Wie im Vorjahr wurde vor allem das Potenzial der deutsch-arabischen Zusammenarbeit im Bereich der Energie diskutiert. Deutsches Know-how und die sehr guten natürlichen Bedingungen zur Nutzung der Sonnen- und Windenergie in den arabischen Ländern ergänzen sich ideal, hieß es. Dies kam auch in der Eröffnungsansprache von Ghorfa-Präsident Dr. Thomas Bach zum Ausdruck.

Die erneuerbaren Energien seien mittlerweile, so Dr. Bach, in fast allen arabischen Ländern Bestandteil der Energiepläne, und in Kooperation mit deutschen Firmen seien bereits in Marokko, Ägypten und in der Golfregion Solarkapazitäten installiert worden. Dies gilt nach Einschätzung des Ghorfa-Präsidenten aber auch für die konventionelle Energieerzeugung, die ebenfalls weiter ausgebaut werden müsse. Allein in den Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) werde sich in den kommenden zehn Jahren die installierte Stromerzeugungskapazität verdoppeln. Bis zum Jahr 2020 wollten die GCC-Staaten 300 Mrd. US-Dollar investieren.

Wie Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen Korps in Deutschland, erklärte, muss wegen der Endlichkeit der Öl- und Gasreserven der Energiemix der arabischen Staaten schnell diversifiziert werden. Es sei das Gebot der Stunde, eine sichere, nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung zu schaffen.

Jochen Homann, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, erinnerte an den von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg und an die ambitionierten deutschen Ziele bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien. Deutschland werde daher in Zukunft in wachsendem Maße Strom aus erneuerbaren Energie importieren. Beispielsweise wolle die Bundesregierung die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien bei Energietechnologien intensivieren.

Nach den Worten von Viktor Elbling, Leiter der Abteilung Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung im Auswärtigen Amt, ist die Energiepolitik ein „Schlüsselthema der deutschen Außenpolitik“. Die deutsch-arabische Zusammenarbeit nehme in diesem Zusammenhang eine herausragende Stellung ein.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Elaraby, ließ auf dem Deutsch-Arabischen Energieforum eine Grußbotschaft verlesen. Darin wies er insbesondere auf Fortschritte bei der Netzintegration der arabischen Länder hin. So seien in den Maghreb-Ländern und in den GCC-Staaten Stromnetze über die Landesgrenzen hinweg geschaffen worden.

In Sitzung 1 („Conventional Power Station Development – Meeting Demands“) war Dr. Saleh Hussein Alawaji der Hauptredner.  Er ist stellvertretender Elektrizitätsminister in Saudi-Arabien und Chairman des Boards der Saudi Electricity Company (SEC). Dr. Alawaji gab einen Überblick über die Entwicklung des saudischen Elektrizitätsmarktes. Danach hat sich die Stromnachfrage in dem Königreich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und wird bis zum Jahr 2020 noch einmal um fast 70 Prozent zulegen. In Sitzung 2 („Fossil Fuels – Security of Supply at Risk“) vertrat Hauptredner Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident des Bundesinstitutes für Geowissenschaften und Rohstoffe, die Auffassung, dass Öl und Gas vorerst das Rückgrat des Energieangebots bleiben. Energiepartnerschaften würden immer wichtiger, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dr. ir. Usama F. A. Karim, Berater des für Energie zuständigen stellvertretenden Ministerpräsidenten im Irak, gab einen Überblick den irakischen Ölsektor. In Sitzung 3 (“Education and Know-how Transfer along the Energy Value Chain”) lieferten die Referenten wertvolle Einblicke in die Aktivitäten deutscher Institutionen bei Ausbildung von arabischen Energieexperten. Hauptredner Prof. Dr. Ulrich Wagner, Vorstandsmitglied bei dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in München, berichtete von dem Bau eines solarthermischen Turmkraftwerkes in Algerien. In Sitzung 4 („Water and Power – Desalination as a Multiple Challenge“) wurde deutlich, dass die Wasserknappheit eines der größten Probleme der arabischen Länder ist. Dabei wird laut Hauptredner Dr. Bernd Kordes, Präsident und CEO von Lahmeyer International, der Wassermangel in den kommenden Jahren noch erheblich zunehmen. Khaldan H. Khashman, Generalsekretär der Arab Countries Water Utilities Association (ACWUA), plädierte dafür, die Planung von Wasser- und Stromprojekten stets zu integrieren und verstärkt neue Technologien (Energieeffizienz-Pläne, erneuerbare Energien) einzuführen. In Sitzung 5 („Renewable Energies: New Perspectives – New Partnerships“) war Amal Haddouche, technische Beraterin beim marokkanischen Energieministerium, die Hauptrednerin. Nach ihren Angaben ist die Stromnachfrage in Marokko in den zurückliegenden zehn Jahren um jährlich 6,5 Prozent gestiegen. Bis 2020 werde sich die Nachfrage noch einmal verdoppeln. In Sitzung 6 („Power Transmission and Distribution – Intelligent Solutions for the Future“) wurde deutlich, dass intelligente Stromnetze („Smart Grids“) ein wichtiger Schritt in Richtung einer effizienteren Energienutzung sind. Hauptredner Fawzi Kharbat, Generalsekretär der Arab Union of Electricity, wie darauf hin, dass mit der Schaffung solcher Netze erhebliche Investitionen verbunden sind. Weltweit werde der Investitionsbedarf auf 750 Mrd. US-Dollar geschätzt. In Sitzung 7 („Energy Efficiency: Saving Power, Saving Money, Saving CO2“) gab es große Einigkeit darüber, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz enorme Einsparpotenziale bergen. Wo die Energieeffizienz konsequent verbessert werde, könnten teure Investitionen in die Stromerzeugung in beträchtlichem Umfang vermieden werden.

Auf dem Galadinner des Energieforums hielt Dr. Frank Walter Steinmeier, Bundesaußenminister a.D. und Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, eine programmatische Rede zur Zukunft der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere im Energiesektor.