trainer in Dubai. Bei Bedarf werden wir unser Team jederzeit verstärken“, erklärt Dennis Walter. Eine weitere Niederlassung in der Region soll demnächst hinzukommen. „Ziel ist es, unsere Kunden auch in Zukunft bestmöglich beraten und unterstützen zu können“, so Dennis Walter.

Zu den Kunden zählen Krankenhäuser, Rehazentren, Orthopädiewerkstätten sowie Ministerien und Privatpersonen. Ihre ersten Ansprechpartner bei Ottobock sind sowohl die Trainerinnen und Trainer als auch die Vertriebsfachleute. Sie beraten auch Ministerien und andere Institutionen bei der Neuplanung von Orthopädiewerkstätten. „Im Detail handelt es sich dabei um eine eingehende Planungsanalyse mit einem entsprechenden Angebot inklusive Maschinen- und Installationsplan sowie einer Grundrissplanung in 2D und 3D“, sagt Dennis Walter.

Mit dieser Strategie der Unternehmensentwicklung vor Ort kommt Ottobock der Erwartung von arabischen Partnern sehr entgegen, die von einem Technologie-Lieferanten aus Deutschland mehr erwarten als nur die Belieferung mit Produkten. Durch den Transfer von Know-How und die Ausbildung von hoch spezialisierten Fachkräften vor Ort wird das technologische Niveau dieser Länder erhöht.