Das Arabisch-Deutsche Wirtschaftsforum fand dieses Jahr wieder wie gewohnt in Berlin statt. Rund 250 Besucher aus Deutschland und den arabischen Ländern sorgten dafür, dass das diesjährige Forum ein besonderer Erfolg war. Einen besonderen Anlass gab es ebenfalls: Das Forum feierte dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum! Partnerland des diesjährigen Forums war Ägypten. Immer wieder drückten Redner und Diskutanten ihren Respekt vor der wirtschaftlichen Leistung des nordafrikanischen Landes aus. Ob erfolgreiche Pandemiebekämpfung, der anstehende Klimagipfel in Sharm El-Sheikh oder der jüngste Milliardenauftrag für Siemens zum Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke: Die Anerkennung der Erfolge Ägyptens war in aller Munde. Der Ehrengast des Forums, Ihre Exzellenz Nevin Gamea, ägyptische Ministerin für Industrie und Handel, machte klar, dass die Regierung sich nicht auf ihren Erfolgen ausruht. Sie machte klar, dass in Sektoren wie erneuerbaren Energien und Mobilität noch Potenzial besteht. „Wir wollen weitere Projekte!“, erklärte die Ministerin im Gespräch mit Ghorfa-Präsident Dr. Peter Ramsauer und machte klar, dass Investitionen ausländischer Firmen willkommen seien. Dr. Ramsauer zeigte sich ebenfalls beeindruckt vor dem Ehrgeiz der ägyptischen Behörden. „Ich empfinde Neid angesichts der Schnelligkeit der Bauvorhaben in Ägypten“, so der Ghorfa-Präsident. Ein weiterer Höhepunkt des Forums war die Unterzeichnung eines Memorandums of Understanding, in dem Ghorfa und das ägyptische Ministerium für Handel und Industrie weitere Kooperationen sowie die Einrichtung einer Ghorfa-Zweigstelle in Kairo beschlossen.
Die Diskussionspanels während des dreitägigen Forums deckten eine weite Themenpalette ab: Ob klassische Sektoren wie Mobilität und Logistik oder neuere Themen wie Nachhaltigkeit, die vierte industrielle Revolution und FinTech – für jeden Teilnehmer dürfte etwas dabei gewesen sein.
Besonders im Fokus standen die Themen Ernährungssicherheit und Wiederaufschwung nach der weltweiten Pandemie, ohne die kaum eines der Panels auskam. Die Diskutanten waren sich einig, dass die der Corona-Pandemie folgende globale Inflation sowie der russische Überfall auf die Ukraine sich in vielerlei Hinsicht auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken.
Insbesondere in der angestrebten Diversifizierung der Energielieferungen an die EU bestünde eine reelle Chance, die europäisch-arabischen Partnerschaften zu vertiefen, da die arabischen Länder über die notwendigen Voraussetzungen verfügen, grünen Wasserstoff herzustellen, der anschließend in die EU exportiert werden und Druck vom europäischen Strommarkt nehmen könnte. Auch die im Hinblick auf China im Raum stehenden Diversifizierung weiterer Lieferketten und der Trend, Güter und Dienstleistungen vor allem von befreundeten Nationen zu beziehen („near-shoring“, „friend-shoring“), biete Potenzial für weitere Kooperationen. Dies merkte auch Dr. Dominik Schnichels, Abteilungsleiter Außenwirtschaftspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz an. Ebenfalls einig waren sich die Teilnehmer aber auch, dass Handel nicht grundsätzlich verteufelt werden sollte, nur weil Handelspartner von anderen kulturellen Werten geprägt sind. Geschäftsbeziehungen haben nach wie vor das Potenzial, Brücken zu bauen und Menschen grenzübergreifend zusammen zu bringen.
Neben dem offiziellen Programm fanden zahlreiche weitere Veranstaltungen auf dem 25. Arabisch- Deutschen Wirtschaftsforum statt. Neben den Treffen der Gremien der Ghorfa traf Ministerin Gamea mit Bundeswirtschaftsminister Habeck zusammen. Die beiden Minister beschlossen gemeinsam die Verlängerung mehrerer deutsch-ägyptischer Projekte. Außerdem trafen die Präsidenten der arabischen Kammern in einem Roundtable auf Vertreter des Verbands der Automobilindustrie. Die umfangreichen Networking-Möglichkeiten wurden von den Teilnehmern intensiv genutzt. Neben der Möglichkeit, sich im Foyer des Ritz-Carlton in entspannter Atmosphäre auszutauschen, trafen sich die Teilnehmer außerdem am Dienstagabend im China Club Berlin. In offener Atmosphäre entwickelten sich beim Flying Buffet zahlreiche Gespräche, in denen die in den Panels angestoßenen Diskussionen fortgeführt wurden.