Mitte Oktober hat zum 12. Mal das Arab-German Energy Forum der Ghorfa in Berlin stattgefunden. Die Präsenz hochrangiger Gäste und die Qualität der Vorträge und Diskussionen stellten unter Beweis, dass das Energy Forum der Ghorfa eine herausragende Stellung im Austausch zwischen Deutschland und der arabischen Welt einnimmt. An zwei Tagen trugen 35 Panellisten und Redner ihre Erfahrungen und Anregungen und gaben vor mehr 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wertvolle Impulse. Aus dem Terminkalender der Energie-Branche und der Politik ist das Energy Forum inzwischen nicht mehr wegzudenken.
Zu den hochrangigen Teilnehmern zählten Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Mariam bint Mohammed Almheiri, Ministerin für Klimawandel und Umwelt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Dr. Saleh Ali Hamed Al-Kharabsheh, Minister für Energie und Bodenschätze von Jordanien und der jordanische Ministers für Umwelt Dr. Muawieh Khalid Radaideh.
Aktuell wurden die jüngsten Energieabkommen mit Deutschland gewürdigt. VAE-Ministerin Mariam Almheiri rekapitulierte die Golfreise von Bundeskanzler Olaf Scholz und hob die bei dieser Gelegenheit beschlossene Vereinbarung über die Lieferung von Liquefied Natural Gas (LNG) aus den VAE nach Deutschland hervor, die bereits im Dezember 2022 starten soll. Das emiratische Unternehmen “Masdar” sei zudem an erneuerbare Energien-Projekten in der Nord- und Ostsee mit einer Kapazität von insgesamt 10 Gigawatt beteiligt. Die VAE seien an einer pragmatischen Energiewende in Deutschland interessiert, die ökologische Ziele definiere, aber gleichzeitig die wirtschaftliche und soziale Entwicklung anderer Länder in Planungen miteinbeziehe. So entstünden wirtschaftliche Vorteile und auch neue Arbeitsplätze.
Auch Omar Badr Al-Dofa, Special Envoy des Außenministers von Katar für Klimawandel und Nachhaltigkeit, hob hervor, dass Qatar Energy erst kürzlich mehrere Energieprojekte mit einer Kapazität von rund 800 Megawatt implementiert habe. Weitere Projekte, insbesondere im Solarbereich und beim Thema Wasserstoff, seien geplant. Dabei wolle man mit deutschen Firmen kooperieren. „In Katar finden Sie einen verlässlichen und vertrauensvollen Partner, jetzt und in der Zukunft“, versicherte Al-Dofa den Teilnehmern.
Vor diesem Hintergrund betonte Ghorfa-Präsident und Bundesminister a.D. Dr. Peter Ramsauer, wie sehr das Thema Energie und entsprechende bi- und multilaterale Partnerschaften in den letzten Monaten an Bedeutung gewonnen hätten. Er zeigte Verständnis dafür, dass es für die arabische Seite unerlässlich sei, langfristige und nachhaltige Energiepartnerschaften zu beschließen, um die eigenen
Energiequellen zu diversifizieren und Energieeffizienz zu steigern. Dabei könnten deutsche Unternehmen technische Lösungen beisteuern.
Der Dean des Arab Diplomatic Corps Dr. Mustapha Adib, Botschafter der Republik Libanon in Berlin, betonte die Gemeinsamkeiten. Die derzeitige Energiekrise treffe die Wirtschaft und private Haushalte gleichermaßen. Das mache die Lage besonders kritisch und erfordere schnelle Lösungen. Auch global gesehen sei Energie ein Krisentreiber in vielen Teilen der Welt. Da die arabischen Länder nicht nur Energieexporteure, sondern auch maßgeblich vom Klimawandel betroffen sind, sei es nur logisch, dass die Klimakonferenzen COP 27 und COP 28 in arabischen Staaten stattfinden.
Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, diagnostizierte in seiner Keynote Speech aktuell eine dreifache Krise, bestehend aus dem Krieg Russlands in der Ukraine, der Energiekrise und den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Deutschlands Lösungsansatz sei, zum einen den Energieverbrauch zu reduzieren, zum anderen den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix zu erhöhen. Bis 2030 sollten 80 Prozent des elektrischen Stroms aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden. Weiterhin gehe. Im Zuge der Diversifizierung von Energiequellen komme der MENA-Region eine zentrale Rolle zu. „Nordafrika und der Nahe Osten sind eine unglaublich ressourcenreiche Region. Deshalb wollen wir mit Ihnen allen kooperieren“, so der Minister.
Der jordanische Minister für Energie und Bodenschätze Dr. Saleh Ali Hamed Al-Kharabsheh meinte, die Weltklimakonferenzen in Ägypten und den VAE müssten als „Implementierungs-COPs“ gelten. Jordanien selbst entwickle zurzeit sein Übertragungsnetz und erweitere seine Kapazitäten zur Speicherung von Energie. Auf diese Weise werde das Land sich als regionaler Hub für den Energieaustausch etablieren. Auch der Wasserstofftransport über Pipelines oder über den Hafen von Akaba werde bald schon ein Thema werden.