Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und andere hochrangige Persönlichkeiten haben auf dem 21. Arabisch-Deutschen Wirtschaftsforum dafür plädiert, das Potenzial des Freihandels stärker zu nutzen. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere die gute deutsch-kuwaitische Kooperation gewürdigt. Scheich Jaber Al-Mubarak Al-Hamad Al-Sabah, der Premierminister von Kuwait, lud die deutschen Unternehmen dazu, ihr Engagement in seinem Land auszubauen.

„Persönliche Treffen und Gespräche auf Augenhöhe seien der Schlüssel zu dieser erfolgreichen Zusammenarbeit“. Mit diesen Worten fasste  Dr. Peter Ramsauer, Präsident der Ghorfa, den Grundsatz zusammen, nach welchem die Ghorfa bereits zum 21. Mal das Arab-German Business Forum in Zusammenarbeit mit der Union of Arab Chambers, der Deutschen Industry und Handelskammer (DIHK) sowie der Kuwait Chamber of Commerce and Industry organisiert hat. Etwa 600 Vertreter arabischer, wie auch deutscher Unternehmen kamen zu der Veranstaltung nach Berlin.

Der Generalsekretär der Ghorfa, Abdulaziz Al-Mikhlafi, hatte zunächst die Gäste begrüßt und betont, dass sich die arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen nicht auf den Handel von Waren beschränken, sondern auch Wissensaustausch, Technologietransfer sowie gegenseitige Investitionen umfassen. Immerhin belaufen sich die arabischen Investitionen in Deutschland auf mehr als 100 Mrd. Euro, was die arabischen Länder zu einem Hauptinvestor in der deutschen Wirtschaft macht. Andererseits seien die deutschen Exporte in die Region auf einem beachtlichen Level, wie Dr. Volker Treier, stellvertretender CEO der DIHK verdeutlichte. Mit fast 50 Mrd. Euro jährlich sei das Handelsvolumen zwischen Deutschland und der arabischen Welt größer als das mit Afrika oder mit Südamerika.

Angesichts der großen Herausforderungen, vor welchen der internationale Handel derzeit steht, sei es umso wichtiger an diesen freundschaftlichen Kooperationen festzuhalten, erklärte Dr. Ramsauer in seiner Ansprache und appellierte daher an alle Anwesenden, die Gelegenheit zu nutzen und Strategien zu entwickeln, mit welchen auch in Zukunft ein offener Handel auf Augenhöhe gestaltet werden kann.

Dass am Ende beide Seiten von erfolgreichen Kooperationen profitieren, darüber waren sich Dr. Mustafa Adib, libanesischer Botschafter und Doyen des arabischen diplomatischen Korps in Berlin sowie Nael Al-Kabariti, Präsident der Union of Arab Chambers, in ihren Ansprachen einig. Beide betonten, dass wirtschaftliche Prosperität die Grundlage sei für Entwicklung und Stabilität in den arabischen Ländern. Zahlreiche Sektoren bieten Potenziale, die nicht nur deutschen Unternehmen geschäftliche Chancen ermöglichen, sondern direkt den Menschen vor Ort zu Gute kommen. So seien der Ausbau des Energiesektors, sowie Bildung und Gesundheit Prioritäten der arabischen Länder, wie Dr. Adib betonte.

Exemplarisch für die guten deutsch-arabischen Beziehungen sind die Kooperationen zwischen Deutschland und Kuwait. Schon Anfang der 70er Jahre hat Kuwait in Deutschland investiert. „Kuwait war damit Vorreiter und wir haben diese Position bis heute gehalten“, erklärte Ali Al-Ghanim, Präsident der kuwaitischen Handelskammer, in seiner Keynote.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier lobte die beispiellose Entwicklung der Volkswirtschaften in den Golfstaaten, für die das Land Kuwait eines der besten Beispiele ist. Seit der ersten Öl-Krise habe das Land begonnen zu investieren. Erst weltweit, dann im eigenen Land. Die Wirtschaft hat sich entwickelt und diversifiziert, und schließlich ist das Land zu einer wichtigen Drehscheibe für Logistik und Transport geworden.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Kuwait sind sehr gut, aber sie können noch besser werden, sagte Altmaier und appelliert an alle Teilnehmer der Konferenz, das Potenzial des Freihandels zu nutzen. „Wirtschaftliche Zusammenarbeit ist wichtig, weil Menschen, die miteinander handeln schießen nicht aufeinander. Stattdessen lernen sie sich kennen“, sagte Altmaier und fügte hinzu: „Lasst uns zeigen, wie groß die Vorteile des Freihandels sind.“

Es gebe viele Herausforderungen in der Region, sagte der Minister, „aber Kuwait ist Teil der Lösung“, lobte er und bedankte sich in Anwesenheit des Premierministers für die Rolle des Landes als diplomatische Vermittlerin und vor allem für die vielen erfolgreichen Wiederaufbaukonferenzen, zuletzt für den Irak.

Angesichts der großen Herausforderungen, vor welchen der Welthandel derzeit steht gebe es trotz allem große Potenziale. „Der Handel muss anders organisiert werden“, sagte Altmaier. Zwar gebe es keinen Zweifel an der Marktwirtschaft „mit Hilfe der neuen technologischen Entwicklungen müsse der Handel jedoch nachhaltiger gestaltet werden.

„Die Digitalisierung sollte der Treiber von Wachstum und Wohlstand werden“, sagte der Minister. Das Internet der Dinge, künstliche Intelligenz, Drohnen sowie das Internet seien wichtige Themen, die nicht nur in der Forschung und Entwicklung, sondern auch in der täglichen Praxis angewendet werden sollten betonte Altmaier und brachte eine elektronische Handels-Plattform zwischen Deutschland und den arabischen Ländern ins Spiel.

Die Voraussetzungen, dass Kuwait als enger Partner Deutschlands eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung eines zukunftsfähigen Welthandels spielt sind gut. Kaum ein anderes arabisches Land ist in Deutschland seit so vielen Jahren mit wesentlichen Investitionen beteiligt wie Kuwait. Bereits in den 70er Jahren begann der GCC-Staat, deutsche Unternehmen zu unterstützen.

Der Besuch des Premierministers von Kuwait, Sheikh Jaber Mubarak Al-Hamad Al-Sabah, unterstrich die Bedeutung dieser Beziehungen. „Kuwait ist ein Pionier der Investitionen in Deutschland und hat diese Position kontinuierlich ausgebaut, erklärte der Ehrengast.

„Die Gesamtinvestitionen in Deutschland liegen derzeit über 30 Mrd. US-Dollar, vor allem in den Bereichen Industrie, Immobilien und Banken“, sagte er. Im Handelsbereich lobte der Ministerpräsident das hohe Maß an Vertrauen zwischen den beiden Ländern. Insgesamt belief sich der Warenaustausch im vergangenen Jahr auf 1,3 Mrd. Euro. „Deutsche Produkte und Technologien genießen ein Höchstmaß an Vertrauen in den kuwaitischen Markt“, betonte Al-Sabah. Er lobte insbesondere die Kompetenzen des deutschen Mittelstandes in den Bereichen Bildung, Berufsbildung, Ausbildung, im Gesundheitswesen, sowie in der Energietechnologie.

Allerdings sah der Premierminister, wie auch seine Vorredner, weiteres Verbesserungspotenzial und appellierte daher an deutsche Unternehmen, verstärkt in die kuwaitische Wirtschaft zu investieren. Bildung, Energie, Gesundheit und wissensbasierte Wirtschaft sind die wichtigsten Bereiche der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kuwait. Vor allem vor dem Hintergrund des Übergangs Kuwaits zu einer wissensbasierten Wirtschaft. Im Ramen der New Kuwait 2035 Vision hat die Regierung auch den rechtlichen Rahmen hierfür zuletzt verbessert.

Kuwait gilt als Vorbild für die deutsch-arabichen Beziehungen

„Das Ziel der Vision 2035 ist es, Kuwait in ein international führendes Finanz- und Handelszentrum zu verwandeln, in welchem der private Sektor eine führende Rolle für die wirtschaftlichen Aktivitäten spielt“, erklärte Dr. Meshaal Jaber Al-Ahmad Al-Sabah (Director General, Kuwait Direct Investment Promotion Authority) zu Beginn der ersten Session. Als langjährigen Handelspartnern bieten sich deutschen Unternehmen unter diesen Umständen vielversprechende Möglichkeiten.

Dr. Meshal Al-Sabah sowie Dr. Osama Alsayegh (Executive Director am Kuwait Institute for Scientific Research) und andere hochrangige Vertreter des Partnerlandes präsentierten hierzu die Vorteile für Investments in dem Golfstaat. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Dr. Nicolas Bremer (Partner Alexander & Partner).

Die Rahmenbedingungen seien gut, nicht nur, weil zahlreiche rechtliche Regularien, wie die 100-prozentige Eigentümerschaft, verbessert wurden, sondern auch durch die allgemein gute Lage der kuwaitischen Wirtschaft, wie Yousef Al Obaid (Deputy Governor, Central Bank of Kuwait) erklärte. „Das Wachstum wird in 2018 und 2019 weiter zunehmen und die Erholung des Öl-Preises wird das Wachstum des ÖL-BIP unterstützen”, sagte er. Zudem seien der Haushalt zuletzt auf einem stabil hohen Level gewesen.

Insgesamt 30 strategische Projekte in neun Sektoren sind derzeit in der Pipeline. Darunter das Northern Gulf Gateway oder die Al Na’ayem Industrial Smart City, wie Dr. Meshal Al-Sabah erklärte. Zudem werden derzeit einige Energieprojekte verwirklicht, wobei der Private Sektor eine wichtige Rolle spielt, wie aus der Präsentation von Loulwa Saif (Manager of Project Tendering & Bid Assessment, Kuwait Authority for Partnership Projects) hervorging. So sei die erste Phase des Independent Water and Power Project (IWPP) Az-Zour North bereits erfolgreich und für die Phase 2 und 3 des Projects gebe es derzeit interessante Investitionsmöglichkeiten.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen sowie über Projekte und Vorhaben in Kuwait in einem gesonderten Beitrag ab Seite 26 dieser Ausgabe des SOUQ. Informationen aus erster Hand finden Sie zudem in dem Interview mit dem deutschen Botschafter in Kuwait, Karlfried Bergner, ab Seite 29.

Know-how Transfer ist der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum

Der Erfolg jeder Entwicklungsstrategie der arabischen Staaten hängt jedoch nicht nur von den zahlreichen Infrastrukturprojekten ab, sowie von einer echten Öffnung der Märkte, sondern auch von Faktoren wie Humanressourcen, Bildung und vor allem Wissenstransfer. Das gelte nicht nur für Kuwait. Um die Haupthindernisse bei der Entwicklung einer nachhaltigen Diversifizierung der arabischen Volkswirtschaften zu identifizieren, stand die 2. Session, die von Dr. Kilian Baelz (Partner, Amereller Rechtsanwaelte Partnerschaft mbB) moderiert wurde, unter dem Titel: „Direct Investment & Know-How Transfer: Supporting the Industrialisation Plans in the Arab World.”

Die Teilnehmer fanden einen allgemeinen Konsens über die Notwendigkeit einer weiteren Industrialisierung in der arabischen Welt, waren sich aber einig, dass die Herausforderungen insbesondere beim Know-How-Transfer beträchtlich sind. „Industrieller Wissenstransfer in einem Land ist die Fähigkeit, Wissen zu identifizieren, anzuziehen, zu strukturieren, zu erfassen und zu verbreiten, um den Einfluss auf Innovation, Produktivität und Wirtschaftswachstum zu maximieren“, sagte Abdulaziz Al Ageel (Secretary General, Golf Organization for Industrial Consulting) in seinem Vortrag.

Um diesem Ansatz gerecht zu werden, müssen jedoch mehrere Einstellungen vorgenommen werden. „Wissenstransfer findet im Allgemeinen nur statt, wenn alle wichtigen Katalysatoren durch ein etabliertes Bildungssystem und eine starke Infrastruktur zusammengeführt und gestärkt werden“, erklärte Al Ageel. Zum Aufbau eines starken Bildungssystems verwies er auf Deutschland. „Deutschland ist nach wie vor eines der besten Beispiele eines erfolgreichen Bildungssystems der Welt.“

Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle erklärten Dr. Berthold Schmidt (President and CEO, TRUMPF Photonics, Inc.) und Prof. Dr. Christian Aders (Chairman of the Executive Board, ValueTrust Financial Advisors). Neben einem etablierten Bildungssystem und einem guten Personalmanagement sollten Mergers and Acquisitions (M&A) als Schlüsselfaktor für den Wissenstransfer betrachtet werden, so Prof. Aders. „Ausländische Investoren investieren kontinuierlich direkt, um den Know-how-Transfer zu beschleunigen.“

Beispielhaft für die fortschreitende Diversifizierung in den arabischen Ländern ist derzeit Saudi-Arabien. Derzeit wird in allen Sektoren in neue Technologien investiert. Insbesondere im Bereich der Petrochemie sei hier schon viel erreicht worden, wie Mutlaq Al Morished (CEO, Tasnee – National Industrialization Company) erklärte: „Die saudische Chemieindustrie startete bereits in den frühe 70er Jahren. Zu dieser Zeit hatten wir zwar nicht genug Technologie, aber das hat Saudi-Arabien nicht gestoppt“, fasste Al Morished zusammen. Inzwischen sei Tasnee international gut aufgestellt unter anderem mit Chemie-Anlagen im deutschen Gelsenkirchen.

Industrie 4.0 gilt als Herausforderung und bietet große Potenziale

Die Digitale Wirtschaft ist der Schlüssel zu einer prosperierenden Zukunft des Nahen Ostens. Kaum eine andere Region habe das Potenzial, die Digitalisierung so schnell und umfassend umzusetzen wie der Nahe Osten. Während sich die Referenten der 3. Sitzung über die großen Chancen der digitalen Technologien in den arabischen Ländern einig waren, diskutierten sie auch die Herausforderungen, die mit der fortschreitenden Digitalisierung einhergehen.

Die großen Unterschiede zwischen den Ländern der Region seien eine der größten Hürden, wie Dr. Hichem Maya (Executive Director Near and Middle East, DB Engineering & Consulting) in der Diskussion betonte. Nicht nur die Nachfrage nach digitalen Lösungen, sondern auch unterschiedlichen Voraussetzungen in der globalen Konnektivität und Integration der Infrastruktur sind eine Herausforderung.

Dr. Khaled Hanafy (Secretary General, Union of Arab Chambers) stimmte zu und mahnte, dass der Ausbau der physischen Infrastruktur mit der Verbesserung des regulatorischen Rahmens einhergehen müsse. Die Integration des Privatsektors in diesen Rechtsrahmen war das entscheidende Thema in der Diskussion. „Wir brauchen mehr Beteiligung des Privatsektors“, sagte Dr. Maya und wies darauf hin, dass die Vorschriften für Cloud Computing, Datensicherheit und Eigentumsrechte das Schlüsselelement für die Digitalisierung sind.

Manuel Kühn (Head of Executive Office, Siemens Middle East), der die Session moderierte, bestätigte diese Einschätzung. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es der beste Weg ist, regulatorische Ratschläge mit dem Produkt zu liefern, um einen optimalen Nutzen aus der jeweiligen Technologie zu ziehen.

Tom Blades (CEO, Bilfinger SE, Germany) machte deutlich: „Man löst Dinge, indem man klüger ist, nicht indem man quantitativ mehr investiert. In Bezug auf ein Vorbild waren sich die Teilnehmer der Sitzung einig, dass die VAE führend bei der Digitalisierung sind. „Das E-Government der VAE ist Europa auf Weltklasseniveau weit voraus“, sagte Tom Blades. Auch Peter Haaks (Executive Director Near and Middle East, DB Engineering & Consulting) und Fahad Al Shatti (Vice President Corporate Venture Capital, Agility, Kuwait) beteiligten sich an der regen Diskussion, die erneut verdeutlichte, dass deutsch-arabische Partnerschaften auch in der Zukunft große Potenziale bereithalten.

Starke Infrastruktur ist die Basis für eine zukunftssichere Wirtschaft

Eine starke Infrastruktur ist die Basis für eine zukunftssichere Wirtschaft. Dies gelte nicht nur für die zunehmende Digitalisierung der Industrien, sondern auch für alle anderen Sektoren der arabischen Volkswirtschaften.

Hohe Investitionen nicht nur in kleine Projekte, sondern auch in Megaprojekte sind notwendig, um den steigenden Bedarf zu decken. Darin waren sich die Teilnehmer der 4. Session, moderiert von Carla Everhardt (Associate Partner, Roedl & Partner) einig. „Megaprojekte sind temporäre Vorhaben, die sich durch ein hohes Investitionsvolumen, große Komplexität vor allem in organisatorischer Hinsicht und nachhaltige Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft auszeichnen“, erklärte Myriam Ouazzani (Director, Deutsche Bank AG Dubai),  in ihrem Vortrag.

Die Zahlen im Bausektor der arabischen Länder belegen die ehrgeizigen Infrastrukturprojekte. Allein der städtische Bausektor in Saudi-Arabien umfasse derzeit Projekte im Wert von 124,14 Mrd. $ (VAE: 178,12 Mrd. $) und 224,3 Mrd. $ (VAE: 251,39 Mrd. $) sind in Vorbereitung, wie Olaf Hoffman (Vice President of the Ghorfa and CEO, Dorsch Holding GmbH) in seiner Präsentation erklärte.

Der urbane Bausektor habe demnach den größten Anteil, aber Investitionen in andere Sektoren sind mindestens ebenso wichtig wie der Aufbau nachhaltigen und kostengünstigen Wohnraumes für die wachsende Bevölkerung. Für die Diversifizierung der Wirtschaft sind Megaprojekte wie die Suezkanal Wirtschaftszone entscheidend. „Die SCZone spielt eine zentrale Rolle zwischen Europa, Asien und Afrika, da sie die Möglichkeit zur „Wertschöpfung an der Quelle“ durch industrielle Investitionen und regionalen Handel bietet“, betonte Amir Abdelghaffar (Head of Project, General Authority der SCZone).

Dass deutsche Unternehmen im arabischen Bausektor sehr gefragt sind, zeigten Joachim Schares (Managing Partner, AS+P Albert Speer + Partner GmbH), Juergen Raschendorfer (General Manager, Strabag International GmbH) sowie Jan von Allwörden (Director, International Business Development, Euler Hermes) in ihren Präsentationen. Für zahlreiche Projekte in den arabischen Ländern sind die Unternehmen verantwortlich, wobei Euler Hermes als Finanzierungspartner meist eine wichtige Rolle spielt, wie von Allwörden erklärte. So habe die Exportbank beispielsweise die Finanzierung des 4.800 Megawatt starken Kraftwerks im ägyptischen Beni Suef in einem Prozess von nur 23 Wochen abgesichert.

Die Förderung von Start-ups spielt eine wichtige Rolle

Während die arabischen Länder ihre Volkswirtschaften diversifizieren, sind neue Unternehmen und Neugründungen der jungen Talente in der Region für eine nachhaltige sozioökonomische Entwicklung entscheidend. Noch vor einem Jahr haben beispielsweise die VAE ein Rechtssystem für Risikokapitalfonds geschaffen, und viele andere arabische Länder bieten einen vielversprechenden Rahmen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen. Obwohl die Rahmenbedingungen beispielsweise durch einfachen Zugang zu jungen Talenten in vielen arabischen Ländern gut sind, ist der Zugang zu Risikokapital für junge Gründer nach wie vor eine der größten Hürden. Unter dem Titel „Investment Opportunities in Venture Capital, Startup and Real Estate“ diskutierten Thomas von Muenster (Sales Manager and Authorized Signatory, Strategis AG), Christian Meermann (Founding Partner, Cherry Ventures Management GmbH), Mark Hauptmann (Mitglied des deutschen Bundestages) und Dr. Berthold Schmidt (President and CEO, TRUMPF Photonics, Inc., Germany) darüber, wie Investitionen in Risikokapital letztendlich der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung dient.

Traditionell ist Deutschland bereits durch seine mittelständische Wirtschaft geprägt, aber dennoch: Die Beschaffung von Risikokapital ist auch für deutsche Start-ups eine große Hürde. Der größte Fonds für Venture Capital sei gerade 300 Mio. US-Dollar groß, während es in den USA Fonds mit bis zu 12 Mrd. US-Dollar gebe, so Christian Meermann. Obwohl es Herausforderungen für deutsche Start-ups gibt, biete Deutschland dennoch einige Vorteile, erklärte Mark Hauptmann: „In Europa haben wir höhere staatliche Investitionen“, sagte er und fügte hinzu: „Wir als Staat können viel tun.“

Der Agrarsektor liegt im Fokus der Regierungen in den arabischen Staaten

Dass die arabischen Volkswirtschaften trotz großer Herausforderungen auch große Potenziale besitzen, wurde in der 5. Session deutlich, dies gelte insbesondere für den Agrarsektor. Zum ersten Mal wurden auf dem Ghorfa Business Forum das Thema Ernährungssicherheit und Landwirtschaft diskutiert. Der Moderator Felix Neugart (CEO, German Emirati Joint Council for Industry and Commerce) betonte, dass dies eines der wichtigsten Themen sei, angesichts der Tatsache, dass die arabische Welt einer der weltweit größten Importeure von Lebensmitteln für die junge und wachsende Bevölkerung sei. In einem gut besuchten Panel am zweiten Konferenztag diskutierten hierzu Dr. El Rashid Dafalla Mohamed (CEO, Emirates Modern Poultry Co. – Al Rawdah), Mohammed Al Mazrooei (President, Arab Authority for Agricultural Investment and Development) und Prof. Ibrahim El Dukheri (Director General, Arab Organization for Agricultural Development,) sowie Thavy Staal (Sustainability & Project Manager, BASF, Germany) und Dr. Wilhelm Uffelmann (Partner, Roland Berger, Germany).

„Herausforderungen schaffen Innovationen“, sagte Dr. Ahmed Eltigani Al Mansouri (CEO, Al Rawabi Dairy Co. LLC) in seiner Präsentation und bezog sich dabei insbesondere auf den Agrarsektor. Die Wasserversorgung in der arabischen Landwirtschaft sei bekanntlich die größte Hürde, erklärte Al Mansouri und fügte hinzu: „In der Wissenschaft gibt es hierzu Lösungen“.

Die Nachfrage nach Lebensmitteln steigt in der Region rapide an. Nicht nur wegen der wachsenden Bevölkerung. Diese Einschätzung bestätigten auch Mohammed Al Mazrooei während der Diskussion. Zum steigenden Ernährungsbedarf komme hinzu, dass die Verbraucher auch immer mehr gesunde und nachhaltige Produkte nachfragen, wie Dr. Al Mansouri  erklärte. „Die Verbraucher sind gut informiert, wenn sie Produkte kaufen“, sagte er. Aus diesem Grund würde sein Unternehmen inzwischen verschiedene funktionelle Milchprodukte mit unterschiedlicher Zusätzen anbieten.

Diese Entwicklung bietet Chancen für Partnerschaften mit deutschen Unternehmen. Deutsche Unternehmen haben bereits eine gute Position in der Region, so Dafalla. „Mehr als 90% der Geflügelfarmen in den VAE werden von deutschen Unternehmen gebaut“, fügte Dr. El Rashid Dafalla hinzu.

Optimismus prägt die wirtschaftlichen Aussichten

Zum Abschluss des Forums trafen sich fünf hochrangige Referenten, um über die Perspektiven der arabisch-deutschen Zusammenarbeit sowie die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu diskutieren.

Unter dem Titel „Shared responsibility for inclusive development“ einigten sich die Referenten auf einen sehr optimistischen Ausblick trotz einiger Herausforderungen in den letzten Monaten. „Wir haben viele positive Veränderungen im Königreich Saudi-Arabien, in den VAE, Kuwait und Oman erlebt“, erklärte Dieter Walter Haller (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Saudi-Arabien) und Karlfried Bergner (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in kuwait) fügte hinzu, dass die arabischen Länder die neue Nachbarschaft Europas sei und wies er darauf hin, dass Bildung und Know-how-Transfer eines der wichtigsten Themen in diesem Zusammenhang sei.

Während die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den arabischen Ländern bereits gut sind, gibt es noch Raum für Verbesserungen. Der Mangel an deutschen Investitionen wurde von Dr. Badr Abdelatty (Botschafter der Arabischen Republik Ägypten) erwähnt: „Wir haben einige Schwierigkeiten, da wir uns immer noch mehr auf die Handelsaspekte konzentrieren, aber dem Investitionsaspekt fehlt noch die echte und solide deutsche Präsenz in der Region“, sagte der Botschafter. Walter Haller antwortete, er sei optimistisch, aufgrund der jüngsten Gesetzesverbesserungen mehr deutsche Investitionen anzuziehen. „Was deutsche Unternehmen brauchen, sind nachhaltige und berechenbare Rahmenbedingungen, die in vielen Ländern bereits umgesetzt wurden, aber noch verbessert werden müssen“, sagte er und versicherte, dass Deutschland mittelständische Unternehmen  zu Investitionen und Joint Ventures in arabischen Ländern ermutigt.

Dabei werde von arabischer Seite nicht nur die Unterstützung für deutsche Unternehmen erwartet, wie Dr. Abdulaziz Sager (Chairman, Gulf Research Center Foundation) in seiner Ansprache deutlich machte. Im Hinblick auf die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen in der Region spiele Europa eine wichtige Rolle. Europa solle hier als Vermittler bei politischen Problemen bereitstehen und seinen positiven Einfluss für Konfliktlösungen nach internationalen Referenzen geltend machen, erklärte der Politik-Experte.

Zusammenfassend erklärte Olaf Hoffmann zuletzt, dass die Potenziale sowohl für deutsche als auch für arabische Wirtschaftspartner nach die vor groß sind: „Der arabische Markt ist nicht mehr nur der Exporteur, sondern auch der Partner für strategische Entwicklungen“, erklärte er, bevor er allen Anwesenden für ihr Kommen mit den Worten dankte: „Drei erfolgreiche Tage liegen hinter uns und haben gezeigt, dass die Aussichten für weiter wachsende Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den arabischen Ländern sehr optimistisch sind.“