13th Arab-German Health Forum
Ministerpräsident Laschet würdigt arabisch-deutsche Kooperation im Gesundheitssektor

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie ist globale Gesundheit das relevanteste Thema für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das spiegelte sich auch in dem Arab-German Health Forum wider, dass die Ghorfa gemeinsam mit Düsseldorf Tourismus zum 13. Mal veranstaltete. Trotz erheblicher Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie nahmen rund 100 hochrangige Wirtschaftsvertreter, Mediziner sowie diplomatische Vertreter an dem Forum vom 21.-22. September teil. Sie diskutierten gemeinsam die Chancen und Felder für arabisch-deutsche Kooperationen im Gesundheitssektor.

In seiner Eröffnungsrede erklärte Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dass der Weg aus der Pandemie hinzu einem modernen und effizienten Gesundheitswesen nur gemeinsam zu meistern sei. Nordrhein-Westfalen gehe mit gutem Beispiel voran und verfüge über außerordentlich gute Kooperationserfahrungen mit den arabischen Ländern. Die Zusammenarbeit über die eigenen Grenzen hinweg sei gerade in Zeiten von Covid-19 wichtiger denn je.

Dr. Peter Ramsauer, Präsident der Ghorfa, betonte ebenso den hohen Stellenwert der deutsch-arabischen Kooperation und die damit verbundenen Investitionsmöglichkeiten. Die deutsch-arabische Zusammenarbeit im Gesundheitssektor biete ein vielversprechendes Potenzial für den Umgang mit der weltweiten Pandemie. Dies gelte besonders für den Wissenstransfer, den Handel von medizinischen Geräten, die Zusammenarbeit im Gesundheitsmanagement, den Medizintourismus und die Schulung von medizinischem Personal.

Auch Frau Stulgies, die kommissarische Dezernentin für Gesundheit der Landeshauptstadt Düsseldorf, erklärte während des Abendempfangs, dass Nordrhein-Westfalen insbesondere im Gesundheitssektor eine Vielzahl an hochqualifizierten medizinischen Anlaufstellen biete. Sie hoffe auf weitere, langfristige Kooperationen mit den arabischen Ländern und Patienten.

Herr Al-Mikhlafi, Generalsekretär der Ghorfa, betonte die Bedeutung von Nordrhein-Westfalen für die wirtschaftliche Stärke Deutschlands und auch für die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen. Die Landeshauptstadt Düsseldorf sei ein wichtiger Standort für den Gesundheitssektor, besonders mit Blick auf die Medizintechnik. Eine fruchtbare Zusammenarbeit sei eine starke Grundlage, um herausfordernde Situationen wie die derzeitige Covid-19-Pandemie gemeinsam anzugehen und so eine sichere und erfolgreiche Zukunft zu gestalten.

Zuletzt zeigte sich auch Herr Friedrich, Managing Director der Düsseldorf Tourismus GmbH, dankbar dafür, dass die Veranstaltung stattfinden könne. Denn es sei insbesondere in diesen herausfordernden Zeiten wichtig, die Zusammenarbeit in weltweit gesellschaftsrelevanten Sektoren, wie dem Gesundheitswesen, aufrechtzuerhalten.

Deutschland gilt als Vorreiter im Kampf gegen den Virus. Während der Virus hierzulande vor allem nach einer Modernisierung des Gesundheitssektors ruft, liegt in den arabischen Ländern der Schwerpunkt auf der eigentlichen Entwicklung sowie Einbettung des Gesundheitssektors in die Gesamtwirtschaft. Denn nur mit einer starken Wirtschaft, können Virus und Wirtschaftskrise erfolgreich überwunden werden. Vor diesem Hintergrund haben die Teilnehmer des Forums in insgesamt vier Podiumsdiskussionen die aktuellen Entwicklungen des Gesundheitsmarktes sowie Kooperationsmöglichkeiten für arabische und deutsche Unternehmen diskutiert.

Der nordrheinwestfälische Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, Professor Dr. Andreas Pinkwart, betonte, dass der Covid-19-Virus die Schwächen des deutschen Gesundheitssystems offengelegt habe. Er verwies auf die Wichtigkeit von medizinischer Digitalisierung und internationaler Partnerschaft, um ein resilientes und zukunftsfähiges Gesundheitswesen zu schaffen. Die Rolle von Digitalisierung für ein erfolgreiches Gesundheitssystem hoben auch die anderen Sprecher des ersten Panels des Forums hervor. Digitalisierung sei ein Tool um Leben zu retten und dabei gleichzeitig Energie und Zeit zu sparen, so Dr. Martin Scholz, Leiter der Neurochirurgie des Sana Hospital in Duisburg. Auch Dr. Sunil Laxman, Klinischer Spezialist für Kernspintomographie bei Siemens Healthineers in den Vereinigten Arabischen Emiraten, argumentierte, dass das Teilen von Daten eine Infrastruktur geschaffen habe, auf deren Grundlage es allen Staaten einfacher gemacht worden sei, die Pandemie zu meistern. Trotzdem seien nicht alle Lösungswege aus der Krise heraus im Vorhinein zu antizipieren, sondern bewiesen habe sich ein „Aus-Erfahrung-Lernen“-Ansatz. Für einen solchen Ansatz solle die absolute Priorität auf den Tests und dem Schaffen einer Datenlage liegen. Denn allein Daten würden ein verlässliches Fundament für die Maßnahmenpakete der Politik wie auch die Kapazitätsplanung der Krankenhäuser schaffen, sagte Ali Vezvaei, Geschäftsführer der ND Group. Zuletzt habe die Pandemie nicht allein neue Ansätze hervorgebracht, sondern auch neue Technologien, so Carsten Feuerhake, Vertriebs- und Marketing-Chef der Bioclimatic GmbH. Ein Beispiel sei ein Luft-Desinfektor, der der Luft 99% aller Viruskeime entziehe.

Das zweite Panel diskutierte den notwendigen Wissenstransfer und die Qualifizierungsprogramme, die sich im Gesundheitswesen materialisieren sollten.

Hier wurden die Lücken der aktuellen Trainingsprogramme adressiert. In seinem Input-Vortrag sprach sich Dr. Claus Biermann, Leiter der Gesundheitsbildung bei Lyceum GmbH, für einen Adaptive-Learning-Ansatz aus, d.h. eine vermehrte Einbeziehung des persönlichen Charakters und der eigenen Fähigkeiten in den eigentlichen Lernprozess. Auch Prof. Dr. Arndt Rolfs, Geschäftsführer von CENTOGENE, setzt auf die Ermöglichung eines lebenslangen Lernens, dass sich nur mit einer patientennahen Forschung realisieren könne. Letzterem schloss sich auch Dr. Stefan Monk, Chief Medical Officer bei CAE Healthcare an, indem er das Potenzial von Simulationstrainings hervorhob. In den Trainings selbst müsse zudem ein Umdenken der Didaktik erfolgen, so Andreas Schmitz, Direktor der Bel Etage Clinic. Der Fokus müsse zunehmend auf das Fragen-Stellen und nicht auf das Antwort-Geben gesetzt werden. Er sprach hier auch die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz für bedürfnisgerechtere Trainings an.

Darüber hinaus diskutierten die Panelisten die nächsten Schritte sowie die deutsch-arabischen Kooperationsmöglichkeiten für die Weiterbildung im Gesundheitswesen. Für eine steigende Lernkurve seien vor allem Spezialisierung und Praxisbezug entscheidend. Zudem könne ein weltweites Netzwerk wie auch Online Lernformat ein internationales Teilen der Trainingsinhalte möglich machen und so die Implementierung von Wissen und Technologien weltweit beschleunigen.

Das dritte Panel widmete sich den Vorteilen, Herausforderungen und Grenzen von sogenannten Smart Hospitals, d.h. digitalisierten intelligenten Krankenhäusern.

Tom Ruyten, Leiter der Markentwicklung bei Siemens Healthineers, definierte intelligente Krankenhäuser als ein mit dem Patienten digital verbundenes System, das Technologien wie KI und elektronische Patientenakten integriert. Ein Beispiel für solch eine intelligente Komponente bat Koen Paredis, Geschäftsführer der Draegerwerk AG & Co.KG, indem er ein Gerät vorstellte, das die Patientendaten über die Standardisierung einer Maschinensprache koordiniert und so effizienter zugreifbar und auswertbar mache. Ein anderes Beispiel sei die Integration von virtueller Realität, so Dirk Stefan Polte, Geschäftsführer der Fieger Lamellenfenster GmbH. Mithilfe von virtueller Realität könne z.B. die nötige Infrastruktur des Krankenhauses im Vorhinein geplant werden. Trotz aller möglichen Vorteile solcher Technologien, solle die Sicherheit des Patienten im Vordergrund stehen, sagte Joern Lubadel, globaler Leiter für klinische IT und Cybersicherheit bei der B.Braun Melsungen AG. Medizinische Institutionen müssten sicherstellen, dass die Infrastruktur und die Daten geschützt würden.

Das letzte Panel widmete sich der Frage, wie die arabisch-deutsche Zusammenarbeit in der Pharmaindustrie für eine nachhaltige Verfügbarkeit von Arzneimitteln und medizinischen Geräten in der arabischen Welt ausgebaut werden kann, um den Anforderungen in diesem Zusammenhang zu begegnen. Dr. Murad M. Daghles, Partner der White & Case LLP International Law Firm, hob die Sensibilität hervor, die die Import-Abhängigkeit von Gütern und Personal im medizinischen Sektor mit sich bringen würde. Genauso sprach sich Dr. Hubertus Cranz, Managing Director des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller, dafür aus, dass nationale Produktionsstätten essenziell seien, um Lieferengpässe und Produktmangel zu vermeiden. Während die Gesundheitsversorgung in das Feld nationaler Sicherheit falle, sprachen sich beide Panelisten gleichzeitig für eine deutsch-arabische Kooperation im Krankenversicherungssystem aus, das mithilfe von Deutschland in den arabischen Ländern entwickelt werden könne.